Tiere ohne Knochen: 6 faszinierende Beispiele
Geschrieben und geprüft von der Biologe Francisco Morata Carramolino
Wenn du jemanden darum bittest, an ein Tier zu denken, werden den meisten Menschen vermutlich erst einmal Wirbeltiere in den Sinn kommen. Im Allgemeinen sind sie größer, leichter sichtbar und in verschiedenen menschlichen Kulturen weit verbreitet. Darüber hinaus gibt es aber noch zahlreiche Tiere ohne Knochen, welche häufig vergessen werden.
Auch in Fachkreisen erhalten Wirbeltiere weitaus mehr Aufmerksamkeit. Allerdings macht diese Gruppe, die aus Vögeln, Säugetieren, Reptilien, Fischen und Amphibien besteht, tatsächlich nur einen winzigen Teil der Tierwelt aus. Viele Wirbellose werden häufig sogar abfällig als Getier oder Ungeziefer bezeichnet. Aber du solltest wissen, dass sie – sowohl in Bezug auf ihre Anzahl als auch hinsichtlich ihrer Vielfalt – eine wesentlich größere Gruppe darstellen als die vorab erwähnten Wirbeltiere.
Wirbellose, also Tiere ohne Knochen, haben jeden Winkel des Planeten erobert, sie gehören zu ganz unterschiedlichen Gruppen und bergen noch immer unzählige Geheimnisse für den Menschen. Daher werden wir in unserem heutigen Artikel über die wichtigsten Gruppen der Wirbellosen sprechen und auch auf ihre jeweiligen Besonderheiten und speziellen Nischen eingehen. Wenn du mehr darüber erfahren möchtest, solltest du unbedingt weiterlesen!
Tiere ohne Knochen – das sind ihre Merkmale
Wirbellose machen den größten Teil des tierischen Lebens aus. Von den mehr als 30 Stämmen – den größten Gruppen, in die Lebewesen unterteilt sind – bilden die Wirbeltiere nur eine einzige.
All diese Phyla (Stämme) haben sich nach sehr alten evolutionären Trennungen zwischen Tiergruppen gebildet. Daher ist es leicht zu verstehen, dass diese Gruppen sehr unabhängig voneinander sind, sich auf sehr unterschiedlichen Wegen entwickelt haben und extrem unterschiedliche anatomische und ökologische Merkmale aufweisen.
Wirbellose sind im Allgemeinen klein. Aufgrund von Einschränkungen in ihrem Kreislauf- und Atmungssystem, der Struktur ihres Körpers, der Konkurrenz mit Wirbeltieren und anderen Faktoren werden die meisten dieser knochenlosen Tiere nicht sehr groß. Einige sind sogar so klein, dass sie nur unter dem Mikroskop sichtbar sind.
Allerdings war dies nicht immer der Fall. In der Vergangenheit waren einige Wirbellose unter verschiedenen Umweltbedingungen wesentlich größer als heute. Darüber hinaus sind die Wirbellosen sehr alt, da die ersten Tiere auf dem Planeten zu dieser Gruppe gehörten. Des Weiteren haben sie meist eine recht kurze Lebensspanne und natürlich besitzen sie keine Kalziumknochen wie wir.
Trotzdem haben einige dieser „primitiven“ Wesen andere Strukturen, um ihre Muskulatur zu halten und ihren Körper zu schützen. Dies können Exoskelette, Schalen, hydrostatische Skelette usw. sein.
1. Stachelhäuter (Echinodermata)
Zu den Stachelhäutern gehören Seeigel, Seesterne, Seegurken und Crinoiden (Seelilien und Haarsterne). Letztere sind in der Öffentlichkeit nicht sehr bekannt, gehören aber tatsächlich zu den faszinierendsten Arten.
Insgesamt gibt es etwa 20.550 beschriebene Arten von Stachelhäutern, von denen 7.550 heute noch existieren. Im Allgemeinen haben sie eine radiale Symmetrie, da ihr Körper in fünf gleiche Teile um eine zentrale Achse geteilt ist, welche sich am Maul oder der Mundöffnung befindet. Der Körper kann auch aus mehr Teilen bestehen, welche immer ein Vielfaches von fünf sind.
Die Körper der Stachelhäuter sind von einem charakteristischen kalkhaltigen Exoskelett bedeckt, das aus kleinen, voneinander getrennten Platten besteht, von denen auch der wissenschaftliche Name stammt. Alle Stachelhäuter leben in salzigen Gewässern.
Interessanterweise haben die Larven dieser Tiere keine radiale, sondern eine bilaterale Symmetrie.
2. Tiere ohne Knochen: Schwämme (Porifera)
Porifera sind besser bekannt als Meeresschwämme. Seltsamerweise sind diese Wesen Tiere. Tatsächlich handelt es sich um die ältesten existierenden Lebewesen und sie bilden die Schwestergruppe zu allen anderen Lebewesen auf dem Planeten.
Die heute existierenden 8.659 Arten sind marin, wobei sie verschiedene Ökosysteme innerhalb der Ozeane besiedeln können. Sie sind meist sesshaft (unbeweglich) und haben kein echtes Gewebe. Ihre Ernährung basiert auf der Filtration von Schwebstoffen. Dazu erzeugen sie mit Hilfe von Geißelzellen Wasserströme in ihrem Körper.
3. Gliederfüßer (Arthropoda)
Arthropoden sind bei weitem der erfolgreichste, zahlreichste und vielfältigste Stamm von Tieren. Sie bestehen aus 1.257.040 lebenden Arten und weiteren 45.769 ausgestorbenen. Die großen Gruppen innerhalb der Gliederfüßer sind die Hexapoden (einschließlich Insekten), die Myriapoden (Tausendfüßer und Hundertfüßer), Chelicerata (Spinnen, Skorpione usw.) und Krebstiere.
All diese knochenlosen Tiere haben eine bilaterale Symmetrie. Ihr Körper ist mit einem harten und chitinhaltigen Exoskelett bedeckt, das sie vor der Umwelt schützt. Darüber hinaus sind sie in eine Reihe von Segmenten unterteilt, die jeweils ein Paar gelenkige Anhängsel haben.
Diese Segmente und Anhängsel können auf jede erdenkliche Weise verschmelzen, modifiziert und spezialisiert werden, was den Arthropoden eine enorme Anpassungsfähigkeit verleiht. Aufgrund dessen haben diese Wirbellosen erfolgreich jeden Winkel des Planeten besiedelt.
4. Tiere ohne Knochen: Weichtiere (Mollusca)
Diese knochenlosen Tiere sind mit etwa 84.977 aktuellen Arten die zweithäufigste Gruppe. Es handelt sich um weiche und verletzliche Organismen, meist Wasserorganismen, die sehr unterschiedliche Strategien verfolgen.
Muscheln sind beispielsweise nur wenig mobil. Darüber hinaus sind sie Filtrierer und werden durch sehr starke Schalen oder Ventile geschützt. Im Gegensatz dazu sind Schnecken mobiler und ernähren sich über die Radula von Pflanzen oder Tieren. Viele tragen eine spiralförmige Schale, in der sie sich verstecken.
Schließlich gibt es noch die Kopffüßer, die sich für extreme Mobilität im Wasser, ein fleischfressendes Leben und eine unglaubliche Intelligenz entschieden haben. Diese Tiere tragen mehrere und bewegliche Arme oder Tentakel, mit denen sie sich fortpflanzen, jagen und mit der Umwelt interagieren. Darüber hinaus sind sie Meister des Farbwechsels.
5. Nesseltiere (Cnidaria)
Auch dies ist eine ausschließlich aquatische Gruppe. Sie umfasst 10.203 sehr unterschiedliche Arten. Einige Nesseltiere sind mobil und werden Quallen genannt. Andere sind Polypen, die dauerhaft mit dem Meeressubstrat verbunden leben. Bestimmte Arten können je nach Lebensphase zwischen der einen oder anderen Option wechseln.
Des Weiteren gibt es Nesseltiere, die einzeln leben, während andere riesige Kolonien koordinierter Organismen bilden. Einige Kolonien sind Freischwimmer, während andere sesshaft sind. Darüber hinaus gibt es Nesseltiere, die mit einem felsigen und anorganischen Schutz bedeckt sind: Korallen.
6. Tiere ohne Knochen: Anneliden (Annelida)
Anneliden werden oft als „Würmer“ bezeichnet, obwohl dieser Begriff weit gefasst ist und auch andere Organismen einschließt. Die meisten der 17.388 Arten sind marin. Die Hauptgruppe der Ringelwürmer sind die Polychaeten. Einige von ihnen sind mobil und haben in jedem Segment verdickte Anhängsel. Andere leben in starren Röhren und nutzen Filamente, um durch diese ihre Nahrung zu fangen.
Regenwürmer oder Oligochaeten sind ebenfalls Ringelwürmer. Das gleiche gilt für die berühmten Blutegel.
Obwohl sie meist klein sind und häufig übersehen werden, sind Tiere ohne Knochen von unschätzbarem Wert. Sie leisten extrem viel für ihr Ökosystem und sind eine der Grundlagen, die Ökosysteme auf der ganzen Welt unterstützen. Daher wäre ein Überleben auf diesem Planeten ohne sie gar nicht möglich.
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