Erforsche den Geschlechtsdimorphismus: 5 beeindruckende Beispiele

Unter Geschlechtsdimorphismus versteht man die äußerlichen Unterschiede zwischen Männchen und Weibchen derselben Tierart. Auch wenn diese Unterschiede subtil sein können, zeigen einige Arten gewaltige morphologische Veränderungen.
Erforsche den Geschlechtsdimorphismus: 5 beeindruckende Beispiele
Luz Eduviges Thomas-Romero

Geschrieben und geprüft von der Biochemikerin Luz Eduviges Thomas-Romero.

Letzte Aktualisierung: 10. November 2022

Als Sexual- oder Geschlechtsdimorphismus bezeichnet man die Situation, in der Männchen und Weibchen derselben Art völlig unterschiedlich aussehen. Die Unterschiede sind außerdem auch im Verhalten verankert. Im Allgemeinen wird diese Differenzierung durch den Prozess der sexuellen Selektion durch konkurrierendes Verhalten bei der Paarung ausgelöst. Lies weiter, wenn wir uns heute mit der Erforschung des Sexualdimorphismus beschäftigen!

Sexualdimorphismus kann sich auf viele Arten äußern: Unterschiede in der Größe, der Färbung, dem Verhalten und dem Vorhandensein von sekundären Geschlechtsmerkmalen wie Schwanzfedern oder Geweihen.

Obwohl der Mensch einen relativ geringen Grad an Sexualdimorphismus aufweist, können andere Arten ziemlich extreme Unterschiede aufweisen. Hier sehen wir uns einige Beispiele für Arten mit einem hohen Grad an Sexualdimorphismus an.

Wir erforschen den Sexualdimorphismus genauer

Wie bereits erwähnt, bezieht sich der Sexualdimorphismus auf alle körperlichen Unterschiede, die eine Art zwischen Männchen und Weibchen aufweisen. Diese Merkmale können manchmal sehr deutlich sein, in manchen Fällen bleiben sie aber auch völlig unbemerkt.

Der Ursprung des Sexualdimorphismus liegt in den Sexualhormonen. Aufgrund ihrer Biologie produziert jedes Geschlecht ein anderes Hormonschema, das zu unterschiedlichen physiologischen Veränderungen führt. Aus diesem Grund treten die meisten dimorphen (zwei verschiedene) Merkmale auf, wenn eine Art geschlechtsreif wird. Aber auch andere Faktoren wie die Ernährung, die Genetik und die Umwelt wirken sich auf die körperlichen Veränderungen der Tiere aus.

Arten von Sexualdimorphismus

Je nachdem, welche Merkmale betroffen sind, können wir bei der Erforschung des Sexualdimorphismus verschiedene Arten einteilen. Zu den häufigsten gehören die folgenden:

  • Eines der Geschlechter ist größer als das andere.
  • Unterschiede im Muster oder in der Intensität des ausgestrahlten Lichts. Hier haben wir den speziellen Fall der Glühwürmchen.
  • Körperliche Unterschiede beim Verteidigungsverhalten. Die Weibchen haben zusätzliche Eigenschaften, die es ihnen ermöglichen, ihre Jungen besser zu verteidigen.
  • Jedes Geschlecht hat unterschiedliche Lautmuster. Das kommt sowohl bei Vögeln als auch bei Amphibien vor, die ihre Laute bei der Balz einsetzen.
  • Unterschiede in der Farbe der beiden Geschlechter. Männchen haben normalerweise auffälligere Farben, um Weibchen anzulocken. Das kommt vor allem bei Vögeln vor, aber auch einige Reptilien und Gliederfüßer können diese Unterschiede zeigen.

Welche Vorteile kann der Sexualdimorphismus einer Art bringen?

Sexualdimorphismus ist eigentlich ein evolutionärer Vorteil, der der Art hilft, ihr Erbgut zu optimieren. Aus diesem Grund investieren Tiere viel Energie und Ressourcen in die Entwicklung ihrer dimorphen Merkmale. Einige der Vorteile, die diese Unterschiede mit sich bringen, sind die folgenden:

1. Der Sexualdimorphismus beeinflussen die sexuelle Selektion

Dieses Konzept bezieht sich auf die Bevorzugung bestimmter Sexualpartner bei der Paarung. Wenn ein Individuum ausgewählt wird, erhöht sich seine Chance auf Fortpflanzung. Einige Merkmale haben die Funktion, die Attraktivität eines Individuums zu erhöhen, wie z. B. hell gefärbte Federn oder Felle. Diese Merkmale haben teilweise einen hohen Preis für das Tier.

In diesem Sinne erhöhen übertriebene Merkmale zwar die Attraktivität, aber auch die Gefährdung durch Raubtiere steigt. Diese “Kosten” tragen oftmals die Männchen.

Im Spiel der Evolution ist es oft wichtiger, sich fortzupflanzen und seine Gene weiterzugeben, als langfristig zu überleben.

2. Der Geschlechtsdimorphismus greift in den Prozess der natürlichen Auslese ein

Die natürliche Auslese bezeichnet das Überleben der fittesten Organismen einer bestimmten Art. Das regt sie dazu an, ihre Rolle in einer bestimmten Nische zu entwickeln. Da Männchen und Weibchen oft unterschiedliche Aufgaben innerhalb ihrer Art haben, ist es möglich, dass die natürliche Auslese bei beiden unterschiedlich wirkt.

Viele Vogelweibchen haben zum Beispiel eine matte Farbe, die es ihnen ermöglicht, sich an ihre Umgebung anzupassen. Wenn sie für den Schutz der Eier verantwortlich sind, können sich diejenigen mit matteren Farben besser vor Raubtieren verstecken. Auf diese Weise überleben sie und geben ihre Gene weiter.

Beispiele für Geschlechtsdimorphismus im Tierreich

Obwohl einige Beispiele ziemlich offensichtlich und selbstverständlich sind, gibt es auch Arten, die dem Auge vielleicht nicht sofort auffallen. In der folgenden Liste sind die kuriosesten Beispiele für Geschlechtsdimorphismus im Tierreich zusammengestellt.

1. Rutenangler: Ein dramatischer Größenunterschied bei den Tiefsee-Räubern

In den meisten Fällen, wenn es Größenunterschiede zwischen dem Männchen und dem Weibchen einer Art gibt, ist das Männchen das größere. Bei einigen Arten ist es jedoch umgekehrt: Die Weibchen sind größer.

Es ist sehr interessant, den Extremfall des umgekehrten Sexualdimorphismus bei Tiefsee-Anglerfischen kennenzulernen. Bei diesen Arten sind die Weibchen viel größer als die Männchen. Außerdem besitzen die weiblichen Fische den charakteristischen Köder, der bei der Jagd verwendet wird. Das ist auch bei den Rutenanglern (Ceratiidae) der Fall, die für ihren biolumineszenten Köder bekannt sind.

Ceratias holboelli-Weibchen werden bis zu 77 Zentimeter lang, während die Männchen maximal 14 Zentimeter lang werden und somit als Zwergmännchen gelten. Aber das ist noch nicht alles: Die Männchen verbringen einen großen Teil ihres Lebens in einer parasitären Beziehung.

Tatsächlich heften sich ein oder mehrere Männchen (mit ihrem Maul) dauerhaft an ein Weibchen und verschmelzen schließlich ihr Kreislaufsystem mit dem ihren. Auf diese Weise bilden sie eine reife genetische Chimäre. Nach und nach wachsen dem Männchen große Hoden, während der Rest seines Körpers verkümmert.

Erforsche den Geschlechtsdimorphismus: 5 beeindruckende Beispiele
Gottesanbeterin

Nicht nur Wirbeltiere zeigen Geschlechtsdimorphismus, sondern auch viele Gliederfüßer.

2. Matriarchalisch strukturierte Bartenwale

Es ist ein gemeinsames Merkmal aller 13 Bartenwalarten, dass erwachsene Weibchen viel größer sind als die Männchen.

Dieser Unterschied kann auf die Rolle der Weibchen zurückzuführen sein, die oft lange Wanderungen zwischen ihren Nahrungsgründen und ihren tropischen Brutgebieten unternehmen. Während der Wanderung kann es sein, dass sie nicht einmal Nahrung aufnehmen.

Außerdem haben die Weibchen in der Zeit, in der sie nicht fressen, den zusätzlichen Stress der Schwangerschaft und des Säugens. Daher ist ein großer Körper mit zusätzlichen Energiereserven für sie überlebenswichtig.

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3. Bei den Buckelwalen ist der Geschlechtsdimorphismus auch zu hören

Bei vielen Arten, von Säugetieren bis hin zu Amphibien, kann man geschlechtsdimorphe Lautäußerungen wahrnehmen. Das ist bei Buckelwalen der Fall, wo nur die Männchen lange und kunstvolle Lieder singen. Über die Funktion dieser Gesänge wird viel spekuliert – sollen sie Weibchen anlocken oder andere Männchen vertreiben?

An den Brutplätzen können sie ihre Gesänge mit dem Zeitpunkt der Brunst der Weibchen synchronisieren. Der Gesang der Buckelwale ist besonders faszinierend, weil er sich im Laufe der Zeit verändert. Es ist überdies interessant zu wissen, dass alle Mitglieder der gleichen Walpopulation ähnliche Lieder singen.

4. Auch das Verhalten ist Teil des Geschlechtsdimorphismus

Das Verhalten wird auch von Hormonen beeinflusst. Der Hormonspiegel bildet bei einigen Arten ein dimorphes Merkmal. Das perfekte Beispiel für diese Art von Dimorphismus sind die Männchen der Bettafische. Dieses Geschlecht ist in der Regel aggressiver als sein weibliches Gegenstück.

Im Gegensatz dazu zeigen sowohl bei der Gottesanbeterin als auch bei einigen Spinnenarten die Weibchen oft ein aggressives Verhalten. Das veranlasst sie sogar manchmal dazu, ihre jeweiligen Partner während oder am Ende der Kopulation zu fressen!

5. Die Pracht des Pfaus: Ein Fest für die Augen

Während die Weibchen braun, grau und cremefarben sind, ist der männliche Pfau für sein exquisit gefärbtes Gefieder berühmt. Sein kunstvoller Schwanz spiegelt sich in seinem Gewicht wider: Männchen wiegen zwischen 2,7 und 6 Kilogramm und haben eine Flügelspannweite von 1,4 bis 1,6 Metern. Die Gesamtlänge des Tieres kann bis zu 2 Meter betragen.

Das Weibchen ist mit einer Länge von etwa 95 cm und einem Gewicht von 2,75 bis 4 Kilogramm kleiner.

Wenn das Männchen sein “Rad schlägt”, breitet es die Federn in einem breiten Fächer aus, der Muster in gold, braun, grün und schwarz aufweist. Es hat sich gezeigt, dass der Erfolg bei der Eroberung umso größer ist, je mehr Ozellen (Augenflecken) das Rad hat und je komplexer das Muster der Federn ist.

Es überrascht nicht, dass die Männchen den Preis für diese prächtige Zurschaustellung in Kauf nehmen, wenn dies einen größeren Fortpflanzungserfolg bedeutet.

Erforsche den Geschlechtsdimorphismus: 5 beeindruckende Beispiele

Wie wir gesehen haben, können wir bei der Erforschung des Geschlechtsdimorphismus die unterschiedlichen Bedürfnisse der Arten und der Männchen und Weibchen innerhalb jeder Art erkennen. Dabei steht fest: Männchen kümmern sich mehr um ihren Erfolg bei der Fortpflanzung als um ihr persönliches Wohlbefinden.


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