Weißstörche: Interessante Fakten rund um das Zugverhalten dieser Vögel
Geschrieben und geprüft von dem Biologen Samuel Sanchez
Das Zugverhalten des Weißstorchs (Ciconia ciconia) hat sich im Laufe der Zeit verändert. Zum Beispiel haben sich bisher die meisten Vögel nach der Brut auf den Weg gemacht, um Tausende von Kilometern in den Süden zu fliegen. Während dieser Migration durchquerten die Weißstörche fast einen Monat lang die Hälfte Europas, die Straße von Gibraltar und die Sahara.
Weißstörche, die diese schwierige Reise überlebten, verbrachten den Winter dann in Ländern südlich der Sahara wie Mali, Niger oder Tschad. Sie verbrachten die Monate von September bis Anfang Februar in Afrika und kehrten dann nach Europa zurück.
In Bezug auf den Storchenzug gibt es ein spanisches Sprichwort, das besagt: „Du wirst am Tag des Heiligen Sankt Blasius Störche sehen.“ Sein Gedenktag ist der 3. Februar (allgemein römischer Kalender) beziehungsweise der 11. Februar (orthodoxe Kirchen).
Weißstörche: Erstaunliche Zugvögel
Allerdings schlossen nicht alle Vögel diese anstrengende Reise ab, da sie äußerst schwierig und lang war. Infolgedessen kamen viele Weißstörche während der Migration ums Leben. Um eine Überquerung des Mittelmeeres zu vermeiden, wo sich die warmen Aufwinde, mit denen Störche einen lang anhaltenden Flug aufrechterhalten, nicht bilden, folgten die Störche zwei weiteren Migrationsrouten:
- Eine Möglichkeit ist die Überquerung des Bosporus und der Dardanellen durch den Balkan und die Türkei.
- Eine weitere Möglichkeit ist die Überquerung der Straße von Gibraltar über die Iberische Halbinsel.
Aufgrund der letzten Route gibt es in Spanien heutzutage viele Störche. Das Migrationsmuster von Störchen ändert sich nun jedoch schon seit Jahrzehnten. Im Folgenden werden wir genauer darauf eingehen, wie es dazu kommt.
Die Migration von Weißstörchen ist nicht mehr so wie zuvor
Über Jahrzehnte hinweg haben viele Experten beobachtet, dass sich die Migration von Weißstörchen verändert hat. Viele Vögel verbringen den Winter in ihren Brutgebieten.
Dies ist teilweise auf den Klimawandel und den damit verbundenen Temperaturanstieg zurückzuführen, der für mildere Winter auf der Iberischen Halbinsel sorgt. Aufgrund der vorhandenen Deponien können Störche nun das ganze Jahr über Nahrung finden.
Es gibt auch viele Lagunen und Feuchtgebiete auf der Iberischen Halbinsel, in denen sie den Winter verbringen und Nahrung finden können. Zum Beispiel gibt es die Tablas de Daimiel in Ciudad Real oder die Laguna del Campillo in Rivas Vaciamadrid.
Migration ja, aber kürzer
Das heißt jedoch nicht, dass Weißstörche überhaupt nicht migrieren. Laut einer SEO/BirdLife-Studie nisten viele Störche in ländlichen Gebieten Spaniens. Bei Winteranbruch migrieren sie dann in die Außenbezirke von Städten, wie zum Beispiel Madrid. Dort finden sie Lebensmittel auf der Deponie Valdemingómez, die zu den größten in Europas zählt.
Diese Studie wurde auch von Funksendern verifiziert, die die Forscher an zwei Störchen, Goyo und Enara, angebracht hatten. Diese Vögel wanderten im August aus den Bergen von Madrid nach Süden.
Diese Änderung ihres Zugverhaltens scheint positiv für das Überleben der Vögel zu sein. Indem sie eine so lange, gefährliche Reise vermeiden, überleben immer mehr Störche. Außerdem profitieren sie durch das veränderte Migrationsmuster von einer kontinuierlichen Verfügbarkeit an Nahrungsmitteln, was ebenfalls zum Überleben der Weißstörche beiträgt.
Junge Weißstörche setzen den Storchenzug fort
Ein weiterer interessanter Aspekt der SEO/BirdLife-Studie ist der Unterschied zwischen erwachsenen und jungen Störchen. Die Forscher fanden ebenfalls heraus, dass junge Störche den Storchenzug fortsetzen und weiter migrieren. Sie unternehmen die gefährliche Reise nach Afrika, während erwachsene Störche den Winter in Europa verbringen.
Darüber hinaus ziehen laut derselben Studie viele Vögel aus kälteren Teilen Europas nach Spanien, um den Winter dort zu verbringen.
Infolgedessen nimmt die Zahl der Störche in Spanien im Winter erheblich zu: zum einen aufgrund derer, die im Winter nicht nach Afrika ziehen und zum anderen aufgrund derer, die aus Nordeuropa kommen.
Migrationsrouten der Weißstörche im Detail
Die Spanische Ornithologische Gesellschaft hat in Zusammenarbeit mit anderen europäischen Organisationen jahrelang die Migration von Weißstörchen untersucht. Sie haben kürzlich eine detaillierte Studie veröffentlicht, die erstmals Daten von GPS-Funksendern über Zugstörche enthielt. Die Ergebnisse fielen unterschiedlich aus:
- Zunächst bestätigten sie die Hypothese, dass junge Störche in die Sahelzone migrierten, während erwachsene Störche in Spanien überwinterten.
- Mitteleuropäische Störche, von denen die Mehrheit den Winter in Spanien verbrachte, hatten eine höhere Überlebensrate (etwa 50%) als spanische Störche, die nach Afrika zogen. Von letzteren kehrte nur 1 von 10 an ihren Brutplatz zurück.
- Währenddessen überwinterten erwachsene Störche hauptsächlich in Europa. Dies half der überwiegenden Mehrheit wiederum, das folgende Jahr zu überleben.
Zusammenfassend ist das Zugverhalten der Weißstörche und dieser Wandel entscheidend. Tatsächlich sagt es wahrscheinlich einen allgemeinen Wandel für viele Zugvögel voraus.
Obwohl der Wandel ihres Migrationsmusters das Überleben der Weißstörche positiv beeinflusst, bleibt abzuwarten, wie sich der Klimawandel auf diese Vögel auswirken wird.
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Bécares, J.; Blas, J.; López-López, P.; Schulz, H.; Torres-Medina, F.; Flack, A.; Enggist, P.; Höfle, U.; Bermejo, A. y De la Puente, J. 2019. Migración y ecología espacial de la cigüeña blanca en España. Monografía n.º 5 del programa Migra. SEO/BirdLife. Madrid. https://doi.org/10.31170/0071.
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