Ist es möglich, ausgestorbene Arten zurückzuholen?
Geschrieben und geprüft von der Biochemikerin Luz Eduviges Thomas-Romero
Wir Menschen versuchen, aussterbende Arten zu retten, weil wir glauben, dass hier ein grausames Schicksal am Werk ist. Dieser Vorgang gehört jedoch seit Anbeginn der Zeit, in der Geschichte unseres Planeten, zur Regel. Tatsächlich ist der Rückgang der Artenvielfalt auf globaler Ebene auf verschiedene Massenaussterben zurückzuführen, die durch andere, kleinere Phänomene auf lokaler Ebene verursacht wurden.
So machen ausgestorbene Arten ständig Platz für andere, die besser “ausgestattet” sind, die Ressourcen eines Ökosystems zu nutzen, das sich ständig im Gleichgewicht befindet. Leider führt das direkte oder indirekte Eingreifen des Menschen in fast allen Regionen der Erde zum Aussterben zahlreicher Arten. Bedauerlicherweise geschieht dies in einem schwindelerregenden Tempo.
Das wirft eine interessante Frage auf: Sollten wir versuchen, ausgestorbene Arten wieder zurückzubringen? Lies weiter, um mehr über diese Frage und die damit verbundenen ethischen Überlegungen zu erfahren.
Was bringt es, ausgestorbene Arten wieder zum Leben zu erwecken?
Es ist interessant zu wissen, dass ein wissenschaftlicher Sektor in den letzten Jahrzehnten einen neuen Eingriff in die Welt propagiert hat, den er De-Extinction nennt. Diese Initiative schlägt vor, mithilfe genetischer Methoden einen Organismus zu schaffen, der einer ausgestorbenen Art angehört oder ihr ähnlich ist.
Ist eine “Wiedererweckung” überhaupt möglich?
Sicherlich verfügen wir über die notwendige Technologie, um eine ausgestorbene Art wieder zum Leben zu erwecken. Es gibt drei Möglichkeiten, dies zu tun:
- Klonen
- Gentechnik
- Selektive Vermehrung oder strategische Paarung
Beim Klonen wird ein Zellkern des ausgestorbenen Tieres in die unbefruchtete Eizelle einer Wirtsart eingesetzt. Anschließend pflanzt der Wissenschaftler oder die Wissenschaftlerin die Zelle in ein Ersatztier ein. Vielleicht weißt du es bereits, aber mit dieser Methode wurde 1996 das Schaf Dolly geklont. Im Jahr 2009 wurde auch eine Bergziege aus den Pyrenäen geklont, die allerdings nur eine sehr kurze Lebensdauer von 10 Minuten hatte.
Theoretisch könnte man also den Zellkern eines Elefantenweibchens durch einen Zellkern aus der Zelle eines Wollhaarmammuts ersetzen. Vereinfacht gesagt, wird der genetische Code des Elefanten durch den des Mammuts ersetzt.
Ein elektrischer Impuls bewirkt, dass sich die Zelle zu vermehren beginnt und sich, wenn alles gut geht, ein Embryo entwickelt. Der Embryo wird dann in eine Elefantenkuh eingepflanzt, um die normale Schwangerschaft fortzusetzen.
Die beiden anderen Methoden
Bei der gentechnischen Methode retten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler Fragmente von DNA-Sequenzen eines ausgestorbenen Tieres und füllen die Lücken – die fehlenden Sequenzen – mit DNA-Informationen einer nah verwandten lebenden Art. Diese Alternative wurde durch das Aufkommen der Gen-Schere CRISPR/Cas zur gezielten Insertion von DNA verbessert.
Eine andere Möglichkeit besteht darin, bestimmte Merkmale zu identifizieren und nahe lebende Verwandte einer ausgestorbenen Art selektiv zu züchten, bis die lebenden Exemplare ihren ausgestorbenen Vorfahren ähneln (selektive Zucht oder strategische Paarung).
Mit einer Kombination dieser Methoden versuchen Forscher:innen, ausgestorbene Arten wieder zum Leben zu erwecken.
Gibt es Projekte zur Wiedererweckung ausgestorbener Arten?
Wie bereits erwähnt, gibt es derzeit zahlreiche Projekte zur Wiederbelebung ausgestorbener Arten, z. B. die Bemühungen um die Brieftaube, das Wollhaarmammut und den Magenbrüterfrosch. Neben den oben genannten Arten gibt es auch Bemühungen um andere emblematische Tierarten. Dazu gehören die Moas, der Karolinasittich und der Chinesische Flussdelfin.
Außerdem gibt es ein Projekt zur Wiederansiedlung des Quaggas (Equus quagga quagga), einer Unterart des Zebras in Südafrika. Ziel dieses Projektes ist es, eine Population zu züchten, die morphologisch der ursprünglichen Population nahekommt. Die Initiative begann 1987, und bis 2005 wiesen die Tiere der fünften Generation schon erkennbare Merkmale eines Quaggas auf.
Ist es eine gute Idee, ausgestorbene Arten zurückzubringen?
Wie bei allen kontroversen Fragen sind auch hier die Meinungen zu diesem Thema geteilt. Die Befürworter:innen argumentieren, dass wir eine moralische Verpflichtung haben, Tiere, die durch menschliches Eingreifen verschwunden sind, wieder anzusiedeln.
Zum Beispiel sind die Wandertaube, Stellers Seekuh und der Dodo durch die Jagd, die Zerstörung ihres Lebensraums und durch vom Menschen verursachte Krankheiten verschwunden. Manche gehen davon aus, dass es all diese Tiere noch gäbe, wenn der Mensch nicht wäre.
Überdies weisen Fachleute darauf hin, dass dies ein Weg sein könnte, die Artenvielfalt zu erhöhen. Große weidende Pflanzenfresser wie das Wollhaarmammut könnten beispielsweise die Bodenqualität verbessern oder karge Flächen in der sibirischen Tundra in fruchtbares Weideland verwandeln.
Gründe, die gegen die Wiedereinführung ausgestorbener Arten sprechen
Die Gegner:innen der De-Extinction argumentieren, dass diese Techniken Ressourcen von bestehenden Artenschutzprogrammen abziehen könnten. Dadurch würden noch mehr Tiere vom Aussterben bedroht.
Außerdem könnten ausgewilderte Arten in der Wildnis nicht überleben. Denn ihre “alten” Lebensräume existieren nicht mehr. Die Tiere hätten keine Abwehrmechanismen mehr, um sich gegen ihre heutigen Feinde zu schützen.
Zudem ist ihr Immunsystem möglicherweise nicht auf neue Krankheitserreger vorbereitet. Einmal mit bestimmten Parasiten infiziert, könnten diese wiederbelebten Tiere Krankheiten auf andere Arten übertragen, was sich negativ auf die heutigen Ökosysteme auswirken würde.
Kurzum, es ist nicht klar, wer die Debatte gewinnen wird, vor allem, weil wir nicht genau wissen, wohin uns die Forschung zur Wiedererweckung ausgestorbener Arten führen wird. Sicher ist, dass wir in Zukunft schwierige Entscheidungen treffen müssen. Wie denkst du über dieses brisante Thema?
Alle zitierten Quellen wurden von unserem Team gründlich geprüft, um deren Qualität, Verlässlichkeit, Aktualität und Gültigkeit zu gewährleisten. Die Bibliographie dieses Artikels wurde als zuverlässig und akademisch oder wissenschaftlich präzise angesehen.
- Shapiro, B. (2015). How to clone a mammoth: the science of de-extinction. Princeton University Press. http://assets.press.princeton.edu/catalogs/S15Trade.pdf
- Cohen, S. (2014). The ethics of de-extinction. NanoEthics, 8(2), 165-178.
- Babcock, H. M. (2019). The Genie is Out of the De-Extinction Bottle: A Problem in Risk Regulation and Regulatory Gaps. Va. Envtl. LJ, 37, 170. http://www.velj.org/uploads/1/2/7/0/12706894/37.3.1_babcock.pdf
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