Dein Hund frisst Steine? 8 mögliche Gründe für dieses Verhalten
Geschrieben und geprüft von dem Biologen Samuel Sanchez
Hunde sind von Natur aus neugierige Tiere. Manchmal fressen sie Dinge, die ihnen schaden können, oder sie erschnüffeln eine Kreatur, die sie stechen oder beißen könnte. Allerdings hat derartiges Verhalten fast immer schädliche Folgen für dein Tier. Einige atypische Verhaltensmuster können auf ein physiologisches oder mentales Problem hinweisen. In unserem heutigen Artikel zeigen wir dir einige mögliche Gründe auf, warum dein Hund Steine frisst.
Wenn du mit deinem Hund einen Spaziergang machst, finden sich praktisch überall Steine. Im Park oder auf dem Weg nach Hause gibt es viele Möglichkeiten für den Hund, mit ihnen in Berührung zu kommen. Wenn dein Hund Steine frisst, birgt dies allerdings einige Gefahren. Diese mineralischen Substanzen können zu Darmblockaden, Dickdarmperforationen und gebrochenen Zähnen führen. Nachfolgend findest du 8 mögliche Ursachen für dieses widersprüchliche Verhalten deines Vierbeiners.
1. Warum dein Hund Steine frisst: Neugier ist eine mögliche Erklärung
Welpen nehmen die Welt ganz anders wahr als ihre erwachsenen Artgenossen. In den ersten Lebensmonaten lernen Hunde durch die Versuch-und-Irrtum- Methode mit der Umwelt zu interagieren. Das bedeutet, sie probieren alles aus und wenn etwas Schlimmes oder Unangenehmes passiert, werden sie dieses Verhalten nicht wiederholen.
Wenn du einen Welpen hast, nimmt er möglicherweise Steine ins Maul, weil er neugierig ist oder den Geruch mag. Obwohl man dieses Verhalten nicht wirklich erwarten würde, ist das bei Caniden und vielen anderen Säugetieren relativ normal. Lernen durch Versuch und Irrtum ist bei allen Wirbeltieren Teil der Entwicklung.
2. Positive Verstärkung
Die Konditionierung auf Belohnung moduliert langfristig das Verhalten von Hunden. Einer der Gründe, warum dein Hund Steine frisst, könnte der sein, dass du das Verhalten versehentlich gefördert hast. Wenn du zum Beispiel versuchst, den Stein aus seinem Maul zu entfernen, könnte dein Hund denken, dass dies ein Spiel ist. Infolgedessen wird er diese Aktion wiederholen.
Um dieses Problem zu vermeiden, solltest du versuchen, die Aufmerksamkeit des Hundes auf etwas anderes zu richten. Das bedeutet, dass du nicht versuchen solltest, den Stein aus dem Maul deines Tieres zu holen. Stattdessen musst du sein Interesse auf ein anderes harmloses Spielzeug lenken. Früher oder später wird dein Hund dann den Stein loslassen.
3. Pica-Syndrom
Das Pica-Syndrom ist eine Erkrankung, die sowohl bei Hunden als auch beim Menschen auftritt. Wenn ein Hund an diesem Syndrom leidet, leckt oder frisst er zwanghaft und ohne ersichtlichen Grund an Gegenständen, die nicht zum Verzehr geeignet sind, zum Beispiel an Steinen, Stöcken und anderen Gegenständen aus der Umgebung. Dieses Verhalten kann ein eindeutiges Anzeichen für eine psychische Störung sein und erfordert daher sofortige professionelle Aufmerksamkeit und Behandlung.
4. Möglicherweise frisst dein Hund Steine, weil er Magen-Darm-Probleme hat
Nach Angaben des American Kennel Club, fressen Hunde häufig Gras. Experten glauben, dass sie dies tun, um sich zu erbrechen und ihren Darm zu reinigen. Allerdings erbrechen nur 25 % der Hunde nach dem Verzehr von Gras und weniger als 10 % leiden an Magen-Darm-Symptomen. Dennoch scheint der Verzehr von Gras mit Darmbeschwerden in Zusammenhang zu stehen.
Dieselbe Prämisse könnte auch einen weiteren Grund dafür liefern, warum dein Hund Steine frisst. Der Hund könnte versuchen, seine Magenbeschwerden mit dieser atypischen Verhaltensweise zu lindern. Wenn dein Hund aber regelmäßig Steine frisst und andere Symptome – Erbrechen, Durchfall und Bauchschmerzen – auftreten, solltest du umgehend einen Tierarzt aufsuchen.
5. Langeweile
Ein Hund, der sich langweilt, versucht, seine überschüssige Energie auf verschiedene Arten zu kanalisieren. Wenn Hunde nicht ausreichend tägliche Bewegung bekommen, kann dies dazu führen, dass sie in Gegenstände beißen oder diese zerstören (destruktives Verhalten) und manche Tiere werden in der Folge sogar aggressiv. Wenn ein Stein das Erste ist, was sich dem Hund bietet, beißt er hinein, um seine Anspannung auf diese Weise zu lösen.
6. Einsamkeit und mangelnde Zuwendung
Wenn ein Hund nicht genügend Zuwendung erhält, kann er negatives Verhalten zeigen, um die Aufmerksamkeit seines Besitzers zu erregen. Mit anderen Worten, einer der Gründe, warum dein Hund Steine frisst, könnte einfach der sein, dass er möchte, dass du dich mehr um ihn kümmerst.
Dieses Problem kannst du mit einigen grundlegenden Trainingstechniken lösen. Wie wir oben bereits erwähnt haben, solltest du nicht versuchen, den Stein aus dem Maul des Tieres zu entfernen oder die Interaktion in ein Spiel oder einen Kampf zu verwandeln. Stattdessen musst du dem Tier mit Hilfe eines Hundetrainers mündliche Kommandos beibringen – “Aus” und “Gib mir den Ball”. Diese Kommandos kannst du dann in derartigen Situationen in die Praxis umsetzen. Wenn du mit deinem Hund auf diese Weise interagierst, ist es wichtig, dass du deine Stimme ruhig, aber bestimmt hältst. Dein Hund darf nicht das Gefühl bekommen, dass du wütend oder ungeduldig bist.
Sobald dein Hund den Stein losgelassen hat, solltest du ihn unbedingt dafür loben und mit einer Leckerei belohnen. Du musst dafür sorgen, dass dein Hund das Ignorieren und Loslassen von Steinen mit einer positiven Erfahrung verknüpft.
7. Zahnwachstum
Bei Welpen beginnt im Alter von etwa 3 Wochen die Entwicklung der Milchzähne, aber erst im Alter von 6 Monaten erfolgt der vollständige Zahnwechsel zum Erwachsenengebiss. In diesem Stadium neigen Hunde dazu, in fast alles in ihrer Umgebung hineinzubeißen, um ihre Kiefer zu trainieren und die Zahnungsschmerzen zu lindern.
Wenn dein Welpe einen Stein als Kauspielzeug wählt, solltest du diesen umgehend gegen ein für das Tier passendes Beißspielzeug austauschen. Sobald das bleibende Gebiss des Hundes voll entwickelt ist, sollte dieses Verhalten allerdings drastisch reduziert werden.
8. Mineralstoffmangel
Ein Mineralstoffmangel ist ein weiterer möglicher Grund, warum dein Hund Steine frisst. Denn was könnte reicher an Mineralien sein als ein Stein oder Erde? Dieses Verhalten wird nicht nur bei Caniden beobachtet, sondern auch bei vielen anderen Tieren, einschließlich des Menschen. Fachlich wird das Essen von Erde und Steinen als Geophagie bezeichnet.
In diesen Fällen ist es notwendig, einen Tierarzt aufzusuchen, um die Ernährung des Hundes anzupassen. Des Weiteren sollte der Hund auf Anämie und eine mögliche zugrunde liegende Ursache untersucht werden.
Wenn dein Hund Steine frisst: Die möglichen Auswirkungen
Obwohl es wie ein lustiges oder abstruses Verhalten erscheinen mag, kann das wiederholte Verschlucken von Steinen dem Hund im Laufe der Zeit eine Reihe sehr ernsthafter Probleme bereiten. Darunter können wir die folgenden hervorheben:
- Darmverschluss: Wenn dein Hund den Stein, auf den er beißt, verschluckt, kann dies zu einem vollständigen oder teilweisen Darmverschluss führen. Die Erkrankung kann sich unter anderem in Form von Durchfall, Lethargie, Dehydration und Bauchschmerzen äußern.
- Magenperforation: Steine sind hart und können scharfe Kanten haben, sodass dein Hund dadurch innere Verletzungen erleiden könnte. Die Symptome dieser Pathologie sind den vorherigen sehr ähnlich.
- Abgebrochene Zähne: Ein abgebrochener Zahn mag zunächst nicht ganz so ernsthaft erscheinen, aber er kann die Fähigkeit des Hundes, zuzubeißen und sich so selbst zu ernähren, einschränken oder ganz aufheben. Außerdem begünstigen orale Läsionen auf lange Sicht bakterielle Infektionen, die sehr gefährlich sein können.
Wie du siehst, gibt es viele mögliche Ursachen, warum dein Hund Steine frisst. Er könnte am Pica-Syndrom leiden oder ein Welpe, bei dem die Zähne wachsen, könnte sich einen Stein auswählen, um bestimmte Symptome zu lindern. Es ist deine Aufgabe als Hundebesitzer, dieses Verhalten durch ein anderes zu ersetzen. Auf diese Weise sorgst du dafür, dass das orale- und gastrische System deines Hundes nicht gefährdet wird.
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