Warum Licht Insekten anzieht!
Geschrieben und geprüft von dem Biologen Cesar Paul Gonzalez Gonzalez
Wenn du nachts eine Lampe einschaltest, fliegen in der Regel eine Vielzahl von Insekten herbei und schwirren unaufhörlich um die Lichtquelle herum. Dies wird häufig als störend empfunden und betrifft fliegende Gliederfüßer (Arthropoden); dort vor allem Zweiflügler (Diptera) und Schmetterlinge (Lepidoptera). In diesem Artikel erfährst du, warum künstliches Licht Insekten anlockt.
Die Wahrheit ist, dass die Insekten völlig desorientiert sind und deshalb immer wieder im Kreis fliegen. Schon das Einschalten einer Glühbirne mitten in der Nacht hat Auswirkungen auf die Wahrnehmung dieser Insekten. Lies weiter und wir erzählen dir in allen Einzelheiten, warum künstliches Licht Insekten anzieht.
Insektenaugen
Insektenaugen unterscheiden sich stark von denen anderer Tiere, da sie nicht die gleichen Farben und die gleiche Intensität des Lichts wahrnehmen können. Das liegt daran, dass sie andere Fotorezeptoren enthalten, die für die „Interpretation“ von Licht zuständig sind. Aus diesem Grund reagieren Insekten auch auf Reize, die Menschen nicht besonders gut wahrnehmen können, wie z. B. UV- und Infrarotlicht.
Die beiden Arten von Sehstrukturen, die die meisten Insekten haben, sind Punktaugen oder Hautaugen (Ocelli) und Facettenaugen. Beide können die Lichtintensität wahrnehmen, aber nur letztere sind in der Lage, die schärferen Bilder zu erhalten, die ihnen helfen, Entscheidungen zu treffen. Das nennt man Phototaxis, die Fähigkeit der Insekten, auf Licht zu reagieren.
Gliederfüßer reagieren durch ihren natürlichen „Instinkt“ auf jede Art von Licht. Der entscheidende Punkt ist die „Maßnahme“, die sie als Reaktion auf diese Reize ergreifen. Diese Reaktion ist quasi „vorprogrammiert“; in der Regel werden dabei zwei Verhaltensweisen unterschieden: Flucht (negative Phototaxis) oder Anziehung (positive Phototaxis).
Ebenso lesenswert ist folgender Artikel 10 Kuriositäten über Fliegen
Warum ist Phototaxis wichtig?
Licht ist ein wertvoller Indikator für Insekten, da die Anwesenheit oder Abwesenheit von Licht ihnen hilft, die Gegebenheiten ihres Umfelds zu erkennen. Kakerlaken haben zum Beispiel „Angst“ vor Licht, weil es ihren Fressfeinden hilft, sie ausfindig zu machen. Aus diesem Grund verstecken sie sich und kommen nur im Dunkeln heraus. Diese negative Phototaxis ermöglicht es ihnen, Gefahren zu identifizieren. Folglich können sie diese vermeiden.
Ebenso ist es charakteristisch für Bienen, dass sie von Blüte zu Blüte fliegen und sich von Nektar oder Pollen ernähren. Auch wenn es den Anschein hat, dass sich diese Suche „zufällig“ gestaltet, werden die Insekten in Wirklichkeit von der Reflektion des UV-Lichts angezogen, das von bestimmten Blüten ausgeht. Durch positive Phototaxis sparen sie Zeit und erreichen leichter die Pflanzen, die köstliche Nahrung für die Bienen bereithalten.
Mehr zum Thema 7 Kuriositäten über Bienen: Einfach faszinierend!
Warum Licht Insekten anzieht
Licht zieht nachtaktive Insekten in größerem Maße an. Allerdings zeigen nicht alle von ihnen positive Phototaxis, denn jedes Insekt interpretiert den Lichtreiz anders. Einige der Gründe, warum diese Organismen eine Lichtquelle aufsuchen, sind die folgenden:
- Orientierung: Das Mondlicht hilft ihnen, sich zu orientieren, während künstliches Licht sie „durcheinanderbringt“.
- Orientierungshilfe zur Hindernisvermeidung: Intensive Beleuchtung zeigt an, dass die Flugbahn frei von Hindernissen ist.
- Kommunikation: Für biolumineszente Insekten wie Glühwürmchen dient das Licht als Kommunikationsmittel untereinander.
Wir werden uns jetzt jedes dieser Phänomene etwas genauer ansehen.
Mehr zum Thema Biolumineszierende Pflanzen und Tiere an den Küsten
Der Mond als Orientierungshilfe
Ihr biologischer Entwicklungsprozess führte dazu, dass sich nachtaktive Insekten am Licht des Mondes orientieren. Früher war dies das einzige natürliche Objekt, das die Nacht erhellte. Aus diesem Grund zog die Einführung von künstlichem Licht eine Desorientierung der Insekten nach sich. Es ist ihnen nicht möglich, zwischen den beiden Beleuchtungsarten zu unterscheiden.
Dieses Problem gewinnt an Tragweite, wenn man bedenkt, dass die Sicht der Gliederfüßer nicht sehr scharf ist.
Klarer Himmel
Das Mondlicht hilft Insekten dabei, festzustellen, ob der Flugweg frei ist oder nicht. Für Insekten ist die Interpretation einfach: Je mehr Licht vorhanden ist, desto weniger Hindernisse gilt es zu vermeiden. Das Problem entsteht, wenn eine weitere Lichtquelle neben dem Mond dem Insekt vorgaukelt, dass der Flugweg frei ist. Aus diesem Grund wird das Insekt von der künstlichen Lichtquelle angezogen.
Biolumineszierende Insekten
Bei biolumineszierenden Insekten spielt das Licht eine wichtige Rolle bei der Kommunikation. Das führt dazu, dass die Organismen durch künstliche Lichtquellen „verwirrt“ werden. Bei Leuchtkäfern wie dem Großen Johannisglühwürmchen (Lampyris noctiluca) zum Beispiel, suchen die Männchen die Weibchen anhand ihrer Helligkeit aus. Diese Eigenschaft führt dazu, dass sie von Glühbirnen angezogen werden.
Die Auswirkungen von künstlichem Licht auf Insekten
Künstliches Licht zieht Insekten auf die gleiche Weise an wie natürliches Licht (der Mond). Das bedeutet, dass Städte einen großen Einfluss auf das Leben dieser Organismen haben. Gleichzeitig verurteilt es sie zu einem langsamen Tod, indem es ihre Flügel verbrennt. Menschen fühlen sich durch das Umschwirren der Lichtquellen belästigt. Gleichzeitig werden eine Vielzahl von Arten damit an den Rand des Aussterbens getrieben.
Eine mögliche Lösung ist die Verwendung von Warmlicht, das nur eine geringe Menge an UV-Licht erzeugt. Dies verhindert zwar nicht vollständig, dass die Insekten angezogen werden, aber es reduziert die negativen Auswirkungen des Lichts auf sie erheblich. Die Lösung dieses Konflikts macht zudem eine Änderung der Gewohnheiten der Menschen erforderlich. Der übermäßige Verbrauch von Lichtenergie wird inzwischen als „normaler“ Bestandteil des menschlichen Lebens betrachtet.
Mehr zum Thema Kakerlaken, die ältesten Insekten der Welt?
Dieses Problem wird auch als Lichtverschmutzung bezeichnet und kann als ein Übermaß an künstlichem Licht während der Nacht definiert werden. Dies führt zu verschiedenen physiologischen Ungleichgewichten bei wild lebenden Arten und beeinträchtigt sogar die menschliche Gesundheit. Wenn du einen Beitrag leisten möchtest, das Problem zu verringern, versuche, unnötige Lichter im Haushalt auszuschalten. Halte die Fenster geschlossen, wenn bei dir abends Lichter brennen sollten.
Alle zitierten Quellen wurden von unserem Team gründlich geprüft, um deren Qualität, Verlässlichkeit, Aktualität und Gültigkeit zu gewährleisten. Die Bibliographie dieses Artikels wurde als zuverlässig und akademisch oder wissenschaftlich präzise angesehen.
- Camborda, F., Castillo, J., & Rodríguez, S. (2015). Trampas de luz con panel pegante para la captura de adultos de Prodiplosis longifila Gagné (Diptera: Cecidomyiidae) en el cultivo de espárrago. Ecología Aplicada, 14(2), 139-145.
- Castresana, J., & Puhl, L. (2017). Estudio comparativo de diferentes trampas de luz (LEDs) con energía solar para la captura masiva de adultos polilla del tomate Tuta absoluta en invernaderos de tomate en la Provincia de Entre Ríos, Argentina. Idesia (Arica), 35(4), 87-95.
- Ángel, B. B. M. (2013). Daño al material genético por luz ultravioleta de un equipo exterminador de insectos voladores evaluado por medio de la prueba de micronúcleos en neonatos de rata (Tesis de grado, Universidad de Guadalajara).
- Owens, A. C., & Lewis, S. M. (2018). The impact of artificial light at night on nocturnal insects: A review and synthesis. Ecology and evolution, 8(22), 11337-11358.
- BURRIAL, A. T., & ORTEGA, S. P. (1997). La visión de los insectos desde un punto de vista óptico. Bol. SEA, 8, 27-34.
- Chen, Z., Liu, C. Q., Sun, H., & Niu, Y. (2020). The ultraviolet colour component enhances the attractiveness of red flowers of a bee-pollinated plant. Journal of Plant Ecology, 13(3), 354-360.
Dieser Text dient nur zu Informationszwecken und ersetzt nicht die Beratung durch einen Fachmann. Bei Zweifeln konsultieren Sie Ihren Spezialisten.