Wenn sich dein Hund permanent die Pfoten leckt: Mögliche Ursachen
Geschrieben und geprüft von dem Biologen Samuel Sanchez
Wenn sich dein Hund immer wieder die Pfoten leckt, hat er möglicherweise ein dermatologisches, systemisches oder emotionales Problem. Es kann für einen Hundehalter sehr belastend sein, zu sehen, dass der eigene Hund nicht stillsitzen kann und sich durch sein Verhalten letztlich selbst schadet. Aber wie für jedes Verhalten in der Natur gibt es einen klaren Grund dafür, dass Hunde sich ihre Wunden und andere verletzte Stellen ablecken.
Der Speichel von Hunden birgt wesentlich mehr Geheimnisse, als dies auf den ersten Blick ersichtlich ist. Und die Ursache dafür, dass sich ein Tier permanent die Pfoten leckt, hat manchmal nur sehr wenig mit rein physiologischen Gründen zu tun. Wenn du wissen willst, warum sich dein Hund zwanghaft und ständig die Pfoten leckt, solltest du unbedingt weiterlesen.
Warum leckt sich dein Hund die Pfoten?
Nach Angaben des Fachportals Plos One ist der Speichel von Wirbeltieren extrem wichtig. Er hat viele Funktionen in der Mundhöhle: Befeuchtung der Nahrung, er fördert die Bildung des Nahrungsbolus, schmiert die Mundschleimhaut, erhält die Mineralisierung der Zähne und dient dem Schutz des Gewebes. Darüber hinaus wirkt er als eine Art pH-Puffer bei der Aufnahme bestimmter Nahrungsmittel.
Bis vor kurzem war das Wissen über Hundespeichel sehr begrenzt. Dank der oben erwähnten Studie wurde klargestellt, dass im Speichel von Hunden 2.532 Proteine vorkommen, die sich von den menschlichen unterscheiden. Darüber hinaus gibt es 79 davon nur bei der Spezies Canis lupus domesticus.
Viele dieser Proteine haben Stoffwechselfunktionen, andere sind unter anderem an immunologischen Prozessen, Geweberegeneration und -differenzierung sowie an der Regulation beteiligt. Ausgehend von diesen Fakten über Hundespeichel können wir nun einige mögliche Gründe untersuchen, warum dein Hund sich ständig die Pfoten leckt.
Verletzungen können dazu führen, dass sich dein Hund die Pfoten leckt
Die Mundschleimhaut von Wirbeltieren heilt schneller als andere äußere Gewebe, was darauf hindeutet, dass Speichel regenerative Eigenschaften haben könnte. Ohne dass wir diesbezüglich zu sehr ins Detail gehen werden, lässt sich Folgendes sagen: Man hat festgestellt, dass diese Flüssigkeit Gewebefaktoren enthält, die die äußere Wundkoagulation und damit die Geweberegeneration fördern.
Darüber hinaus bestätigen Studien, die in der Zeitschrift Nature veröffentlicht wurden, dass soziales Lecken bei kleinen Wirbeltieren eine schnelle Wundheilung fördert. Wenn sich dein Hund also ständig die Pfoten leckt, ist es wahrscheinlich, dass er sich während eines Spaziergangs oder beim Spielen an einem scharfen Gegenstand verletzt hat.
Verschiedene Untersuchungen legen nahe, dass Speichel die Wundgerinnung und -heilung fördert.
Bakterielle Infektionen
Des Weiteren enthält der Speichel von Hunden – und vermutlich auch von allen anderen Wirbeltieren, die sich lecken – Lysozyme, Peroxidasen, Defensine, Cystatine und IgA-Antikörper. Hierbei handelt es sich um Moleküle mit autoimmuner und bakterizider Aktivität. Das bedeutet, dass diese grundsätzlich bestimmte Krankheitserreger angreifen.
Aber damit nicht genug: Studien haben gezeigt, dass der Speichel von Hunden überraschende Eigenschaften hat. So begrenzt er beispielsweise das Wachstum und zerstört die Krankheitserreger Escherichia coli und Streptococcus canis. Wenn sich dein Hund die Pfoten leckt, versucht er möglicherweise, eine Infektion zu verhindern oder eine bestehende Infektion zu bekämpfen.
Allerdings ersetzen die bakteriziden Eigenschaften des Speichels nicht den Besuch beim Tierarzt. Wenn dein Hund Beschwerden hat, braucht er professionelle Hilfe.
Seborrhö kann ebenfalls eine Ursache dafür sein, dass sich dein Hund die Pfoten leckt
Wenn dein Hund an einer Seborrhoe leidet, kommt es zu einem Talgüberschuss in der Haut und/oder zahlreiche Hautzellen sterben ab. Die Epidermis erscheint “schuppig”, riecht unangenehm und wirkt schmutzig. Bei diesem Krankheitsbild wird die Epidermis des Hundes zu schnell ersetzt und es sammeln sich abgestorbene Zellen an, was in der Regel zu starkem Juckreiz und Unwohlsein führt.
Wenn dein Hund Seborrhoe hat, leckt er sich möglicherweise die Pfoten, um den Juckreiz zu lindern. In diesen Fällen solltest du stets einen Tierarzt aufsuchen, da sich dahinter fast immer eine weitere Erkrankung verbirgt. Autoimmunprobleme, hormonelle Ungleichgewichte und angeborene Pathologien sind einige der Hauptursachen.
Dornen und andere Fremdkörper
Dornen gehören zu den größten Gefahren für Hunde, insbesondere im Sommer. Wenn dein Hund bei einem Spaziergang in einen Pflanzenstachel oder etwas ähnliches hineintritt, könnten die Dornen zwischen die Pfotenballen des Hundes gelangen und unter Umständen so tief eindringen, dass du sie gar nicht mehr erkennen kannst. Infolgedessen entsteht eine Entzündung und dein Hund leckt sich die Pfoten, um die Schmerzen zu lindern.
Wenn dein Hund in einen Stachel getreten ist und du diesen noch erkennen kannst, kannst du versuchen, ihn vorsichtig mit Hilfe einer Pinzette zu entfernen. In heikleren Fällen ist es auf jeden Fall am besten, sofort zum Tierarzt zu gehen. Je länger du abwartest, desto höher ist das Risiko für Sekundärinfektionen.
Angst und Langeweile
Wie wir bereits erwähnt haben, gibt es aber nicht nur körperliche Ursachen, die dazu führen können, dass sich dein Hund fortlaufend die Pfoten leckt. Manchmal verbirgt sich hinter diesem Verhalten ein Mangel an Stimulation, Langeweile oder das Tier versucht auf diese Weise, seine Angst zu kanalisieren. Wiederholte sinnlose Verhaltensweisen werden als Stereotypien bezeichnet und pathologisches Lecken ist eine davon.
Stereotypien zeigen an, dass etwas mit der Umgebung des Hundes nicht stimmt. Sie haben keine physiologische Ursache und derartiges Verhalten kann sogar zu Verletzungen führen. Ständiges “Fliegenjagen”, zwanghaftes Schwanzbeißen, ständiges Kreisen oder Bellen rund um die Uhr sind weitere Stereotypien, die berücksichtigt werden sollten.
Wenn alle physiologischen Parameter des Tieres in Ordnung sind, liegt die Vermutung nahe, dass eine emotionale Ursache vorliegt. In diesen Fällen solltest du die Hilfe eines Hundetrainers in Anspruch nehmen.
Andere mögliche Ursachen
Wir haben dir nun die häufigsten Erkrankungen aufgezeigt, die bei Hunden zu übermäßigem Lecken führen können. Aber es gibt noch viele weitere Ursachen. Nachfolgend findest du einige davon:
- Allergie: Kontaktallergien treten auf, wenn der Hund etwas berührt, das ihn reizt und das in einer normalen Situation nicht schädlich ist. Infolgedessen kann das Lecken dazu dienen, den für allergische Reaktionen typischen Juckreiz und die Entzündung zu lindern.
- Zecken: Diese Gliederfüßer können sich fast überall am Körper des Tieres anheften, sogar zwischen den Zehen. Daher solltest du deinen Hund nach jedem Spaziergang gründlich auf Zeckenbefall untersuchen.
- Magen-Darm-Probleme: Seltsamerweise tendieren Hunde mit Magenpathologien dazu, Oberflächen oder eigene Hautbereiche abzulecken, wie Studien zeigen.
- Hormonelle Ungleichgewichte: Manchmal können sich Pathologien, die die Hormonproduktion betreffen, epidermisch manifestieren, einschließlich der Pfoten und ihrer Strukturen.
Was tun, wenn sich dein Hund fortwährend die Pfoten leckt?
Wenn sich dein Hund ständig die Pfoten leckt, solltest du am besten einen Tierarzt aufsuchen, um eine professionelle Diagnose zu erhalten. In den einfachsten Fällen – Wunden, Stacheln und Infektionen – reicht es aus, den Bereich zu desinfizieren, Fremdkörper zu entfernen, die Wunde zu heilen und orale oder topische Antibiotika zu verwenden. Dies führt in der Regel zu einer schnellen Genesung des Hundes.
Außerdem muss dein Hund während der Heilungsphase ein elisabethanisches Halsband tragen. Speichel, der auf eine Läsion aufgetragen wird, kann grundsätzlich durchaus wirksam sein. Wenn das Ablecken jedoch zwanghaft erfolgt oder der Speichel andere schädliche Bakterien enthält, kann dieses Verhalten die Erkrankung verschlimmern. Daher ist es immer am besten, den Hund in die Hände eines Tierarztes zu geben und ihn während der Genesung zu überwachen.
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