Hornhautgeschwüre bei Katzen: Ursachen, Arten und Behandlung
Geschrieben und geprüft von dem Tierarzt und Zootechniker Sebastian Ramirez Ocampo
Hornhautgeschwüre bei Katzen sind eine der häufigsten Augenkrankheiten in der tierärztlichen Praxis. Untersuchungen, die im Fachmagazin Revista de Investigaciones Veterinarias del Perú in den Jahren 2014 bis 2020 veröffentlicht wurden, haben gezeigt, dass diese Art von Läsion die am häufigsten gemeldete bei dieser Tierart ist – gefolgt von Bindehauterkrankungen.
Angesichts der Bedeutung der Sehorgane ist es wichtig, dass Katzenhalter:innen die wichtigsten Ursachen, Symptome, Arten und Behandlungen von Hornhautgeschwüren kennen. Nur auf diese Weise können Bezugspersonen sich rechtzeitig um ihr Tier kümmern. Lies weiter und erfahre alles über diese Augenkrankheit.
Was sind Hornhautgeschwüre und was sind ihre Ursachen?
Die Hornhaut ist eine avaskuläre und transparente Struktur. Deren Hauptfunktion besteht darin, das Eindringen von Fremdkörpern, Mikroorganismen und chemischen Substanzen in das Auge zu verhindern. Zudem spielt die Hornhaut eine wichtige Rolle beim Sehen.
Sie ist dafür verantwortlich, dass das Licht fokussiert wird und in das Auge eindringt, damit man Bilder klar sehen kann. Die Hornhaut besteht aus einer äußeren Epithelschicht, dem Stroma, der Descemet-Membran und einer inneren Endothelschicht.
Im klinischen Sinne kann man ein Geschwür als Verlust der Kontinuität einer oder mehrerer Hornhautschichten definieren. Dardurch ist die Integrität und Funktionalität dieser Schutzmembran beeinträchtigt. Laut einer Studie im Electronic Journal of Veterinary Medicine, zeigen Betroffene in der Regel Anzeichen von Schmerzen und Augenbeschwerden. Dazu “gesellt” sich eine ausgeprägte Trübung der Hornhaut.
Zu den Faktoren, die die Entstehung von Hornhautgeschwüren bei Katzen begünstigen, gehören hervorstehende Augen, der Zugang nach draußen und das Zusammenleben mit anderen Katzen. Aus der oben genannten Studie geht ebenfalls hervor, dass die Hauptursachen für die Entstehung dieser Augenkrankheit bei Katzen die folgenden sind:
- Traumatische Verletzungen: Wie der Name schon sagt, entstehen diese durch Schläge, Kratzer und den Kontakt der Hornhaut mit Fremdkörpern oder chemischen Stoffen.
- Virale Erkrankungen: Eine der Hauptursachen für Katzenaugengeschwüre ist die Infektion mit dem Felinen Herpesvirus Typ 1.
- Begleitende Augenkrankheiten: Augenkrankheiten wie Keratoconjunctivitis sicca oder trockenes Auge, Distichiasis und ektopisches Zilium begünstigen die Entstehung von Hornhautgeschwüren.
Arten von Hornhautgeschwüren bei Katzen
Je nach Tiefe, Entwicklung und Ausdehnung der Läsion kann man Geschwüre als einfach oder kompliziert einstufen:
Einfache Geschwüre
Einfache Geschwüre sind Läsionen, die nur das äußere Hornhautepithel und die Oberfläche des Stromas betreffen. Sie werden in der Regel durch Fremdkörper, Traumata, trockene Augen oder chemische Reizstoffe verursacht. Zu den Gründen zählen auch Virusinfektionen mit dem Herpesvirus-1 und chirurgische Eingriffe, bei denen das Auge nicht richtig geschmiert wird.
Diese Art von Geschwüren ist sehr schmerzhaft. Die davon betroffenen Tiere zeigen die folgenden Symptome:
- Blepharospasmus
- Übermäßiger Tränenfluss
- Pupillenverengung
- Lichtempfindlichkeit
- Hornhautödem
Die Diagnose von oberflächlichen, einfachen Geschwüren wird durch die örtliche Anwendung von Farbstoffen wie Fluorescein gestellt. Ebenso sollte man eine vollständige bilaterale augenärztliche Untersuchung durchführen. Darüber hinaus können ergänzende Untersuchungen wie der Schirmer-Test, der die Tränenproduktion des Auges bewertet, durchgeführt werden.
Komplizierte Geschwüre
Komplizierte Geschwüre sind solche, die Abnormalitäten bei der Heilung oder infektiöse Prozesse aufweisen. Dazu kommt das Vorhandensein von zellulärem Infiltrat oder Geschwüre, die mehr als die Hälfte der Hornhautstrukturen beeinträchtigen. Zu diesen Arten von Läsionen gehören infizierte Geschwüre, indolente Geschwüre, Descemetocelen und perforierte Läsionen. Im Folgenden wird erklärt, worum es sich dabei jeweils handelt.
Entzündete Geschwüre
Diese entstehen, wenn eine Hornhautläsion mit opportunistischen Erregern, meist Bakterien, kontaminiert wird. Laut einer Studie, die in Veterinary Clinics of North America: Small Animal Practice veröffentlicht wurde, können diese Mikroorganismen zu einer Vergrößerung und Vertiefung der Läsion führen. Das liegt daran, dass einige Bakterien wie Pseudomonas proteolytische Enzyme absondern, die die Hornhautstrukturen angreifen.
Um den infizierenden Mikroorganismus zu identifizieren, verwendet man Methoden wie die Zytologie, Kulturen und Antibiogramme von Proben aus dem Hornhautgewebe.
Indolente Geschwüre
Darunter versteht man Läsionen, bei denen das Epithel zwar wächst, aber nicht mit dem Stroma oder der Basalmembran des Epithels verwachsen ist. Das heißt, es findet ein Heilungsprozess statt, der allerdings nicht vollständig abgeschlossen ist. Daher kehren die Läsionen immer wieder. Bei Katzen bringt man sie mit einer Infektion mit dem Felinen Herpesvirus Typ 1 in Verbindung.
In der akuten Phase können Anzeichen wie Blepharospasmus, übermäßiger Tränenfluss und Lichtempfindlichkeit auftreten. Wenn die Läsion jedoch chronisch wird, zeigen die Betroffenen keine Anzeichen von Schmerzen oder Unwohlsein.
Descemetocele
Wenn das Geschwür die Epithelschicht zerstört hat und das Stroma die Descemet-Membran erreicht hat, entsteht eine schwere Läsion, die die Integrität des Auges beeinträchtigt und als “Descemetocele” bezeichnet wird. Diese Art von Geschwür gilt als medizinischer Notfall, da die Gefahr einer Perforation des Auges besteht. Es können Anzeichen einer schweren Uveitis, zelluläre Infiltrate und geringe oder gar keine Schmerzsymptome auftreten.
Perforierte Läsionen
Perforierte Geschwüre entstehen durch Traumata, Descemetocelen, schwere Infektionen oder Hornhautablösungen bei Katzen. Zu den klinischen Anzeichen dieser Verletzung gehören der Lidkrampf (Blepharospasmus) und eitriger oder seröser Augenausfluss. Dazu kommen noch Hornhautödeme, eine kollabierte Vorderkammer und ein Vorfall der Iris, der zum Verlust des Auges führen kann. In diesen Fällen muss das Tier umgehend eine Behandlung in der tierärztlichen Praxis erfahren.
Behandlung von Hornhautgeschwüren bei Katzen
Die Behandlung dieser Augenkrankheiten sollte sich nach dem Schweregrad, der Komplexität und dem Ausmaß der Läsion richten. Einfache oder oberflächliche Geschwüre behandelt man mit antibiotischen Präparaten, entzündungshemmenden Mitteln und topischen Schmerzmitteln.
Es ist wichtig zu wissen, dass die Verwendung von Kortikosteroiden kontraindiziert ist, da sie den Heilungsprozess der Hornhaut und ihre Abwehrmechanismen beeinträchtigen.
Kompliziertere Geschwüre sollte man in der Regel chirurgisch oder mit anderen Medikamenten behandeln. So haben sich zum Beispiel Techniken wie die Gitterkeratotomie, das Debridement der Bindehautlappen mit dem Diamantfräser oder autologe Membranimplantate bei der Behandlung dieser Fälle bewährt.
Darüber hinaus zeigten die Verwendung von plättchenreichem Plasma und die Anwendung von Stammzellen positive Ergebnisse bei der Auflösung von Geschwüren in Katzenaugen.
Die Krankheit erfordert deine Aufmerksamkeit
Wie du gesehen hast, solltest du Hornhautgeschwüre nicht auf die leichte Schulter nehmen. Es ist wichtig, dass du jedes Anzeichen von Augenschmerzen bei deinem Haustier sofort erkennst. Dann kann man die Hornhaut rechtzeitig behandeln. Es gilt auf jeden Fall zu verhindern, dass sich tiefere oder kompliziertere Läsionen bilden.
Denke daran, besonders aufmerksam zu sein, wenn sich deine Katze im Freien aufhält. Für gewöhnlich verursachen Kämpfe mit anderen Tieren diese Art von Krankheit. Versuche, deinen Tierarzt oder deine Tierärztin regelmäßig aufzusuchen, damit deine Katze gesund bleibt.
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