Positive Hundeerziehung: Was genau bedeutet das?
Wenn dein Hund ein Verhaltensproblem hat und du nicht weißt, wie du es selber beheben kannst, benötigst du die Hilfe eines Hundetrainers. Viele von ihnen stellen sich als Trainer vor, die positive Hundeerziehung praktizieren. Da aber nicht jeder weiß, was genau damit gemeint ist, erfährst du in unserem heutigen Artikel alles Wissenswerte über positive Hundeerziehung.
Hundeerziehung und Training
Es gibt drei Arten von Fachleuten, die sich dem Verhalten von Hunden widmen: Trainer, Hundeführer und Ethologen.
- Ethologen sind Veterinärspezialisten auf diesem Gebiet. Sie untersuchen und sind mit dem Verhalten aller Tiere auf dem Planeten vertraut, obwohl diejenigen, die du in Kliniken findest, auf domestizierte Tiere spezialisiert sind.
- Hundeführer bringen Hunden bei, Befehle zu befolgen, egal in welcher Situation sie sich befinden. Zum Beispiel ist es die Aufgabe eines Hundeführers, Drogenspürhunde auszubilden. Sobald der Hund das Kommando gelernt hat, wird er das Gleiche tun, egal ob das Kommando auf einem Flughafen oder zu Hause, in einer Menschenmenge oder anderswo erteilt wird.
- Hundetrainer sprechen Verhaltensprobleme an. Sie betrachten das alltägliche Leben des Hundes, um herauszufinden, was ihn dazu motiviert, all das zu tun, was seine Familie als Problem ansieht. Nachdem sie das grundlegende Problem identifiziert haben, ergreifen sie Maßnahmen, um das Verhalten des Hundes entsprechend zu korrigieren.
Obwohl sich diese drei Berufe bis zu einem gewissen Grad ähneln, bestehen dennoch auch sehr große Unterschiede. Jeder Experte ist darauf spezialisiert, für jeden Einzelfall die besten Ergebnisse zu erzielen. Wie in vielen anderen Berufen gibt es viele verschiedene Ansätze. Positive Hundeerziehung ist einer dieser Ansätze und wir werden ihn nachfolgend genauer beleuchten.
Die Geschichte der Hundeerziehung
Diese Aufteilung der Berufe ist relativ neu. Die Rolle des Hundeführers entstand vor weniger als 100 Jahren und seit etwa 50 Jahren konzentrieren sich die Aufgaben auf die Ausbildung von Hunden. Obwohl es den Beruf des Tierethologen, der auf das Verhalten von Tieren spezialisiert ist, schon länger gibt, beschäftigten sich Tierethologen zu Beginn jedoch nur mit wilden Tieren.
Hundeführer und Trainer begannen zunächst, die Hunde unter Einsatz von Gewalt zu trainieren. Zum Beispiel verwendeten diejenigen, die mit Hundeschauspielern arbeiteten, Bestrafung und Schmerz, um Hunden beizubringen, was zu tun ist. Mit anderen Worten, die Hunde arbeiteten daran, die Folgen von Missachtung von Befehlen zu vermeiden.
Bald darauf wurde eine respektvollere Technik entwickelt, welche zudem wesentlich bessere Lernerfolge bei den Hunden erzielte. Anstatt sie zu bestrafen, gaben die Trainer den Tieren Belohnungen für gute Arbeit und veranlassten die Hunde, zu arbeiten oder sich gut zu benehmen, ohne sie zurechtweisen zu müssen. Diese Technik findet heute beim Training vieler weiterer Tierarten Anwendung, beispielsweise für Delfine in Aquarienshows.
Laut den von Skinner formulierten Lerngesetzen werden diese Belohnungen als positive Verstärkung bezeichnet. Hundeführer und Trainer, die Bestrafung gegen positive Verstärkung eintauschten, wurden als “positive” Trainer und die verwendete Methode als positive Hundeerziehung bezeichnet.
Das Label “positive Hundeerziehung” ist überbeansprucht
Positive Hundeerziehung ist darauf ausgerichtet, dem Hund keinen Schaden zuzufügen. Die Bestrafung schadet Hunden, sei es physisch, wie das Auspeitschen mit dem Gürtel und Treten, oder psychisch, wie das Schreien und Isolieren.
Im Gegensatz dazu motiviert die positive Hundeerziehung und positives Hundetraining den Hund, sich gut zu verhalten, und belohnt ihn, wenn er dies tut. Der Hund gehorcht, weil er dies will und weil er von Natur aus dem Menschen “gefallen” möchte.
Diejenigen, die weiterhin Bestrafung und Schmerz beim Training und der Erziehung einsetzten, bezeichnete man dann oft als “traditionell”. Diejenigen, die respektvoll mit Hunden arbeiten wollten, galten als “positiv”. Trotz des deutlichen Unterschieds begannen sich die Begriffe bald zu vermischen.
Wenige Familien wollen ihren Hund zu einem Profi bringen, der ihn verletzen wird. Daher begannen die “traditionellen” Fachleute, auch Belohnungen in ihre Arbeitsmethoden zu integrieren, obwohl sie die Strafen nicht vollständig abschafften.
Heutzutage mischen viele Hundeführer und Trainer die beiden Techniken: Sie belohnen und bestrafen. Sie motivieren den Hund, im Austausch für Belohnungen zu arbeiten und um eine Bestrafung zu vermeiden.
Deshalb sagen wir auch, dass die Bezeichnung “positive Hundeerziehung” abgenutzt oder überbeansprucht wird: Nur weil sich ein Hundeführer “positiv” nennt, kann dies nicht garantieren, dass er deinen Hund nicht einschüchtert oder verletzt. Es liegt in der Verantwortung des Hundebesitzers, stets im besten Sinne und zum Wohle des Tieres zu handeln und sicherzustellen, dass es mit Respekt behandelt wird.
Schmerz als Ursache von Verhaltensproblemen
Es ist klar geworden, dass der Einsatz positiver Verstärkung das Lernen und Lösen von Problemen bei jeder Tierart beschleunigt. Die Bestrafung verwirrt den Hund jedoch und hält ihn vom Lernen ab. Die Verwendung von Schmerz belastet die Beziehung zwischen Hunden und ihren menschlichen Familien. Denn dadurch assoziieren sie die neuen Verhaltensweisen, die sie lernen sollen, mit Schmerzen.
Unter diese Kategorie fallen auch mit Stacheln versehene, elektrische und erstickende Halsbänder. Es hat sich gezeigt, dass diese Techniken nur Probleme verbergen, diese aber in keiner Weise lösen. Darüber hinaus werden die Hunde instabil und unberechenbar in ihrem Verhalten.
Du möchtest, dass dein Hund glücklich ist und sich gut benimmt, weil er es will, nicht weil er dich fürchtet. Nur eine schmerz- und angstfreie Erziehung kann dieses Ziel erreichen.
Positive Hundeerziehung: Wie du einen guten Fachmann auswählst
Die Bezeichnung “positive Hundeerziehung” wurde leider stark überstrapaziert und teilweise missbraucht. Daher garantiert sie auch nicht mehr, dass nur positive Verstärkung verwendet wird. Deshalb musst du vor der Entscheidung für einen Hundetrainer oder anderen Fachmann einige Dinge genau beleuchten und hinterfragen. Bevor du jemanden engagierst, solltest du mit ihm (oder ihr) sprechen und gezielte Fragen stellen. Nur wenn du Vertrauen in diese Person gefasst hast, solltest du eine Zusammenarbeit in Erwägung ziehen.
Kurz gesagt, wenn ein Profi mit deinem Hund arbeitet, sollte er (oder sie):
- Dir zuhören und dich, deinen Hund und deine Probleme respektieren.
- Nicht an der Leine ziehen, ihn schubsen, ihm Stromschläge zufügen oder ihn schlagen.
- Lösungen und Empfehlungen anbieten, die auf deinen speziellen Fall zugeschnitten sind.
- Keine Stachel-, Drossel-, oder elektronische Halsbänder benutzen.
- Seine Arbeit nicht auf der Dominanz-Theorie, sondern auf kontrastierten wissenschaftlichen Belegen basieren.
Dieser Text dient nur zu Informationszwecken und ersetzt nicht die Beratung durch einen Fachmann. Bei Zweifeln konsultieren Sie Ihren Spezialisten.