Höllenameisen: Ausgestorben, aber furchterregend
Geschrieben und geprüft von dem Biologen Samuel Sanchez
Ameisen gehören zu einer Familie von Insekten (Formicidae), die wie Bienen und Wespen zur Ordnung der Hautflügler (Hymenoptera) gehören. Von den 22.000 bisher entdeckten Arten konnten nur etwa 13.800 klassifiziert werden. Darüber hinaus werden auch heute noch in schwindelerregender Geschwindigkeit neue Arten entdeckt. Die Höllenameisen, ein entfernter Verwandter der heutigen Ameisen, sind eine der kuriosesten Arten.
Ameisen haben jeden Flecken der Erde kolonisiert, mit Ausnahme der Antarktis und einiger abgelegener Inseln. Sie sind ein wesentlicher Bestandteil jedes Ökosystems und machen bis zu 25 % der terrestrischen Biomasse tierischen Ursprungs aus. Sie kontrollieren wirbellose Schädlinge, sorgen für die Bestäubung, dienen als Nahrung für Raubtiere und vieles mehr. In unserem heutigen Artikel lernst du einige ihrer Verwandten kennen, die Höllenameisen.
Entdeckung der Höllenameisen
Bevor wir uns mit den Merkmalen dieser Urtiere befassen, müssen wir ein paar Dinge klären. Der Begriff Höllenameise bezieht sich auf die inzwischen ausgestorbene Unterfamilie der Hautflügler namens Haidomyrmecinae. Obwohl dieses Taxon in der Vergangenheit als unbedeutende Gruppe angesehen wurde, ist man sich heute einig, dass es sich um eine eigene Unterfamilie handelt.
Diese Gruppe von Urameisen wurde erst durch die Entdeckung dreier fossiler Funde beschrieben: einer in Frankreich, einer in Myanmar und einer in Kanada. Darüber hinaus lieferte die Entdeckung eines fossilen Exemplars im Jahr 2020, das auf der Jagd nach einem anderen wirbellosen Tier aus der Kreidezeit war, eine Menge neuer Informationen über ihre Lebensweise. Die in der Fachzeitschrift Current Biology veröffentlichten Forschungsergebnisse sind inzwischen weithin bekannt.
Innerhalb der inzwischen ausgestorbenen Unterfamilie der Höllenameisen werden 9 verschiedene Gattungen beschrieben, die insgesamt 13 Arten umfassen. Dies sind Aquilomyrmex, Ceratomyrmex, Chonidris, Dhagnathos, Haidomyrmex, Haidomyrmodes, Haidoterminus, Linguamyrmex und Protoceratomyrmex. Im Laufe der Zeit wurden innerhalb dieser Gruppen mehrere fossile Exemplare gefunden.
Obwohl wir über einige dieser Gruppen immer noch sehr wenig wissen, dürfte die Entdeckung neuer Fossilien weitere Aufschlüsse über sie geben.
Körperliche Merkmale und Verhalten von Höllenameisen
Wie bereits erwähnt, umfasst der Begriff “Höllenameise” insgesamt 13 Arten von Urameisen, die unterschiedliche Anpassungen an die Umwelt und unterschiedliche Merkmale aufweisen. Daher werden wir uns einige der wichtigsten Gattungen dieser Unterfamilie ansehen, aber einzeln. Lies einfach weiter, um mehr über diese urtümlichen Ameisen zu erfahren!
1. Ceratomyrmex
Diese Gattung umfasst bisher eine einzige Art (Ceratomyrmex ellenbergeri), die in verschiedenen Fossilfunden aus der Kreidezeit im asiatischen Raum nachgewiesen wurde. Wie alle Vertreter der Unterfamilie zeichnen sich auch diese Höllenameisen durch hochspezialisierte Mundwerkzeuge aus, die sich von denen der heutigen Arten stark unterscheiden.
Zum Verständnis: Die heutigen fleischfressenden Ameisen haben horizontal ausgerichtete Kiefer. Odontomachus monticola, Odontomachus bauri und Anochetus ghilianii sind Beispiele dafür. Im Gegensatz dazu haben die Exemplare der Gattung Ceratomyrmex Mundwerkzeuge in einer “vertikalen” Ebene, ähnlich wie bei Tiefseefischen.
Die von Experten entdeckten Arbeiterinnen sind zwischen 4,5 und 5,9 Millimeter lang und tragen ein völlig anderes Kopfschild (Clypeus), das eine Art “Horn” bildet, welches zwischen den beiden Antennen hervorsteht. Die Kiefer sind groß und man nimmt an, dass sie in erster Linie zur Jagd auf große Beutetiere eingesetzt wurden, obwohl sie auch zur Verteidigung eingesetzt werden konnten, um Raubtiere zu vertreiben. Hier kannst du einen Holotypus sehen.
2. Haidomyrmex
Zu dieser Gattung gehören drei verschiedene Arten: Haidomyrmex cerberus, Haidomyrmex scimitarus und Haidomyrmex zigrasi. Wie Studien zeigen, stammen sie alle aus der späten Kreidezeit und wurden in verschiedenen Fossilien aus dem asiatischen Raum gefunden.
Die Exemplare dieser Gattung sind unterschiedlich groß, von 3 bis 8 Millimetern, und haben ein ziemlich weiches Exoskelett. Die Struktur mit ihren sensenartigen Kiefern lässt ihre Köpfe ziemlich tödlich aussehen, was durch die sehr ausgeprägten Facettenaugen noch verstärkt wird.
Die Besonderheiten der einzelnen Arten sind beschrieben worden. Allerdings wurden bei einigen Königinnen gefunden, bei anderen nicht. Hier siehst du den Holotypus der Gattung, in diesem Fall der Art Haidomyrmex zigrasi.
3. Linguamyrmex
Zu dieser Gattung gehören ebenfalls 3 verschiedene Arten: Linguamyrmex brevicornis, Linguamyrmex rhinocerus und Linguamyrmex vladi. Auch hier stammen alle bislang in Asien gefundenen Fossilien aus der späten Kreidezeit. Darüber hinaus haben sie einen entwickelten Clypeus und aufgerichtete Kiefer, was darauf hindeutet, dass sie große Beute gejagt haben – und zwar frontal.
Wie bei der vorhergehenden Gattung hat auch diese Höllenameisenart ein Paar vertikale, nach innen gebogene Kiefer. Der Kiefer ist so lang, dass er mit seiner “geschlossenen” Struktur und dem Horn der Haut eine ideale Haltekammer für ihre Beute bildet. Hier siehst du einen Holotypus und einige Details der Kopfstrukturen.
Warum sind diese Funde so wichtig?
Die Höllenameisen sind eine einzigartige Entdeckung, da sie die Schädelstrukturen veranschaulichen, welche die Vorfahren der heutigen Ameisenarten in der Vergangenheit entwickelt haben. Neben der Beschreibung dieser Arten ermöglichen uns die neuen Funde zudem einen noch besseren Einblick in die Biologie und die Anpassungen dieser faszinierenden Hautflügler. Darüber hinaus geben sie uns Aufschluss über die Jagdmethoden dieser Urameisen.
Die kuriosen Kiefer dieser Unterfamilie könnten gleichzeitig als Verteidigungs- und Angriffswerkzeug gedient haben, da die vertikal gebogenen Strukturen einen hervorragenden Greifmechanismus darstellen.
Hoffen wir, dass Forscher noch weitere in Bernstein konservierte Fossilien entdecken, damit sie die Besonderheiten dieser tödlichen und faszinierenden Hautflügler noch besser erforschen können!
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