Verhalten eines Wolfsrudels
Geschrieben und geprüft von dem Tierarzt Eugenio Fernández Suárez
Wölfe haben schon immer das menschliche Interesse geweckt, die gemeinsame Geschichte reicht viele Jahrtausende zurück, doch die Beziehung war nicht immer einfach. In unserem heutigen Artikel betrachten wir das Verhalten eines Wolfsrudels etwas genauer.
Die meisten Herdentiere legen gemeinsame Wegstrecken zurück, doch das besondere am Verhalten eines Wolfsrudels ist, dass hier die Rangordnung eine ganz besondere Rolle spielt. Wölfe halten sich an eine spezifische Hierarchie und helfen sich gegenseitig bei verschiedenen Aufgaben.
Nicht alle Wölfe sind gleich
Wölfe haben sich auf allen Kontinenten ausgebreitet, auch wenn die Anzahl der Exemplare durch das Zusammenleben mit dem Menschen drastisch reduziert wurde.
Da das Verbreitungsgebiet sehr groß ist, konnten sich zahlreiche Unterarten entwickeln, die sich an die speziellen Umweltbedingungen angepasst haben.
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Die Unterschiede zwischen den einzelnen Unterarten sind zahlreich. Je nach Art kann ein erwachsener Wolf zwischen 10 und 70 kg wiegen. Von der Größe der Wölfe hängt ab, welche Tiere sie jagen und wie groß ein Wolfsrudel sein muss, um diese Aufgabe bewältigen zu können.
In den USA konnte beispielsweise ein Rudel mit 30 Wölfen beobachtet werden, doch meist organisieren sich die Vorfahren unseres heutigen Haushundes in Gruppen mit rund 20 Mitgliedern.
Kleinere Wölfe, wie beispielsweise der Iberische Wolf (Canis lupus signatus), bilden normalerweise jedoch auch kleine Gruppen mit maximal 7 Mitgliedern. Die Anzahl an Wölfen in einem Rudel hängt also von der Unterart und auch von der Größe ab.
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Der Mythos vom Alphamännchen
Meist spricht man vom Alphamännchen als Anführer des Rudels, eine Leitfigur, die den restlichen Rudelmitgliedern physisch überlegen ist. Doch Experten auf diesem Gebiet weisen darauf hin, dass diese Theorie äußerst fraglich ist.
David Mech, einer der bekanntesten Experten für Wölfe, prägte in den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts den Begriff Alphawolf, ist inzwischen jedoch davon abgekommen. Die Studien von Mech wurden mit Wölfen in Gefangenschaft durchgeführt, es wurde dabei nicht das Verhalten eines wilden Wolfsrudels analysiert.
Experten stellen die Theorie des Alphatiers immer mehr in Frage.
Rudel oder Familie?
Mech erklärt, dass es besser ist, von reproduzierenden Weibchen und Männchen zu sprechen. Der Anführer des Wolfsrudels ist nicht ein übermächtiger Wolf, sondern ein reproduzierendes Männchen. Es gibt keine große Wahlmöglichkeit, denn der Rest des Rudels sind normalerweise die Abkömmlinge des sich reproduzierenden Paares.
Man könnte also genauso gut von einer Wolfsfamilie sprechen, denn die Eltern leben zusammen mit ihren Kindern, bis diese auf ihr eigenes Leben vorbereitet sind. Wölfe haben bei einem Wurf zwischen 3 und 8 Junge, was ausreichend ist, um ein eigenes Rudel zu gründen.
Bei Wölfen in Gefangenschaft können jedoch Alphamännchen existieren, denn hier handelt es sich oft nicht um Familien. In freier Wildbahn können Alphatiere sehr große Rudel anführen, wie dies zum Beispiel im Yellowstone Nationalpark der Fall ist.
Für derart große Gruppen werden mehrere reproduzierende Pärchen benötigt, deshalb kann es auch zum Konkurrenzkampf kommen, aus dem dann der Alphawolf hervorgeht.
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Eine Wolfsfamilie hat zwischen 3 und 8 Junge pro Wurf, was ausreichend ist, um ein Rudel zu bilden.
Kooperation innerhalb des Wolfsrudels
Wenn das Rudel groß ist, ist die Gruppenstrategie ausschlaggebend. Der Wolf nutzt verschiedene Strategien, um Huftiere zu jagen. Im Sommer muss er seine Opfer beispielsweise in steinige Gebiete, an einen See oder an einen Fluss locken.
Im Winter kann alleine die Anwesenheit eines Wolfes das Opfer so nervös machen, dass es im Schnee stecken bleibt und für den Wolf ein einfaches Spiel ist. Große Rudel jagen meist große Tiere, wie zum Beispiel den gefürchteten Amerikanischen Bison.
Innerhalb eines Wolfsrudels sind Jungtiere oft reine Beobachter, die zuerst die unterschiedlichen Strategien lernen müssen. Es gibt zwar keine festgelegten Rollen, doch die Wölfe nutzen ihre physischen Unterschiede bei der Jagd.
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Die Weibchen sind leichter und führen die anderen in der Jagd oft an. Die Männchen sind hingegen schwerer und jagen das Opfer dann definitiv, sobald es orientierungslos ist. Das Alphatier hat hier eine rein anekdotische Bedeutung, die Wölfe scheinen ihm nicht zu folgen. Jeder weiß, was wann zu tun ist.
Dieser Text dient nur zu Informationszwecken und ersetzt nicht die Beratung durch einen Fachmann. Bei Zweifeln konsultieren Sie Ihren Spezialisten.