Schwertwale (Orcas): Klassifizierung und wissenswerte Fakten

Schwertwale ändern ihre Gewohnheiten und Morphologie je nach Lebensraum, den sie bewohnen. Allerdings ist dies etwas komplexer als es auf den ersten Blick scheint. Möchtest du wissen, warum? Dann solltest du unbedingt weiterlesen!
Schwertwale (Orcas): Klassifizierung und wissenswerte Fakten

Letzte Aktualisierung: 06. Juli 2021

Im Volksmund sind Schwertwale auch als Killerwale bekannt. Allerdings wird dieser Spitzname den Orcas überhaupt nicht gerecht. Wenn du diese Tiere beobachtest, wirst du feststellen, dass sie ausgesprochen faszinierende Lebewesen sind, die zudem über eine große Intelligenz verfügen.

Das Verbreitungsgebiet der Schwertwale ist so groß, dass verschiedene Gruppen spezifische Anpassungen in ihrer Morphologie, ihrer Ernährung, ihrem Verhalten und sogar ihrer Genetik entwickelt haben. Infolgedessen werden sie in verschiedene Typen oder Kategorien unterteilt. Wenn du neugierig geworden bist, kannst du in unserem heutigen Artikel mehr über diese faszinierenden Bewohner der Weltmeere erfahren.

Taxonomische Klassifizierung von Schwertwalen

Der Schwertwal (Orcinus orca) ist eine Art der Odontoceten, die zur Familie der Delphinidae gehört. Es ist die größte Delfinart und die einzige derzeit anerkannte Art innerhalb der Gattung Orcinus. Im Detail erfolgt die Klassifizierung folgendermaßen:

  • Reich: Animalia
  • Stamm: Chordaten
  • Klasse: Säugetiere
  • Ordnung: Cetacea (Wale)
  • Unterordnung: Odontoceti
  • Familie: Delphinidae
  • Unterfamilie: Orcininae
  • Gattung: Orcinus
  • Art: Orcinus orca
Schwertwale - Zwei Orcas springen aus dem Wasser.

Physische Eigenschaften der Schwertwale

Schwertwale haben einen robusten Körperbau und eine weiße-schwarze Färbung, die bei jedem Tier ein individuelles Muster hat. Neben ihrer enormen Größe ist ihr auffälligstes Merkmal die lange Rückenflosse, die bei großen Männchen bis zu 2 Meter lang werden kann.

Es handelt sich um eine Art, bei der ein Sexualdimorphismus in Bezug auf die Größe beobachtet wird: Männchen können eine Länge von bis zu 9 Metern und ein Gewicht von bis zu 6 Tonnen erreichen. Im Gegensatz dazu werden die Weibchen nur etwa 7 Meter lang und wiegen bis zu 4 Tonnen. Darüber hinaus haben Weibchen auch eine kleinere Rückenflosse.

Fortpflanzung und Ernährung

Schwertwale sind Spitzenprädatoren, was bedeutet, dass sie keine natürlichen Feinde haben und an der Spitze der Nahrungskette ihres Ökosystems stehen. Sie verzehren pro Tag verschiedene Beutetiere, die etwa 5 % ihres eigenen Körpergewichts ausmachen. Ihre Beute reicht von kleinen Fischen und Tintenfischen bis hin zu Haien und sogar anderen Walen. Außerdem passen sie ihre Ernährung an den jeweiligen Lebensraum und die Jahreszeit an.

Was die Fortpflanzung betrifft, so sind die Weibchen in der Lage, ab einem Alter von etwa 6 Jahren schwanger zu werden. Männchen hingegen sind erst ab einem Alter von 10 Jahren fruchtbar.

Da Schwertwale so intelligente Tiere sind, haben sie eine lange Kindheit, während der sie alles lernen müssen, was sie zum Überleben brauchen, bevor sie eigene Nachkommen zeugen.

Die Weibchen bringen normalerweise alle 5 bis 6 Jahre ein einzelnes Kalb zur Welt. In diesem Alter ist das Jungtier unabhängig genug, so dass sich die Mutter wieder um ein Neugeborenes kümmern kann. Die Trächtigkeit liegt zwischen 15 und 18 Monaten und die Kälber können bei der Geburt eine Länge von bis zu 2,5 Metern erreichen – und 200 Kilo wiegen.

Erhaltungszustand der Orcas

Aufgrund ihrer weiten Verbreitung gibt es nicht genügend Daten, um die genaue Anzahl der Schwertwale auf der Welt zu schätzen. Zwar werden Orcas durch internationale Gesetze geschützt, die eine Bejagung verhindern sollen, aber gleichzeitig gibt es noch weitere Bedrohungen für die Tiere: Offshore-Ölbohrungen, nicht nachhaltige Fischerei und natürlich auch der Klimawandel.

Schwertwale und ihr Verhalten

Schwertwale sind soziale Tiere, da sie in strukturierten Gruppen leben und ein komplexes Kommunikationssystem haben. Die Anzahl der Individuen variiert je nach Region, in der sie leben. Dennoch sind Gruppen von mehr als 20 Orcas eher selten anzutreffen.

Ihre Hierarchie ist matriarchalisch und basiert auf der Verwandtschaft unter den Tieren. Das dominante Weibchen ist das älteste und zugleich die Mutter aller anderen Gruppenmitglieder – und daher hat sie auch die größte Lebens- und Überlebenserfahrung. Darüber hinaus flankieren erwachsene Männchen die Gruppe zu beiden Seiten, um diese zu schützen, sodass sich die Jungtiere und deren Mütter in der Mitte befinden.

Die Bindungen zwischen den Individuen sind dank ihres komplexen Kommunikationssystems stark und solide. Mit einer Mischung aus Körperhaltungen und Gesten, hörbaren und unhörbaren Lauten sind Schwertwale in der Lage, alle Informationen zu übermitteln, die für die Ernährung, den Schutz und die Sozialisierung notwendig sind.

Jede Gruppe verfügt über einen Satz stabiler akustischer Signale, die sie zur Kontrolle wiederholt, wenn sie in einer Gruppe sind. Dies wird als “Dialekt” bezeichnet und ist das Äquivalent zum menschlichen “Wie geht es dir? Alles in Ordnung?”.

Bemerkenswert ist auch die Intelligenz der Schwertwale: In Studien, die mit Tieren in Gefangenschaft durchgeführt wurden, konnten kollaboratives Jagdverhalten, Empathie, Problemlösung und sogar mathematische Konzepte beobachtet werden. Die Ergebnisse waren so beeindruckend, dass vorgeschlagen wurde, Schwertwale zusammen mit Delfinen fortan als nicht-menschliche Personen mit den damit verbundenen gesetzlichen Rechten zu betrachten.

Schwertwale – die verschiedenen Typen oder Kategorien

Da Schwertwale über alle Ozeane verteilt sind und sich ihre Gewohnheiten, Ernährung und ihr Sozialverhalten je nach Lebensraum ändern, wurden sie in 3 Typen oder Kategorien eingeteilt: residente, transiente und maritime Schwertwale.

Residente Schwertwale

Residente Schwerwale sind diejenigen, die besonders nahe an den Küsten leben. Die Gruppe besteht normalerweise aus mindestens 6 Mitgliedern: der weiblichen Anführerin, ihren Kindern und deren Nachkommen. Darüber hinaus können sich die Tiere für einen gewissen Zeitraum auch mit anderen Gruppen verwandter Schwertwale zusammenfinden, die ähnliche Dialekte wie sie nutzen.

In der Regel legen sie keine großen Entfernungen zurück, daher haben sie alle eine gemeinsame physische Eigenschaft: Ihre Rückenflosse ist gebogen und die Spitze hat die Form einer Kugel. Zudem besteht ihre Ernährung hauptsächlich aus Fischen und Tintenfischen.

Transiente (ziehende) Schwertwale

Im Gegensatz zu der vorherigen Gruppe legen transiente Schwertwale weite Strecken zurück und verweilen nicht allzu lange am selben Ort. Ihre Rückenflosse ist dreieckig und spitz zulaufend und sie ernähren sich von größeren Tieren wie Robben oder Meeresschildkröten.

Die Gruppen sind kleiner und bestehen in der Regel aus einem erwachsenen Weibchen und ihren Nachkommen. Deren Nachkommen verlassen oft die Familiengruppe, um eine eigene Gruppe zu bilden, insbesondere die Weibchen. Darüber hinaus kann man auch einzelne Männchen beobachten.

Maritime Schwertwale

Maritime Schwertwale haben gebogene Rückenflossen und diese Tiere sind normalerweise kleiner. Sie leben sehr weit von den Küsten entfernt – durchschnittlich 25 Kilometer – und bilden viel größere Gruppen, die aus 20 bis 75 Schwertwalen bestehen. Darüber hinaus fressen sie auch größere Tiere, sogar Haie.

Die Familienstruktur der Killerwale wurde bisher wenig untersucht. Bekannt ist jedoch, dass es sich um dynamische Gruppen handelt, bei denen ein häufiger Austausch von Tieren zwischen den Gruppen stattfindet.

Die Jagd auf Schwertwale stellt ein ernstes Problem für die Ökosysteme dar.

Killerwale sind so komplex, dass es nicht möglich ist, sie in wenigen Zeilen vollumfänglich zu beschreiben. Aber schon auf den ersten Blick fallen insbesondere ihre Dialekte, die unterschiedlichen Populationsstrukturen, ihre Verhaltensweisen und ihr unglaublicher Intellekt auf. Viele Forscher widmen ihr Leben der Entschlüsselung der Sprache und des Verhalten dieser Tiere. Denn bei all dem stellt sich unweigerlich die Frage: Sind wir wirklich so verschieden?


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