Verhalten von Tauben: Alles Wissenswerte
Tauben (Columbidae) sind eine Familie der Vögel und die einzigen Vertreter der Gattung Columbiformes. Insgesamt gibt es 308 verschiedene Taubenarten wie beispielsweise Krontauben (Goura) oder Turteltauben (Streptopelia turtur). Sie sind bereits seit dem Altertum Teil des menschlichen Lebens. Von religiösen Symbolen bis hin zu wissenschaftlichen Studien über das Verhalten von Tauben – diese geflügelten Tiere begleiten uns seit Anbeginn der Kultur.
Obwohl man sie tagtäglich in der Stadt und auf dem Land sieht, würde man ihre große Intelligenz und Lernfähigkeit nicht erkennen, wenn man sie nicht genau untersucht. Deshalb haben wir diesen Artikel für dich verfasst, damit du sie ein wenig besser kennenlernen kannst.
Sozialverhalten von Tauben
Wie du vielleicht schon beobachtet hast, bewegen sich Tauben in Gruppen die aus mehreren Individuen bestehen. Innerhalb jeder Gruppe wird eine gut strukturierte Hierarchie, die Hackordnung, aufgebaut, aber es lassen sich auch horizontale Beziehungen zwischen den Mitgliedern beobachten. Man hat sogar festgestellt, dass die beiden Organisationsformen – hierarchisch und egalitär – je nach Bedarf abwechselnd auftreten können.
Agonistisches Verhalten wird auch bei Tauben beobachtet, insbesondere während der Fütterung. Wenn ein dominanter Vogel bemerkt, dass ein anderer versucht, ihm das Futter wegzunehmen, wird er sich zur Wehr setzen. Dazu bläht er seine Nackenfedern auf – als Warnung – oder er verwickelt sich in einen heftigen Kampf, bei dem er den Schnabel des anderen packt und mit den Flügeln zuschlägt.
Territorialität ist ebenfalls ein häufiges Verhalten, insbesondere bei den Männchen. Dies ist als “Sitzrecht” bekannt. Tauben markieren ihr Territorium hinsichtlich der Äste, auf denen sie sich nachts ausruhen.
Das Fortpflanzungsverhalten von Tauben
Das Fortpflanzungsverhalten von Tauben ist überwiegend monogam. Manchmal findet sich ein Paar zu verschiedenen Zeitpunkten zur Fortpflanzung zusammen. Bei der Bildung einer Bindung kannst du mehrere Phasen beobachten:
- Balz: Das Männchen führt einen Balztanz auf. Dabei bläht es seine Federn auf, schwingt seinen Schwanz und bewegt sich in Kreisen um das Weibchen. Bei diesem Ritual stößt es eine spezielle Lautäußerung aus, die an ein Wiegenlied erinnert.
- Akzeptanz: Wenn das Weibchen das Männchen als Partner akzeptiert, nähert sich der Täuberich der Täubin und hebt den Schwanz. Gleichzeitig senkt er dabei den Kopf. Dieser Balz- und Kopulationsvorgang kann im Laufe einer Woche viele Male stattfinden.
- Nisten und Ausbrüten: Die elterliche Fürsorge erfolgt gleichberechtigt, da sowohl Männchen als auch Weibchen die Küken ausbrüten und versorgen, wenn diese geschlüpft sind.
Das Flugverhalten der Tauben
Hierarchie – und egalitäre Organisation – spiegeln sich auch im Flugverhalten dieser Vögel wider. Dank ihres unglaublichen Orientierungsvermögens sind sie in der Lage, miteinander zu kommunizieren. So können sie optimale Routen festlegen, um beispielsweise Ressourcen zu finden und Raubtieren zu entkommen.
Wenn sie während des Fluges eine Störung oder Gefahr bemerken, warnen die ersten Tauben, die diese wahrnehmen, die anderen. Wenn diese Warnung die Anführer der Taubenschar erreicht, schlagen sie einen neuen Kurs ein. Und die anderen folgen ihnen. Tauben sind also in der Lage, Strategien zu entwickeln, die ihnen helfen, in feindlichen Umgebungen zu überleben.
Taubentraining und ihre Intelligenz
Obwohl ihre enorme Lernfähigkeit schon in der Antike erkannt wurde (denke nur an die Brieftauben), sind diese Vögel auch ein immer wiederkehrendes Tiermodell in Studien über das Verhalten und das Lernen gewesen. Aufgrund ihres guten Sehvermögens und ihrer Fähigkeit, Farben zu erkennen, basieren die meisten Experimente auf farbkodierten Objektassoziationen.
Bei diesen Experimenten wurde festgestellt, dass Tauben nicht nur in der Lage sind, eine Vielzahl von Gegenständen zu unterscheiden. Darüber hinaus können sie sogar ihren Artgenossen diese Fähigkeit beibringen. Dies wurde anhand wirklich komplexer Reize untersucht, unter anderem mit Kunstwerken von Van Gogh und Chagall.
Außerdem sind Tauben in der Lage, sich selbst im Spiegel zu erkennen: Sie sind sich ihrer selbst bewusst.
Auch Problemlösungsfähigkeiten sind den Vögeln nicht fremd. In Experimenten, in denen sie am Zugang zu Nahrungsquellen gehindert wurden, lernten die Tauben, Hindernisse zu beseitigen, um an die Nahrung heranzukommen. Aber das ist noch nicht alles. Nachdem die Form und Farbe der Hindernisse verändert wurde, passten sie ihr Verhalten an die neuen Aspekte des Tests an.
Vögel, die Respekt verdienen
Tauben leiden oft unter dem weit verbreiteten Ruf, schmutzige und krankheitsübertragende Vögel zu sein. Obwohl es stimmt, dass sie in städtischen Umgebungen häufig von Parasiten befallen oder krank sind, ist dies eher auf eine ungesunde Umgebung als auf ihre eigene Natur zurückzuführen.
Aber wenn wir unsere Vorurteile beiseite räumen, bleiben ihr neugieriger Blick und das ungewöhnliche Schillern ihres Gefieders. Diese Vögel verdienen unseren Respekt. Denn sie sind viel intelligenter, als man ihnen zugesteht.
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