Nagetiere: Lerne den Degu kennen!

Diese Nagetiere sind in letzter Zeit bekannt geworden, weil sie vermehrt als Haustiere gehalten werden. So konnte man das Verhalten der Degus umfassend studieren. Mehr darüber erfährst du in diesem Artikel!
Nagetiere: Lerne den Degu kennen!
Sara González Juárez

Geschrieben und geprüft von der Psychologin Sara González Juárez.

Letzte Aktualisierung: 17. Oktober 2023

Der Star dieses Artikels, auch bekannt als “Tapias-Maus” oder “Chilenisches Eichhörnchen”, ist ein kleines histricomorphes Nagetier, das in den semiariden Gebieten Chiles lebt. Hier erfährst du, wie sich der Degu (Octodon degus) im Alltag verhält und warum er als Haustier so beliebt ist.

Diese Tiere können zwischen 4 und 6 Jahre alt werden und ernähren sich hauptsächlich von Gräsern, Blättern und Samen. Dank ihrer geschickten Vorderbeine, die kleinen Händen ähneln, sind sie in der Lage, ihre Nahrung auszuwählen und zu manipulieren und ihre Höhlen zu graben. Diese Tierchen sind außerdem für ihre hohe Intelligenz bekannt. 

Wie verhält sich der Degu?

Der Degu verbringt die meiste Zeit des Tages damit, auf der Suche nach Nahrung die Böden seiner Umgebung zu durchstreifen. Erst nachts ruht er sich aus. Es handelt sich um eine gesellige Art mit einem nervösen und ängstlichen Charakter, die große Anhänglichkeit zu ihren Artgenossen zeigt. In den folgenden Abschnitten erfährst du mehr über das Verhalten dieses Nagetiers in den verschiedenen Lebensbereichen.

Erkundungsverhalten und Überwachung

Der Degu hat einen ausgeprägten Erkundungstrieb, weshalb er einen Großteil seiner Zeit außerhalb seines Baues verbringt, um seine Umgebung zu erkennen. Tagsüber ziehen koordinierte Gruppen dieser Nagetiere auf der Suche nach Wasser und Nahrung los. Während sich einige von ihnen in unbekanntes Terrain wagen, halten die anderen Wache, um sie im Falle einer Gefahr zu warnen.

Die Bewachung ist in offenen Räumen besonders kompliziert. Im Falle eines Angriffs mobilisieren sich diese Nagetiere und verziehen sich in den nächstgelegenen Unterschlupf, um sich neu zu organisieren und zu fliehen.

Degu vor einem Stein


Der zirkadiane Zyklus

Degus sind in hohem Maße vom Tag-Nacht-Zyklus abhängig, da ihre Hauptaktivität in der Morgen- und Abenddämmerung liegt. Mit dem Wechsel der Tageslichtstunden im Laufe der Jahreszeiten ändern sich auch ihre Gewohnheiten, z. B. die Zeit, die sie außerhalb ihres Baues verbringen. Auch die Umgebungstemperatur beeinflusst ihre Aktivität, denn sie verlasen ihren Unterschlupf zu Zeiten, in denen die Hitze oder Kälte für sie günstiger ist.

Der Degu und sein Sozialverhalten

Degus sind stark gesellige Tiere. In der Natur findet man sie in Kolonien von 5 bis 10 Individuen, die hauptsächlich aus erwachsenen Weibchen bestehen, die verwandt sind (Mütter, Töchter und Schwestern, aber auch Tanten und Cousinen). Die Männchen sind weniger zahlreich und es gibt normalerweise nicht mehr als 3 pro Gruppe.

Die unterirdischen Höhlen, in denen sie leben, werden auf koordinierte Weise gegraben. Die erwachsenen Tiere verständigen sich durch Rufe, um eine Kette zu bilden, in der jedes Individuum die Erde abträgt, die der Vordermann ausgegraben hat. Kooperatives Verhalten ist bei dieser Art in verschiedenen Lebensbereichen sehr verbreitet.

Der Degu ist ein Säugetier mit einer langen Kindheit, denn er hat ein komplexes Kommunikations- und Sozialsystem, das er in Gesellschaft anderer Jungtiere spielerisch erlernt. Die Gemeinschaften sind hierarchisch organisiert, was ihnen ermöglicht, eine Ordnung zu schaffen, wenn es um das Fressen und die Fortpflanzung geht.

Der Degu und die Kommunikation

In diesem Abschnitt erfährst du, wie jeder Sinn seine eigene Funktion in der Kommunikation dieser Tiere erfüllt. Das Verhalten der Degus beruht auf der Integration all dieser Möglichkeiten, Botschaften zu übermitteln, was ihre Kommunikation sehr komplex macht.

Visuelle Kommunikation

Ihr Sehvermögen wird hauptsächlich zum Lesen der Körpersprache genutzt. Durch ihre Körperhaltung kommunizieren Degus Stimmungen, Schmerzen, Krankheiten, Paarungsbereitschaft und vieles mehr.

Da sie Dämmerungstiere sind, haben sie einen guten Sehsinn. Sie können Farben sehen, allerdings nur mit zwei Arten von Zapfen: ultraviolett und grün. Die erste Wellenlänge, die für den Menschen unsichtbar ist, beeinflusst auch die Kommunikation, da die Haare auf ihrem Bauch und ihr Urin ultraviolettes Licht stark reflektieren.

Geruchskommunikation

Über den Geruch erhalten die Exemplare neben ihrer Anwesenheit auch Informationen über den Gesundheits- oder Fortpflanzungszustand ihrer Artgenossen. Bei den Männchen wurde außerdem dokumentiert, dass sie Sandbäder benutzen, um bestimmte Bereiche mit ihrem Duft zu markieren. Die Weibchen hingegen zeigen dieses Verhalten nicht so ausgeprägt.

Gehör und Lautäußerungen

Das Gehör dieser Nagetiere ist ebenfalls gut entwickelt, denn die Lautäußerungen sind ihr Hauptkommunikationsmittel. Sie sind in der Lage, die verschiedenen Mitglieder ihrer Gruppe anhand der Klangfarbe ihrer Stimme zu unterscheiden.

Bei den Degus wurden 15 Arten von Lauten analysiert, die sich je nach Kontext, Rangordnung, Geschlecht und Jahreszeit differenzieren. Einige Kategorien von Lauten gibt es nur in der Mutter-Kind-Beziehung. Die Jungen lernen das gesamte Repertoire, wenn sie erwachsen sind.

Der Degu und sein Fortpflanzungsverhalten

Degus pflanzen sich nur einmal im Jahr fort, wenn die Regenzeit beginnt. Die Trächtigkeit dauert zwischen 90 und 95 Tagen und die Säugezeit etwa 5 Wochen. Ein Weibchen kann zwischen 4 und 8 Junge zur Welt bringen.

Degu-Welpen sind Nestflüchter, das heißt, sie sind bei der Geburt bereits gut entwickelt und unabhängig: Ihr Körper ist behaart, sie haben Zähne, ihre Augen sind geöffnet und ihr Gehör ist funktionsfähig. Sie bleiben trotzdem bis zum Alter von 3 Wochen im Nest.

Die Männchen erreichen die Geschlechtsreife mit 16 Wochen, die Weibchen etwas früher, mit 12 bis 16 Wochen. In dieser Zeit bilden sie soziale Gruppen mit anderen Degus des gleichen Geschlechts, in denen sie ihre sozialen Fähigkeiten entwickeln, bis sie sich zerstreuen. Stillen und Aufziehen sind gemeinschaftlich: Die Weibchen füttern und versorgen die Jungen von nahen Verwandten.

Die Männchen beteiligen sich auch an der Aufzucht der jungen Degus.

Degus zeigen philopatrisches Verhalten, das heißt, dass sie sich im Erwachsenenalter nicht weit von ihrem Ursprungsort entfernen, auch wenn sie sich von ihrer Gruppe trennen. Die Männchen sind in der Fortpflanzungszeit sehr territorial und lassen andere Gruppen nicht in ihr Gebiet, selbst wenn sie ihnen vertraut sind oder zur selben Familie gehören.

Der Degu und sein Fressverhalten

Bei der Nahrungssuche arbeiten die Degus zusammen: Die Mitglieder der Gruppe stimmen sich ab und kommunizieren durch bestimmte Laute, wenn sie Nahrung finden. Die orografische Lage hat einen Einfluss auf das Lagerungsverhalten des Degus, denn in höheren Lagen sammeln sie mehr Nahrung im Bau an.

Degu als Haustier

Die Beliebtheit dieser Art als Haustier hat es leichter gemacht, Beobachtungsstudien in Gefangenschaft durchzuführen und einige bisher unbekannte Aspekte des Verhaltens des Degus zu entschlüsseln. Wenn du diese Säugetiere halten willst, musst du jedoch viel recherchieren, um sicherzustellen, dass sie eine gute Lebensqualität haben, denn ihr Leben in Gefangenschaft ist noch ein relativ neues Forschungsgebiet.


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