Was versteht man unter klinischer Ethologie bei Pferden?

In der klinischen Pferdeethologie geht es darum, psychologische Probleme bei Pferden zu diagnostizieren und zu behandeln. Möchtest du wissen, was es damit auf sich hat?
Was versteht man unter klinischer Ethologie bei Pferden?
Sara González Juárez

Geprüft und freigegeben von der Psychologin Sara González Juárez.

Geschrieben von Sara González Juárez

Letzte Aktualisierung: 27. Oktober 2022

Die Erforschung des Verhaltens von Tieren ist nicht nur auf Hunde und Katzen beschränkt. Tatsächlich ist jedes nicht-menschliche Lebewesen, das auf engem Raum lebt, anfällig für die Entwicklung psychologischer Störungen oder Verhaltensprobleme. Genau das ist das Thema der klinischen Pferdeethologie, die sich mit Verhaltensstörungen bei Pferden beschäftigt.

Dieser Bereich ist die Verbindung zwischen Ethologie und Tiermedizin. Damit kümmern sich Fachleute effektiv um die psychische Gesundheit von Pferden. Schauen wir uns das einmal im Detail an.

Grundlagen der klinischen Pferdeethologie

Wenn die Ethologie die Wissenschaft ist, die sich mit den verschiedenen Aspekten des Tierverhaltens beschäftigt, ermöglicht die Hinzunahme des tiermedizinischen Zweigs die Diagnose und Behandlung von Verhaltens- und Stimmungsproblemen bei Pferden (in diesem Fall). Zu diesem Zweck wird auch das normale und gesunde Verhalten des Tieres untersucht.

Bei psychischen Störungen eines Pferdes ist der Gang in die tierärztliche Praxis oder zu Pferdetrainern allein nicht sehr effektiv. Um das Problem zu lösen, ist ein vollständiger und umfassender Blick auf die psychologischen Bedürfnisse des Pferdes notwendig.

Was versteht man unter Klinischer Ethologie bei Pferden?

Wie wird ein Verhaltensproblem bei einem Pferd diagnostiziert?

Ausgehend von der Kenntnis des normalen und gesunden Verhaltens des Pferds, können verschiedene Abweichungen durch direkte Beobachtung festgestellt werden. Diese werden in der Regel von der Bezugsperson festgestellt und anschließend durch die Untersuchung des Pferdeethologen bestätigt.

Ebenso werden Besitzer*innen und Trainer*innen des Pferdes befragt. Es ist wichtig, eine gute Anamnese zu erstellen. Hier gilt es herauszufinden, wie häufig und wie intensiv dieses Verhalten auftritt und wie lange das Pferd schon damit zu kämpfen hat.

Schließlich ist es auch wichtig, eine körperliche Untersuchung durchzuführen. So wird sichergestellt, dass die beobachteten Probleme nicht auf eine körperliche Krankheit hindeuten. Wenn dies der Fall ist, sollte die Behandlung auf genau diese Krankheit ausgerichtet sein und nicht primär auf das Verhalten des Pferdes.

Wichtige Verhaltensprobleme bei Pferden

Wie jedes andere Tier können auch Pferde Verhaltensprobleme entwickeln. Wir sprechen hier nicht von Pferdegewohnheiten, die den Menschen “Nerven kosten” oder das Training erschweren. Vielmehr geht es um solche, die auf psychische Probleme wie Angst oder Langeweile zurückzuführen sind.

Deshalb kann man bei einem ungehorsamen Pferd nicht gleich von einem Verhaltensproblem sprechen. Wenn das Tier beißt, wenn ein Mensch darauf reiten will, dann will es schlichtweg nicht vom Menschen geritten werden. Wenn es jedoch beißt, wenn es im Umfeld nichts “Bedrohliches” gibt, dann ist das ein Verhaltensproblem. Schauen wir uns also die häufigsten Probleme an:

  • Aggressivität: Dieses Verhalten rührt in der Regel von Angst her. Wenn Pferde täglich Situationen ausgesetzt sind, in denen sie sich in die Enge getrieben oder gefangen fühlen, entwickeln sie Aggressionen als gewohnheitsmäßiges Verteidigungsmuster.
  • Essstörungen: Diese Probleme sind in der Regel auf die falsche Fütterung durch die Betreuungsperson zurückzuführen. Ein Pferd, das zum Beispiel nur in sehr begrenzten Zeiträumen Zugang zu Futter hat, neigt eher zu Fressunlust.
  • Stereotypien: Sich wiederholende Verhaltensweisen ohne einen überlebenswichtigen Grund, wie z. B. ständiges Schaukeln, das Kauen auf dem Holz in der Box oder das Schlucken von Luft.
  • Pathologische Ängste: Diese entstehen meist durch mangelhaftes Training oder schlechte Sozialisierung. So entwickelt das Pferd Angst vor Situationen, Gegenständen oder Menschen, die eigentlich harmlos sind, und reagiert darauf mit Flucht und/oder aggressivem Verhalten.

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Therapie in der klinischen Ethologie bei Pferden

Bei der Behandlung eines Fohlens erleichtert die frühzeitige Erkennung dieser Verhaltensprobleme die Therapie erheblich. Zu diesem Zeitpunkt wird oft eine Verhaltensumlenkung durch Gewöhnung an die Umgebung und Sozialisierung eingesetzt. Abläufe wie die Verabreichung von Medikamenten, das Ein- und Aussteigen aus dem Hänger, das Anlegen von Verbänden usw. werden geübt.

Fohlen haben in ihrer Entwicklung mehr Möglichkeiten, ihr Verhalten zu korrigieren und sich an die Umgebung zu gewöhnen.

Die Therapie in der klinischen Ethologie bei Pferden basiert auf vier Grundpfeilern. Diese sind:

  • Die Umgebung anregend gestalten: Dies ist wichtig, um Langeweile und die daraus resultierenden Probleme zu vermeiden. Sie besteht darin, Elemente in der Umgebung zu verändern oder hinzuzufügen.
  • Psychotherapie: Techniken zur Verhaltensänderung, wie Gewöhnung oder Gegenkonditionierung.
  • Psychopharmaka: Diese werden manchmal als unterstützende Behandlung in sehr schweren Fällen eingesetzt. Beispiele sind Antidepressiva, Hormonpräparate und angstlösende Beruhigungsmittel (Anxiolytika).
  • Operationen: Die Kastration ist davon die häufigste. Bei manchen Pferden wird auf diese Weise das Verhalten gezügelt, damit ihr Mensch und der Therapeut oder die Therapeutin sicher mit ihnen umgehen können.

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Was versteht man unter Klinischer Ethologie bei Pferden?

Ein Pferd, das frei oder unter guten Bedingungen lebt, entwickelt normalerweise keine Verhaltensprobleme. Daher besteht ein Teil der Therapie des Tieres darin, diejenigen Aspekte seiner Pflege und seines Lebens zu verbessern, die Leiden verursachen. Es ist nicht sinnstiftend, eine Therapie durchzuführen, wenn die Tiere anschließend stundenlang im Stall stehen. Hier sollten sich Reiter*innen in erster Linie auf das Wohlergehen des Tieres konzentrieren.


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