Zwergflusspferd: Lebensraum und Merkmale
Geschrieben und geprüft von der Biologin Georgelin Espinoza Medina
Flusspferde sind Säugetiere, die aufgrund ihrer Größe und Aggressivität eine gewisse Furcht einflößen. Allerdings zeigten sie sich im Laufe der Jahrhunderte sehr anfällig für den Rückgang geeigneter Lebensräume. Aus diesem Grund gibt es heute nur noch zwei lebende Arten: das Zwergflusspferd und das Großflusspferd, die sich vor allem durch ihre Größe unterscheiden.
Beide Exemplare gehören zur Familie der Flusspferde (Hippopotamidae). Das Zwergflusspferd ist das kleinere der beiden, aber deswegen nicht weniger interessant. Der wissenschaftliche Name des Zwergflusspferdes ist Choeropsis liberiensis und im folgenden Artikel erfährst du alles über das nachtaktive Säugetier.
Zwergflusspferd Lebensraum
Das Zwergflusspferd lebt im westlichen Teil des afrikanischen Kontinents. Sein Verbreitungsgebiet umfasst vier verschiedene Länder: Liberia, Sierra Leone, Guinea und die Elfenbeinküste.
Der Lebensraum dieses Säugetiers ist auf bewaldete Gebiete in der Nähe von Gewässern beschränkt, da es seine Haut regelmäßig befeuchten muss, damit sie nicht reißt. Man findet das Zwergflusspferd in der Nähe von Flüssen, Bächen und Sümpfen mit dichter Vegetation, da es sich dort gerne zum Schutz aufhält.
Körperliche Merkmale des Zwergflusspferdes
Wie bereits erwähnt, ist das Zwergflusspferd mit einer Körperlänge von 150 bis 175 Zentimetern und einem 20 Zentimeter langen Schwanz das kleinste Nilpferd der Welt. Es hat eine Schulterhöhe von 70 bis 100 Zentimetern und kann bis zu 270 Kilogramm schwer werden.
Diese Säugetiere haben einen massiven, tonnenförmigen Körper, einen kleinen Kopf und vier robuste Beine mit jeweils vier langen, mit leichten Schwimmhäuten versehenen Zehen, die ideal für das Leben im Wasser und auf dem Land sind. Trotzdem weisen sie Merkmale auf, die darauf hindeuten, dass sie mehr Zeit an Land verbringen als das gewöhnliche Flusspferd (Hippopotamus amphibius). An ihren Mäulern ragen Reißzähne hervor, die eher der Verteidigung als der Nahrungsaufnahme dienen.
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Diese Säugetiere haben braune oder schwarze Haut, die am unteren Teil des Körpers einen Grauton aufweist. Sie haben kein Fell und weisen Haare lediglich an der Schnauze und am Schwanz auf. Eine interessante Tatsache ist, dass sie ein rötlich gefärbtes Sekret produzieren, das oft als „Blutschweiß“ bezeichnet wird. Das Sekret hat aber nichts mit einer dieser beiden Substanzen zu tun.
Das rötliche Sekret ist ein Stoff mit einer antiseptischen Schutzfunktion, denn die Epidermis des Zwergflusspferdes ist dünn und empfindlich.
Unterarten von Choeropsis liberiensis
Es gibt zwei Unterarten oder Typen von Zwergflusspferden. Diese sind wie folgt:
- C. liberiensis liberiensis, die nominelle oder Referenzart.
- C. liberiensis heslopi, war in Nigeria beheimatet, aber seit den 1940er Jahren gibt es keine Aufzeichnungen mehr über sein Vorkommen, sodass es nunmehr als ausgestorben gilt.
Verhalten
Diese Flusspferde sind Einzelgänger, obwohl sie auch schon in kleinen Gruppen beobachtet wurden (meist ein Paar oder ein Jungtier mit seiner Mutter). Sie sind häufig nachts oder während der Dämmerung aktiv und ruhen tagsüber, obwohl das nicht immer der Fall ist. Einige Exemplare sind auch tagaktiv.
Die Verbreitungsgebiete der Individuen überschneiden sich, sie sind also nicht territorial. Sie suchen gerne Zuflucht in Flüssen, Sümpfen oder Bächen zwischen Wurzeln oder Baumstämmen, aber auch in Höhlen oder Erdlöchern. Es ist jedoch nicht bekannt, ob sie diese Höhlen selbst bauen oder ob sie bereits bestehende Höhlen nutzen.
Was ihre Kommunikation angeht, gibt es nur wenige Informationen. Die Flusspferde können Grunz- oder Pfeiflaute ausstoßen, aber normalerweise geben sie keine Lautäußerungen ab. Als Warnsignale und während der Fortpflanzungszeit sondern sie auch chemische oder olfaktorische Signale ab.
Nahrung der Zwergflusspferde
Seltsamerweise sind Flusspferde keine Raubtiere, sondern Pflanzenfresser. Ihr Speiseplan besteht ausschließlich aus Pflanzen. Dazu gehören eine Vielzahl von Pflanzen und Pflanzenteilen: Sprossen, Knollen, Kräuter, Halbwasserpflanzen und in größerem Umfang auch Fallobst, Farne und Laubarten. Sie fressen normalerweise in den Nachmittags- und Abendstunden.
Flusspferde fressen alle Pflanzen, die verfügbar sind, unabhängig von der Art oder dem Typ, sie sind also Generalisten.
Die Fortpflanzung des Zwergflusspferds
Die Tiere gebären Nachwuchs, allerdings wissen Experten nicht, wie dies in freier Wildbahn abläuft, da nur Beobachtungen an Tieren in Gefangenschaft gemacht wurden. Schauen wir uns einige Details über das Fortpflanzungsverhalten und die Geburt dieser Säugetiere an.
Paarung
Die Paarung ist geräuschvoll, kann an Land oder im Wasser erfolgen und findet zu jeder Zeit des Jahres statt (normalerweise alle 7 bis 9 Monate). Flusspferde pflegen in Zoos monogame Beziehungen. Es wird jedoch vermutet, dass dies in freier Wildbahn nicht vorkommt, da sich die Territorien eines Männchens mit mehreren Weibchen überschneiden.
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Trächtigkeit und Nachwuchs bei Zwergflusspferden
Die Trächtigkeit dauert etwa 6 bis 7 Monate. Danach bringen die Weibchen ein einzelnes Kalb zur Welt, das etwa 5 Kilogramm wiegt und voll entwickelt zur Welt kommt. Die Geburt findet sowohl an Land als auch im Wasser statt. Ist das Wasser allerdings zu tief, besteht die Gefahr, dass der Nachwuchs ertrinkt.
Im Alter von 3 Monaten beginnen die jungen Flusspferde bereits damit, feste Nahrung zu sich zu nehmen, während die Entwöhnung mit 6 bis 8 Monaten erfolgt. Die Geschlechtsreife erreichen weibliche und männliche Tiere im Alter zwischen 3 und 5 Jahren.
Bestand und Erhaltungszucht
Das Zwergflusspferd hat in den letzten Jahrzehnten einen Bestandsrückgang erlitten und ist vom Aussterben bedroht. Auf der Roten Liste der Vereinigung International Union for Conservation of Nature (IUCN) wird das Tier als „gefährdet“ eingestuft.
Die größte Bedrohung für sein Überleben ist die Vereinzelung oder der Verlust seines natürlichen Lebensraums durch die Zunahme und Ausdehnung landwirtschaftlicher Flächen. Diese faszinierenden Säugetiere werden auch wegen ihres Fleisches gejagt. Ironischerweise haben die Stoßzähne keine Bedeutung für den Handel.
Zusammenfassend lässt sich also sagen, dass das Zwergflusspferd heute eine von nur noch zwei verbliebenen Flusspferd-Arten ist. Es kämpft derzeit um sein Überleben in seinem Habitat, wo die zur Verfügung stehenden Flächen immer kleiner werden. Obwohl es in Naturreservaten in Gefangenschaft gezüchtet wird, braucht es dringend erfolgversprechende Pläne, um das Zwergflusspferd in freier Wildbahn vor dem Aussterben zu retten.
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