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Gibt es federlose Vögel?

8 Minuten
Wenn wir an Vögel denken, denken wir automatisch an Gefieder. Aber gibt es auch federlose Vögel? Wenn du das herausfinden willst, lies weiter.
Gibt es federlose Vögel?
Raquel Rubio Sotos

Geschrieben und geprüft von der Biologin Raquel Rubio Sotos

Letzte Aktualisierung: 21. Dezember 2022

Die Federn der Vögel sind ihr größtes Unterscheidungsmerkmal und einzigartig für diese Tiere. Federn sind eine epidermale Struktur, die den Tieren hilft, ihre Temperatur zu halten, zu balzen, sich vor Raubtieren zu schützen und sich sowohl in der Luft als auch im Wasser zu bewegen. Heute stellen wir also die Frage: Gibt es auch federlose Vögel?

Je nachdem, wo der Vogel lebt und ob er fliegt oder nicht, gibt es verschiedene Arten von Federn. Zum einen gibt es Deckfedern, wie Daunen, die eine thermoregulierende Funktion haben. Zum Fliegen benutzen Vögel die Primär- und Sekundärfedern der Flügel und die Schwanzfedern.

Wenn man bedenkt, wie wichtig Federn für Vögel sind, gibt es dann auch federlose Vögel? Um die Antwort zu erfahren, lies einfach weiter.

Gibt es federlose Vögel?

Wie wir bereits gesehen haben, sind Federn ein unverwechselbares und einzigartiges Merkmal der Vögel. Sie sind Strukturen, die aus Keratin bestehen und in mehrere Teile unterteilt werden können. Auf der einen Seite haben wir den Federschaft, die der starre Teil der Federn ist. Wenn dieser mit der Haut in Berührung kommt, verbreitert er sich und wird Federspule oder Calamus genannt. Der andere Teil der Federn ist das Vexillum, das sind Federfahnen, die an den Seiten der Spule wachsen.

Die Federn der Vögel bilden ein kompliziertes Netzwerk, das es ihnen ermöglicht, eine hohe Last zu tragen, und das ihnen das Fliegen ermöglicht. Um ein perfektes Gefieder zu erhalten, pflegen Vögel ihr Gefieder sehr gründlich. Bei den meisten Vögeln, mit Ausnahme der Pinguine, wachsen die Federn in einem Bereich des Körpers, der Federfluren oder Pterylae genannt wird und der wiederum von kahlen Bereichen, der Federraine oder Apteriae, umgeben ist.

Was die Frage angeht, ob es federlose Vögel gibt, so haben alle Vögel im Erwachsenenalter und unter normalen Bedingungen Federn. Es gibt jedoch Vögel, die an bestimmten Körperteilen keine Federn haben, wie z. B. am Kopf, in einigen Bereichen, die für die Balz genutzt werden, und in den Brutflecken, die sich im Bauchbereich befinden.

Geier (Ordnung Cathartiformes)

In der Regel sind die meisten Geier Aasfresser und neigen dazu, im Kopf- und Halsbereich federlos zu sein. Das hängt mit ihrer Art der Nahrungsaufnahme zusammen.

Um von den Kadavern zu fressen, stecken Geier ihre Köpfe in verschiedene Öffnungen. Angefangen von denen, die bereits von anderen Raubtieren geöffnet wurden, bis hin zu den eigenen Öffnungen des Tieres, wie dem Anus und dem Rektum. Dadurch werden Kopf und Hals mit Blut, Fäkalien und Bakterien gefüllt.

Da sie in diesen Bereichen keine Federn haben, können sie die Hygiene in diesem Bereich leichter aufrechterhalten und so Krankheiten vermeiden.

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Quelle: www.nationalgeographic.com.es

Truthühner und Truthähne (Familie Phasianida)

Truthühner und Truthähne sind Hühnervögel ohne Federn im Kopf- und Halsbereich. Der Balzfaktor könnte eine der Hauptursachen für dieses Phänomen sein. Obwohl beide Geschlechter in diesem Bereich kein Gefieder haben, hat das Männchen viele Karunkeln.

Karunkeln sind lappenartige Ausstülpungen am Hals und Kopf. Umso größer und bunter diese sind, desto attraktiver sind die Männchen in den Augen der Weibchen. Außerdem wird angenommen, dass es sich um eine Anpassung handelt, um den warmen Temperaturen in der ursprünglichen Umgebung begegnen zu können.

Eine Studie der spanischsprachigen Zeitschrift europapress hat herausgefunden, dass der spezielle Verstoffwechselungsprozess von Vitamin A, den diese Vögel besitzen, ein Protein erzeugt, das das Wachstum von Federn im Kopf- und Halsbereich verhindert.

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Kiwi (Apteryx)

Der Kiwi oder auch Schnepfenstrauß gehört zur Gattung Apteryx. Dazu gehören auch Vögel wie Strauße und Emus. Sie sind die Kultvögel Neuseelands – sie sind flugunfähig und haben praktisch kein Flügelwachstum. Auf den ersten Blick sehen sie wie federlose Vögel aus. Was die Tiere haben, sind haarähnliche Strukturen, die “pelzig” wirken. Federn haben sich aufgrund von Anpassungen an das Klima nicht vollständig entwickelt.

Prachtfregattvogel (Fregata magnificens)

Fregattvögel sind Seevögel. In diesem Fall handelt es sich um die Art Fregata magnificens, die sich durch ihre Balz auszeichnet. Diese Vögel haben einen Bereich ohne Federn im Kropfbereich. Stattdessen haben sie einen leuchtend roten Kehlsack, der während der Balzzeit anschwillt, um die Weibchen anzulocken.

Kahtgesichtbülbül (Pycnonotus hualon)

Der Kahlgesichtbülbül (Pycnonotus hualon) ist ein in Laos heimischer Vogel, der sich dadurch auszeichnet, dass er keine Federn im Gesicht hat. Er wurde 2009 entdeckt und es gibt derzeit nur wenige Informationen über ihn. Der Vogel zeichnet sich durch seinen Gesang aus.

Vögel, die aus verschiedenen Gründen federlos sind

Bei federlosen Vögeln, die normalerweise Federn haben, kann dies durch andere Faktoren, sowohl ethologische als auch medizinische, bedingt sein. Hier sind einige Beispiele.

Krankheitserreger

Es gibt viele Krankheitserreger, die dazu führen können, dass Vögel federlos sind. Eine der bekanntesten Krankheiten ist das Polyomavirus, das vor allem Wellensittiche befällt. Eines der Symptome, die die “Französische Mauser” hervorruft, ist das Auftreten von pathologischen Hautveränderungen, nämlich roten Petechien, zusammen mit dem Ausfallen des Gefieders. Zudem geht die Erkrankungen mit Appetitlosigkeit und Depressionen einher und verläuft oft tödlich.

Eine weitere Krankheit, die zu Federverlust führt, ist die Schnabel- und Federkrankheit. Sie befällt in der Regel nur Papageienvögel und ist oft tödlich. Diese Krankheit beeinträchtigt das Immunsystem der Vögel und ist hoch ansteckend. Wenn sie akut auftritt, treten neben Verdauungsproblemen auch Federverlust und Schmerzen in diesem Bereich auf.

Wenn die Krankheit chronisch ist, können die betroffenen Vögel mehrere Jahre lang mit ihr leben. In diesem Fall werden die Federn brüchig, sind verfärbt, eingerollt und verformt. Da die Federfollikel betroffen sind, werden die ausgefallenen Federn nicht mehr ersetzt.

Verhaltensstörungen

Eine der Hauptursachen für den Federverlust bei Vögeln ist Stress. Das Putzen ist bei Vögeln normal und notwendig für die korrekte Positionierung der Federn und ihre Hygiene, aber wenn es zu einer zwanghaften Haltung oder Stereotypie wird, sprechen wir von Picken.

Normalerweise beginnt das Picken in einem kleinen und lokal begrenzten Bereich, aber wenn es nicht rechtzeitig entdeckt oder dieses Verhalten nicht gestoppt wird, kann es bei den betroffenen Tieren zu Selbstverstümmelung führen.

Wenn das Picken bei Vögeln entdeckt wird, ist es wichtig, die mögliche Ursache dafür zu finden. In diesem Fall gibt es drei Hauptursachen:

  • Organisch: Diese hängen mit Gesundheitsproblemen des Vogels zusammen, seien es äußere Parasiten wie Milben und Läuse, innere Parasiten, falsche Fütterung, die zu Unterernährung führt, Allergien und Viren oder Krankheitserreger, wie wir sie bereits gesehen haben.
  • Umwelt: Unzureichende Lichtverhältnisse, Luftfeuchtigkeit, Temperatur, Umweltreizstoffe (Tabak, Abgase), falsche Positionierung des Käfigs, Futtermangel und fehlende Reize können Stress und Langeweile verursachen, die zum Picken führen.
  • Verhalten: Dies kommt nur bei Vögeln in Gefangenschaft vor. Eine übermäßige Bindung an die Bezugsperson, ein Mangel an Gesellschaft und anregender Umgebung sowie Ängste und Phobien können zu einer Zwangsstörung wie dem Picken führen.

Idealerweise solltest du das Problem so schnell wie möglich erkennen und dich an Fachleute wenden, damit dieses Verhalten so schnell und effektiv wie möglich behoben werden kann.

Follikuläre Zyste

Dies ist ein – meist angeborenes – Problem, das häufiger bei Vögeln mit einer hohen Dichte an Federn auftritt, z. B. bei Papageien und Kanarienvögeln.

Die Zysten entstehen, wenn die Feder die Epidermis nicht durchdringen kann und nach innen wächst, wodurch ein Klumpen entsteht. Um diese Zysten zu entfernen, ist ein chirurgischer Eingriff erforderlich, in der Regel mit einem elektrischen Skalpell, da es derzeit keine andere Behandlungsmöglichkeit gibt.

Anomalien in der Gefiederentwicklung

Eine Möglichkeit, leicht zu erkennen, ob es Anomalien in der Gefiederentwicklung gibt, ist die Beobachtung des Mausermusters der Vögel und der Farbe der Federn. Unter normalen Bedingungen mausern sich Vögel dreimal im Jahr, mit Ausnahme bestimmter Vögel, wie z. B. Pinguine. Wenn sich die Vögel ständig mausern, bedeutet das, dass etwas nicht stimmt.

Wenn sich die Vögel fast ständig mausern, liegt das meist an unangemessenen Temperaturen für die betroffenen Tiere. Das Gefieder hilft den Vögeln, ihre Temperatur zu regulieren, und wenn es zu heiß ist, werfen sie ständig Federn ab, was zu Schwäche und ernsthaften Gesundheitsproblemen führen kann.

Eine weitere Möglichkeit, eine Anomalie in der Federentwicklung zu erkennen, ist die Färbung. Normalerweise sind die Federn hell gefärbt. Wenn sich entweder die Helligkeit oder die Farbe verändert, ist dies in der Regel mit einer schlechten, wenig abwechslungsreichen und nährstoffarmen Ernährung verbunden, die zu Problemen in der Federentwicklung führt.

Chrysanthemenkrankheit

Dies ist eine genetische und angeborene Krankheit, die das Federwachstum stoppt. Vögel mit dieser Krankheit haben ernsthafte Probleme, ihre Körpertemperatur zu regulieren. Deshalb müssen sie immer unter optimalen Bedingungen gehalten werden, um Krankheiten und physiologische Probleme zu vermeiden.

Der Unterschied bei Jungvögeln

In der Natur gibt es bei Vögeln zwei Arten von Jungtieren, auch Nestlinge genannt. Auf der einen Seite haben wir Nestflüchtlinge, die offene Augen haben und sich sofort nach der Geburt zusammenkauern. Das ist bei Enten, Moorhühnern und Fasanen üblich. So können die Jungtiere schon kurz nach der Geburt ihre eigene Nahrung aufnehmen und laufen.

Jungtiere, die hilflos, federlos und mit geschlossenen Augen aus dem Ei schlüpfen, sind Nesthocker oder Platzhocker. In diesem Fall sind die Eltern dafür verantwortlich, sie zu füttern und zu versorgen, bis sie allmählich Federn bekommen und das Nest verlassen. In diesem Fall sind die Tiere von Natur aus federlos, bis sie sich vollständig entwickelt haben.

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Hier finden sich also einige Fälle von federlosen Vögeln. Wenn du einen Vogel hast, der irgendwelche Symptome oder ein seltsames Verhalten zeigt, solltest du ihn so schnell wie möglich zu einer tiermedizinischen Praxis bringen, damit du die Ursache(n) für den Federverlust und den Stress, den das für den Vogel bedeutet, schnell herausfinden kannst.


Alle zitierten Quellen wurden von unserem Team gründlich geprüft, um deren Qualität, Verlässlichkeit, Aktualität und Gültigkeit zu gewährleisten. Die Bibliographie dieses Artikels wurde als zuverlässig und akademisch oder wissenschaftlich präzise angesehen.


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  • Información obtenida el día 08/07/2021 en el siguiente enlace: https://www.europapress.es/ciencia/laboratorio/noticia-desvelan-origen-genetico-cuello-desplumado-algunas-aves-20110315233037.html
  • Ramis, A., Latimer, K. S., Niagro, F. D., Campagnoli, R. P., Ritchie, B. W., & Pesti, D. (1994). Diagnosis of psittacine beak and feather disease (PBFD) viral infection, avian polyomavirus infection, adenovirus infection and herpesvirus infection in psittacine tissues using DNA in situ hybridization. Avian Pathology, 23(4), 643-657.

 


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