Die Rieseninsekten, die einst den Planeten beherrschten

Wusstest du, dass einst Rieseninsekten den Planeten beherrschten? Fossile Aufzeichnungen deuten darauf hin, dass riesige Libellen vor Millionen von Jahren die Erde bevölkerten.
Die Rieseninsekten, die einst den Planeten beherrschten
María Muñoz Navarro

Geschrieben und geprüft von der Biologin María Muñoz Navarro.

Letzte Aktualisierung: 30. März 2023

Vor Millionen von Jahren war der Himmel mit fliegenden Rieseninsekten übersät. Dabei handelte es sich um eine ziemlich große Version der heutigen Libellen. Wie du dir vorstellen kannst, waren die atmosphärischen Bedingungen ganz anders als die, die wir heute kennen, und das hatte Auswirkungen auf die Entwicklung der Tiere.

Forscher arbeiten nach wie vor an Hypothesen, um zu erklären, warum diese Rieseninsekten verschwunden sind und warum die Insekten heute so klein sind. Allem Anschein nach liegt die Antwort in der Evolution der Raubvögel während dieser Zeit. Denn diese Tiere entwickelten neue und erfolgreiche Methoden, um ihre Beute zu jagen.

In unserem heutigen Artikel erfährst du, warum diese Insekten so riesig wurden und was zu ihrem Aussterben geführt hat.

Die Meganisoptera (vormals Protodonata)

Normalerweise ist die Größe von Tieren das Resultat der Beziehung, die zwischen ihrem Körper und den physiologischen und ökologischen Eigenschaften der Umgebung besteht, in der sie leben.

Während der Karbonzeit (am Ende des Paläozoikums) gab es Insekten von ganz anderen Größenordnungen als die, die wir heute kennen. Die Meganisoptera (vormals Protodonata) sind ein Beispiel für eine Gruppe von ausgestorbenen Rieseninsekten.

Diese fliegenden Riesenlibellen ähnelten den heutigen Libellen. Allerdings waren einige von ihnen so groß wie ein Adler. Dank der fossilen Flügelfragmente, die gefunden wurden, wissen wir, dass sie eine Flügelspannweite von bis zu 70 Zentimetern erreichten.

Die Meganisoptera sind die größte bekannte Gruppe von Insekten, die jemals die Erde bewohnt haben. Meganeura, Megatypus und Meganeuropsis sind die bekanntesten Gattungen.

Rieseninsekten - Libelle im Wald

Das Erscheinen und Verschwinden der Rieseninsekten

Nach der Entdeckung der fossilen Überreste dieser Arthropoden im Jahr 2012 spekulierten Wissenschaftler der University of California (Santa Cruz) über den Einfluss verschiedener Faktoren. Sie versuchten zu erklären, wie diese Lebewesen eine derartige Größe erreichen konnten und was zu ihrem Aussterben geführt hat.

Sauerstoff

Zuerst einmal solltest du wissen, dass der Gehalt des atmosphärischen Luftsauerstoffs in der Karbonzeit höher war als heute. Darüber hinaus hängt der Sauerstoff, den ein Organismus benötigt, von seiner Körpergröße ab. Infolgedessen benötigt ein Tier umso mehr Sauerstoff, je größer es ist.

Im Gegensatz zu anderen ektothermen Tieren (welche ihre Körpertemperatur über die Umgebungstemperatur regulieren), erfolgt die Atmung bei Insekten durch ein System von Luftröhren. Das heißt, der Sauerstoff diffundiert durch verzweigte Röhren, die den gesamten Körper durchziehen.

Die fliegenden Rieseninsekten jener Zeit mussten sich an die unterschiedlichen Sauerstoffkonzentrationen anpassen, da sie viel Energie für die Bewegung ihrer Flügel aufwenden mussten. Dadurch fand eine der ersten physiologischen Veränderungen in ihrem Atmungssystem statt.

Weil die Sauerstoffkonzentration in dieser Ära bei 30% lag (höher als die heutigen 21%), könnte dies eine Erklärung dafür sein, dass die Tiere größer waren.

Prädation

Aber es gibt noch einen weiteren möglichen Grund für die Größe prähistorischer Rieseninsekten. Wir beziehen uns auf den Wettbewerb um Nahrung mit anderen fliegenden Insekten und Wirbeltieren und die sich daraus ergebenden Wechselwirkungen. Die Rieseninsekten mussten mit verschiedenen Räubern um ihre Nahrung konkurrieren:

  • Vögel
  • Fledermäuse
  • Flugsaurier

Alles deutet darauf hin, dass die Prädation wahrscheinlich kontrollierte, wie groß die Tiere werden würden.

Rieseninsekten: Prädation und atmosphärischer Sauerstoff

Obwohl die Konzentration des Luftsauerstoffs im nachfolgenden Mesozoikum, in der frühen Kreidezeit, anstieg, wurden diese Insekten immer kleiner.

Diese Tatsache unterstützt die Hypothese, dass die Prädation durch andere fliegende Tiere der Grund für die Verkleinerung der Insekten ist. Darüber hinaus fällt dieses Ereignis auch mit jener Zeit zusammen, in der die Vögel ihre physiologische Struktur und damit die Fähigkeit, ihre Beute zu jagen, verbesserten.

Es stimmt, dass der verfügbare Sauerstoff die Größe der Rieseninsekten von der Kreidezeit bis zum Trias beeinflusste. Dennoch scheinen die Interaktionen der Insekten mit Raubvögeln und deren verbesserte Manövrierfähigkeit die entscheidenden Faktoren gewesen zu sein, wie die Wissenschaftler Clapham und Karr in ihren Forschungen betonen.

Infolgedessen war also die Evolution dieser Vögel für dieses Ereignis verantwortlich und ersetzt somit die bisherige Erklärung, der Sauerstoffs wäre der maßgebliche Faktor bei dieser Entwicklung gewesen.

Rieseninsekten - Zeichnung

Eine zeitliche Lücke

Trotz der faszinierenden Erkenntnisse aus den fossilen Aufzeichnungen gibt es durchaus noch einen gewissen Spielraum für Zweifel. War es tatsächlich die Prädation, die das Aussterben der Rieseninsekten verursachte? Oder gab es nicht doch noch einen anderen Faktor?

Diese Ungewissheit ist auf die unzureichenden Informationen aus den über 20 Millionen Jahre alten Fossilienfunden zurückzuführen. Daher ist es unmöglich, genau zu wissen, wann dieses Ereignis stattfand.

Obwohl diese zeitliche Lücke dazu führt, dass wir diese Frage nicht mit Sicherheit beantworten können, glauben wir dennoch, dass die Wissenschaftler nicht allzu weit von der Wahrheit entfernt sind.

Immerhin macht es durchaus Sinn, dass die Periode, in der die Vögel agiler wurden, mit der Abnahme der Größe dieser Insekten zusammenfiel.


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