Was ist die Schreckstarre und wozu dient sie?
Die Schreckstarre ist eine defensive Verhaltensart. Das Tier nimmt dabei eine Position an, mit der es vorgibt, tot zu sein. Dies tut es, um sich vor möglichen Raubtieren zu schützen.
Ursprung des Ausdrucks
Wissenschaftlich nennt man die Schreckstarre Thanatose. Das ist eine Kombination der griechischen Wörter thanat(o), was Tod bedeutet und -o-sis, was soviel wie Prozess bedeutet. Die Verbindung der zwei Worte hat zu dem Ausdruck “die Todesstrafe durchführen” geführt.
Anschließend hat man das Wort dann im Feld der Zoologie neu definiert, weshalb es heutzutage zulässig und bekannt ist. Man erklärt es als “die Fähigkeit einiger Tiere, sich in Gefahrensituationen tot zu stellen.”
Diese evolutionäre Strategie gegen Raubtiere hat auch noch andere Namen, wie zum Beispiel Starre, Totstellreflex, Katalepsie und Akinese.
Alles über die Schreckstarre
Das Verhalten der Raubtiere ist sehr wichtig, da es unter anderem bestimmte Aspekte wie Ernährung und Überleben sowohl der Jungen als auch der ausgewachsenen Tiere bestimmt. Beutetiere haben bestimmte Strategien entwickelt, um sich den Raubtieren zu stellen. Dazu gehört auch die Schreckstarre.
In der Ökologie hat man beobachtet, dass eine Interaktion zwischen einem Raubtier und seiner Beute besteht. Diese Interaktion ist in mehrere Etappen unterteilt und beginnt mit der Nähe der Individuen. Darauf folgt die Detektion, gefolgt von Identifikation, Annäherung, Kontakt, Unterwerfung und letztendlich der Verzehr.
Die Schreckstarre kennt man auch als den Totstellreflex. Diese Technik haben sich verschiedene Spezies angeeignet. Die Tiere aktivieren sie, wenn das Raubtier ihnen nah ist oder sogar, nachdem es Kontakt mit ihnen aufgenommen hat.
Tonische Immobilität – tonic immobility (TI) auf Englisch – ist ein weiterer Ausdruck hierfür. Man glaubt, dass sie einen weiteren Angriff des Raubtieres verhindert und das Raubtier somit das Beutetier nicht mehr der Unterwerfung unterzieht, um zu vermeiden, dass es flieht.
Merkmale der Schreckstarre
Die hauptsächlichen Merkmale, die man bei dieser Strategie antrifft, sind die folgenden:
- Katalepsie oder Unbeweglichkeit. Starre Postur, die durch eine tonische, muskulöse Aktivität eingenommen wird.
- Wachsartige Beweglichkeit der Gliedmaßen.
- Fehlende externe Stimuli.
- Die Tiere können für Sekunden, aber auch bis zu Stunden in dieser Postur verharren.
Die Schreckstarre ist eine andere Strategie als die Unbeweglichkeit oder das Erstarren, da Letztere verwendet werden, bevor das Raubtier Kontakt aufnimmt. Sie ist auch anders als der Mechanismus, den Tiere verwenden, um ein Raubtier abzuschrecken und verletzliche Körperstellen zu schützen. Die Schreckstarre ist vielmehr eine letzte Instanz.
Der Prozess der Schreckstarre endet so plötzlich wie er beginnt. Das Tier kommt binnen Sekunden wieder zu sich und ist sofort wieder voll leistungsfähig, obwohl es zuvor komplett unbeweglich war.
Bis vor einigen Jahrzehnten gab es nur wenige Studien, die sich mit diesem Phänomen beschäftigten. Deshalb wird dieses Verhalten nur in einer Reihe von Taxa registriert, doch man glaubt, dass es noch bei weiteren besteht.
Spezies, die sich die Schreckstarre zunutze machen
Verschiedene Studien haben gezeigt, in welchen Taxa sich diese Art von Strategie gegen Raubtiere beobachten lässt. Hauptsächlich wird sie von Wirbellosen, wie etwa Spinnen, Schmetterlingen, Käfern, Ameisen, Bienen oder Wespen durchgeführt.
Doch man hat sie auch bei Wirbeltieren gesehen. Konkret gesprochen, geht es dabei um die Gruppen von Säugetieren, Reptilien, Fischen, Vögeln und Amphibien.
Doch die genaue Verbreitung der Schreckstarre ist weder bei Wirbeltieren noch bei Wirbellosen ganz klar. Trotzdem zeigen wir dir Beispiele im Folgenden für diese Technik.
Holotrochus hispanicus
Dieser Käfer hat seine Morphologie verändert, um sich an den Prozess der Schreckstarre anzupassen. Normalerweise ziehen die Tiere ihre Pfoten unter ihrem Körper ein.
Dieser Käfer jedoch zieht die verschiedenen Teile seiner Beinchen ein. Außerdem kippen seine Fühler nach hinten, in den Kamm über die Augen und in die Augen.
Die Stellung, die diese Spezies einnimmt, führt zu einem zylindrischen Körper, bei dem kein Körperteil hervorsteht.
Pisaura mirabilis
Diese Jagdspinne hat eine ungewöhnliche Art, die Schreckstarre zu verwenden. Es hat sich gezeigt, dass die männlichen Spinnen wesentlich attraktiver für die Weibchen sind, wenn sie ihnen gelähmte Beutetiere bringen. Doch für das Weibchen kann ein sich bewegendes Männchen aufmerksamkeitserregender sein, als die gelähmte Beute.
Deshalb nehmen die Männchen die Schreckstarre ein, nachdem sie dem Weibchen eine Gabe gemacht haben. Die Männchen kommen erst aus der Schreckstarre heraus, wenn die Weibchen beginnen, das Beutetier zu fressen. Ist das Männchen erst einmal aktiv, dann beginnt die Paarung.
Es hat sich gezeigt, dass dieses Verhalten nicht von allen Männchen durchgeführt wird. Doch man hat bemerkt, dass jene Männchen, die eine Schreckstarre durchführen, oft erfolgreicher bei der Paarung sind.
Andere Tieraten, wie beispielsweise Enten, Kühe, Frösche oder Reptilien wie die Vipernatter (Natrix maura) sind ebenfalls in der Liste der Spezies, welcher sich der Schreckstarre bedienen.
Diese Verteidigungstechnik wurde zuvor nicht ausreichend bewertet, obwohl es Beweise auf der ökoligischen Ebene gibt und sich gezeigt hat, dass verschiedene Taxa diese Überlebensstrategie anwenden.
Alle zitierten Quellen wurden von unserem Team gründlich geprüft, um deren Qualität, Verlässlichkeit, Aktualität und Gültigkeit zu gewährleisten. Die Bibliographie dieses Artikels wurde als zuverlässig und akademisch oder wissenschaftlich präzise angesehen.
- >Outerelo, R.; Gamarra, P; Urbaneja, A; Casteñera, P. y Monzo, C. Holotrochus hispanicus nov. sp. (Coleoptera, Staphylinidae, Osoriinae) de Valencia, España y su curioso fenómeno de tanatosi. Bol R Soc Esp Hist Nat (Sec Biol). 2010;114.
- Humphreys RK, Ruxton GD. A review of thanatosis (death feigning) as an anti-predator behaviour. Behav Ecol Sociobiol. 2018;72(2):22. doi:10.1007/s00265-017-2436-8.
- Rogers, S. M. & Simpson, S. J. Thanatosis: Current Biology. Elsevier. 2014; 24(21) [Internet]. [citado 17 de julio de 2019]. Disponible en: https://www.cell.com/current-biology/comments/S0960-9822(14)01064-1.<
- dicciomed.eusal.es tanatosis [Internet]. [citado 17 de julio de 2019]. Disponible en: https://dicciomed.usal.es/palabra/tanatosis
- Fernández-Guiberteau D, Casado FC. Tanatosis en lagartija roquera (Podarcis muralis), lagartija occidental ibérica (Psammodromus occidentalis) y culebra viperina (Natrix maura). Butll. Soc. Catalana Herpetologia. 2016; 23: 93-96. [Internet]. Disponible en: https://soccatherp.files.wordpress.com/2016/02/tanatosis-muralis-psammodromus-natrix.pdf
Dieser Text dient nur zu Informationszwecken und ersetzt nicht die Beratung durch einen Fachmann. Bei Zweifeln konsultieren Sie Ihren Spezialisten.