Tigerspinne: Lebensraum, Merkmale und Verhalten

Die Weibchen dieser Art fressen in der Regel die Männchen, wenn diese sie zu befruchten versuchen, was bedeutet, dass der Fortpflanzungserfolg ihrer "Verehrer" häufig sehr gering ist.
Tigerspinne: Lebensraum, Merkmale und Verhalten
Cesar Paul Gonzalez Gonzalez

Geschrieben und geprüft von dem Biologen Cesar Paul Gonzalez Gonzalez.

Letzte Aktualisierung: 30. März 2023

Die Tigerspinne ist ein Spinnentier, das sich durch seine Farben und sein gestreiftes Muster auszeichnet. Obwohl sie aufgrund ihrer Größe zu den größten echten Spinnen zählt, stellt das von ihr produzierte Gift kein Gesundheitsrisiko dar. Diese wirbellosen Tiere sind oft ausgezeichnete Baumeister, da ihre Spinnennetze ein für diese Art typisches Muster aufweisen.

Der wissenschaftliche Name dieser Spinne ist Argiope bruennichi und sie wird auch als Wespen-, Zebra- oder Seidenbandspinne bezeichnet. Sie gehört zur Familie der Araneidae, einer Gruppe von Spinnen, die ihre Netze kreisförmig spinnen. In unserem heutigen Artikel erfährst du mehr über die farbenfrohe Tigerspinne.

Lebensraum der Tigerspinnen

Diese Spinne ist in der gesamten paläarktischen Region verbreitet, die Teile Europas, Afrikas, Nordasiens und Russlands umfasst. Die Tigerspinne war ursprünglich nur in Südeuropa beheimatet. Aus unbekannten Gründen gelang es ihr jedoch, sich an neue Klimazonen und Umgebungen anzupassen. Eine der anerkanntesten Hypothesen besagt, dass sich dieses wirbellose Tier hybridisierte, wodurch sein Erfolg in der Natur zunahm.

Ihr Lebensraum sind Wiesen nur wenig Vegetation. Obwohl sie einige Pflanzen zum Bau ihrer Netze nutzt, fügt sie den Pflanzen trotzt ihre Größe keinen Schaden zu. In einem in der Fachzeitschrift Basic and Applied Ecology veröffentlichten Artikel wurde festgestellt, dass das Vorkommen dieser Spinnentiere eng mit dem Vorhandensein von Stockrosen verbunden ist. Diese krautigen Pflanzen scheinen Beutetiere anzulocken und ihnen das Leben zu erleichtern.

Eine Tigerspinne auf weißem Hintergrund.

Merkmale der Tigerspinne

Diese Spinnen gehören zu den größten echten Spinnentieren, die es gibt. Obwohl die Männchen nur etwa 6 Millimeter groß werden, erreichen die Weibchen eine Länge von bis zu 25 Millimetern. Ihre Körper sind in zwei Bereiche unterteilt: einen oberen Bereich oder Prosoma und einen Bauch oder Opisthosoma. Diese Körpersegmentierung ist typisch für die gesamte Gruppe der Spinnentiere.

Das Prosoma ist der Bereich, in dem sich die Augen, der Mund und die 6 Paar Gliedmaßen befinden: ein Paar Cheliceren, ein Paar Pädipalpen und 4 Paare Laufbeine. Der Hinterleib hingegen besteht hauptsächlich aus den Fortpflanzungsorganen und den Drüsen, die die Spinnweben produzieren.

Die eindrucksvollsten Farben hat das Weibchen. Sein Hinterleib weist ein Muster auf, bei dem sich dunkle, weiße und gelbe Linien abwechseln. Außerdem scheinen seine Gliedmaßen eine Art “X” zu bilden, wobei zwei Paare nach vorne und zwei nach hinten gerichtet sind und Bänder oder Ringe entlang jedes Beins zu sehen sind.

Dieses Farbmuster ähnelt dem von Tigern oder Bienen, daher der Name Tigerspinne.

Im Gegensatz dazu sind die Männchen weniger auffällig und kleiner, kaum 6 Millimeter lang. Ihre Farben sind recht stumpf und eintönig und für das menschliche Auge kaum wahrnehmbar.

Das Verhalten von Tigerspinnen

Tigerspinnen sind nachtaktiv und schaffen es, ihr Netz in nur einer Stunde zu weben. Ihr Netz ist ein Orbitalnetz, das in der Mitte mit kleinen Zickzack-Formen verziert ist, einem so genannten Stabiliment. Letzteres scheint eine Warnung für Vögel und größere Tiere zu sein, da es ihnen signalisiert, dass sie dem Spinnennetz eher ausweichen und es nicht zerstören sollten.

Wenn dieses Raubtier erkennt oder “spürt”, dass eine Beute in das Netz geraten ist, bewegt es sich schnell, um die Beute mit seinem lähmenden Biss in einem Seidengeflecht zu fixieren. Die Art und Weise, wie sich diese Spinnen ernähren, ist einfach: Sie injizieren ein lähmendes Toxin oder Gift, das in Verbindung mit Verdauungsenzymen das Opfer zersetzt.

 Obwohl es seltsam klingt, leben Männchen normalerweise im Schatten des Weibchens, also bauen sie ihre Netze direkt neben ihr. Dies hilft ihnen, sich zu schützen und auf den richtigen Moment für die Paarung zu warten. Da das Weibchen jedoch sehr aggressiv ist, kann diese Taktik den Männchen das Leben kosten. Anders ausgedrückt: Es handelt sich um eine zweischneidige Strategie.

Der Biss einer Tigerspinne

Dieses wirbellose Tier hat keine medizinische Relevanz, was bedeutet, dass sein Gift für den Menschen nicht tödlich ist. Trotz ihres Aussehens kann der Biss einer Tigerspinne höchstens eine starke Reizung oder Entzündung mit leichten Schmerzen verursachen. Die meisten Spinnen greifen nur zur Verteidigung an oder wenn sie bei ihren Jungen sind. Das bedeutet, wenn sie nicht gestört werden, besteht keine Gefahr.

Die Behandlung des Bisses einer Tigerspinne besteht darin, die Wunde zu reinigen und kalte Kompressen zu verwenden, um die Entzündung zu lindern. Obwohl in den meisten Fällen keine medizinische Hilfe erforderlich ist, kann unter Umständen dennoch eine allergischen Reaktion oder einer Sekundärinfektion auftreten, die die Gesundheit gefährden kann.

Die Schmerzen klingen in der Regel nach weniger als einem Tag ab. Wenn die Beschwerden anhalten, solltest du einen Arzt aufsuchen.

Ernährung

Die Tigerspinne ernährt sich von verschiedenen wirbellosen Tieren wie Orthoptera, Bienen, Wespen oder Diptera. Da die meisten ihrer Beutetiere zu den Bestäubern gehören, spielt die Vegetation in ihrer Umgebung eine wichtige Rolle. Darüber hinaus bedient sie sich eines externen Verdauungsprozesses, bei dem sie ihr Opfer verflüssigt und es dann wie ein Getränk schlürft.

Die Fortpflanzung der Tigerspinne

Im Hinblick auf die Paarung befindet sich das Männchen in einem echten Dilemma, da sein Leben auf dem Spiel steht. Dieser Prozess findet kurz nach der Häutung des weiblichen Exoskeletts statt, da zu diesem Zeitpunkt ihre Cheliceren oder Reißzähne noch nicht gehärtet sind. Daher kann sich das Männchen dem Weibchen so weit nähern, dass es sich mit ihm paaren und das Weibchen befruchten kann.

Da sich das Weibchen mit mehr als einem Männchen paaren kann, hat das Männchen ein Ass im Ärmel, um dies zu verhindern. Während des Geschlechtsverkehrs haben seine Genitalien eine wulstähnliche Ausstülpung, die es abwerfen kann. Und diese übernimmt dann die Funktion eines Pfropfens. Auf diese Weise stellt das Männchen sicher, dass es der Vater der 200 oder 300 Eier ist, die das befruchtete Weibchen legt.

Momentane Situation und Erhaltungszustand der Art

Glücklicherweise fällt diese Art in keine Risikokategorie. Im Gegenteil, die Tigerspinne wird oft als invasive Art angesehen, da sie in relativ kurzer Zeit viele verschiedene Umgebungen besiedeln kann.

Trotzdem spielt die Tigerspinne eine wichtige Rolle in der Natur, denn sie reguliert die Populationen vieler wirbelloser Tierarten. Auch wenn es sich um ein kleines Tier handelt, ist es dennoch ein wesentlicher Bestandteil des ökosystemischen Gleichgewichts. Spinnentiere sind hervorragende biologische Schädlingsbekämpfer. Daher solltest du sie keinesfalls töten!


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