Chinesische Sanduhrspinne: Ist sie gefährlich?

Die chinesische Sanduhrspinne wurde als "gefährliches und tödliches" Spinnentier gebrandmarkt. Das ist jedoch nicht richtig. In diesem Artikel erfährst du mehr über ihre Eigenschaften und Biologie.
Chinesische Sanduhrspinne: Ist sie gefährlich?
Cesar Paul Gonzalez Gonzalez

Geschrieben und geprüft von dem Biologen Cesar Paul Gonzalez Gonzalez.

Letzte Aktualisierung: 21. Juni 2023

Die Chinesische Sanduhrspinne ist ein eigenartiges wirbelloses Tier mit einem Symbol auf dem Hinterleib. Dieses brachte ihr den Namen “Sanduhr” ein, obwohl sie in einigen Ländern auch als “Geld-Falltürspinne” bezeichnet wird, in Anspielung auf das, was wie eine Münze am Ende ihres Körpers aussieht. In Wirklichkeit ist dieser Aspekt ein Verteidigungsmechanismus, mit dem sie sich gegen verschiedene Angreifer in ihrer Umgebung wehren kann.

Entgegen der landläufigen Meinung gibt es nicht nur eine Art der Sanduhrspinne, sondern mehrere, die in derselben taxonomischen Gattung (Cyclocosmia) zusammengefasst sind. Natürlich haben sie alle dasselbe Symbol auf ihrem Hinterleib, so dass die spezifischen Unterschiede zwischen ihnen nicht so offensichtlich sind.

Obwohl die Sanduhrspinne giftig ist, stellt sie keine Gefahr für den Menschen dar. Willst du mehr über dieses ausgefallene Spinnentier erfahren? Lies weiter!

Taxonomie der Chinesischen Sanduhrspinne

Chinesische Sanduhrspinnen gehören zur Gattung Cyclocosmia aus der Familie der Halonoproctidae. Laut der offiziellen Website des Welt-Spinnen-Katalogs gibt es 11 taxonomisch gültige Arten in dieser Gruppe. Die so genannten Chinesischen Sanduhrspinnen zeichnen sich jedoch dadurch aus, dass sie in ihrem Lebensraum sehr schwer zu erkennen sind, so dass es möglicherweise noch mehr unbestimmte Arten gibt.

Lange Zeit gehörten die Chinesischen Sanduhrspinnen zur Familie der Ctenizidae, zu der auch einige der bekannten Falltürspinnen gehören. Obwohl sie ein ähnliches Verhalten haben, wiesen verschiedene Spezialist:innen darauf hin, dass es Unstimmigkeiten gibt, was ihre stammesgeschichtlichen Beziehungen angeht.

Im Jahr 2018 wurde eine Studie in der Zeitschrift Molekulare Phylogenetik und Evolution veröffentlicht, welche die aktuelle taxonomische Klassifizierung auf der Grundlage molekularer Analysen erstellte. Dank dieser erkannte man, dass die Chinesische Sanduhrspinne am engsten mit den Gattungen Bothriocyrtum, Conothele, Hebestatis, Latouchia und Ummidia (Familie Halonoproctidae) verwandt ist.

Chinesische Sanduhrspinne: Ist sie gefährlich?
Auch wenn sie nicht so aussieht, ist die Chinesische Sanduhrspinne eine entfernte Verwandte der Vogelspinnen. Tatsächlich sind sie auch behaart, wenn auch in geringerer Menge. Credit: Marina Muttik.

Lebensraum und Verbreitung der Chinesischen Sanduhrspinne

Die Gattung Cyclocosmia hat eine relativ große Verbreitung. Laut einer Studie in der Zeitschrift Zookeys Magazin ist mindestens eine Art in den folgenden Ländern zu finden:

  • Mexiko
  • Vereinigte Staaten
  • China
  • Vietnam
  • Guatemala
  • Thailand

Ihr Vorkommen scheint jedoch durch ihre Gewohnheiten stark eingeschränkt zu sein, denn es handelt sich bei Cyclocosmia um sesshafte Spinnentiere, die sich normalerweise nicht viel bewegen. In diesem Sinne besteht der Lebensraum dieser Spinnen aus lehmigen, feuchten Böden mit steilen Hängen und einer großen Menge an Laubstreu, wie in einem Artikel im The Raffles Bulletin of Zoology beschrieben wird.

Diese Umgebung macht es ihnen leichter, ihre Höhlen zu graben und sich darin zu verstecken, was sie für den Menschen unauffälliger macht.

Physikalische Merkmale der Gattung Cyclocosmia

Wie andere Spinnen haben auch die Mitglieder der Gattung Cyclocosmia einen Körper, der in zwei unterschiedliche ovale Bereiche unterteilt ist:

  • Prosoma: Dies ist der vordere Teil der Spinne und enthält die Augen, den Mund und die Gliedmaßen.
  • Opisthosoma: Dies ist der “sanduhrförmige” Teil, der die Geschlechtsorgane und die Seidendrüsen enthält.

Chinesische Sanduhrspinnen sind durchschnittlich zwischen 17 und 30 Millimeter lang. Laut einer Studie, die in der Zeitschrift Biodiversity Data Journal ist der Körper der Spinne ziemlich robust und kann eine weiße Behaarung am Bauch aufweisen.

Die Färbung von Cyclocosmia-Spinnen kryptisch, d. h. sie weist matte Braun- und Gelbtöne auf, die sich gut mit der Farbe des Bodens decken. Das ist für ihr Überleben wichtig, denn so können sie sich in Höhlen tarnen.

Extremitäten

Auf den ersten Blick scheint die Chinesische Sanduhrspinne 10 Beine zu haben. Das ist jedoch nur eine Fehlinterpretation ihrer Gliedmaßen, denn die ersten beiden – vom Mund aus gerechnet – sind eigentlich “zusätzliche Mundwerkzeuge”. Diese helfen ihnen nicht bei der Fortbewegung, sondern ihre Funktion ist eher mit den “Händen” des Menschen vergleichbar.

Name, Anzahl und Merkmale der Gliedmaßen der Gattung Cyclocosmia lassen sich wie folgt einteilen:

  • Chelicerae: Ein Paar (insgesamt 2). Sie sind Teil des Mundes und ähneln in ihrem Aussehen zwei hervorstehenden Zähnen. Ihre Funktion ist es, Beutetiere zu fangen, zu “zerquetschen” und ihnen Gift zu injizieren.
  • Pedipalpen: Ein Paar (insgesamt 2). Sie befinden sich auf beiden Seiten des Mundes und sehen ähnlich aus wie die anderen Beine, sind aber etwas kleiner. Ihre Funktion ist es, die verschiedenen Elemente ihrer Umgebung zu manipulieren und zu ertasten (als ob sie ihre Hände wären).
  • Fortbewegungsbeine: 4 Paare (insgesamt 8). Sie sind die längsten Gliedmaßen und werden zur Fortbewegung benutzt.

Opisthosoma mit “Sanduhr” oder “Münze”

Das markanteste Merkmal der Gattung Cyclocosmia ist die “Sanduhr” oder “Münze”. Diese befindet sich im hinteren Teil des Opisthosomas, ist abgeflacht und hat mehrere Ringe um sich herum. Laut einem Artikel in der Zeitschrift Zootaxa veröffentlicht wurde, ist dieser Bereich sklerotisiert (hart) und widerstandsfähig, weil er eine defensive Rolle spielt, wenn sich das Tier in seinem Bau versteckt.

Ist das Gift der chinesischen Sanduhrspinne gefährlich?

Wie andere Spinnentiere ist auch die chinesische Sanduhrspinne giftig. Das von ihr produzierte Gift wird jedoch nicht als potenzielle Gefahr für den Menschen angesehen, da die Wirkung gering und fast nicht bemerkt wird.

Obwohl es keine Studien über die Zusammensetzung des Giftes dieser Spinnen gibt, hat man festgestellt, dass ihre nächsten Verwandten für den Menschen harmlos sind. Laut einer Studie, die in der Zeitschrift Toxicon veröffentlicht wurde, sind die Gifte der Art Hebestatis theveniti – die mit Cyclocosmia verwandt istnur in der Lage, ihre Beute (kleine Gliederfüßer) vorübergehend zu lähmen.

Vor einigen Jahren wurden in den sozialen Netzwerken falsche Nachrichten über die ernste Gefahr verbreitet, einer chinesischen Sanduhrspinne zu begegnen.

Natürlich handelte es sich dabei nur um ein sensationslüsternes Gerücht, das einige Zeit später von mehreren Spezialist:innen dementiert wurde. Sogar die mexikanische Universidad Autonoma de Chihuahua veröffentlichte eine Mitteilung, um die Angelegenheit zu klären und Panik unter den Menschen zu vermeiden.

Diese Spinnen sind in der Regel nicht übermäßig aggressiv. Sie beißen einen Menschen nur, wenn sie eine unmittelbare Gefahr sehen.

Aufgrund ihrer Lebensgewohnheiten und ihrer Verbreitung kommt man im Haus nur selten mit dieser Spinne in Kontakt. Aus diesem Grund gilt die Gattung Cyclocosmia nicht als gefährlich für Menschen.

Das Verhalten der Chinesischen Sanduhrspinne

Wie bereits erwähnt, zeichnet sich die Chinesische Sanduhrspinne durch ihre Fähigkeit aus, Höhlen oder Tunnel in den Boden zu graben, die als Unterschlupf dienen. Zudem baut sie mit Sedimenten und ihrem Netz eine “Tür”, die es ihr ermöglicht, den Eingang zu versperren und unerwünschte Eindringlinge abzuwehren.

Darüber hinaus verfügen diese Arten eine zweite Sicherheitsebene, da sie ihr Opisthosoma als doppelten Boden benutzen. Das heißt, sie blockieren den Eingang und richten sich so aus, dass ihre “Scheibe” dem Eingang zugewandt ist. Sollte es einem Räuber gelingen, durch ihre Tür zu kommen, ist es unwahrscheinlich, dass die Spinnen entdeckt werden, da sie sich mit ihrem “Münz”-Aussehen tarnen.

Chinesische Sanduhrspinne: Ist sie gefährlich?
Die chinesische Sanduhrspinne benutzt ihr Opisthosoma als “Pfropfen”, der sie in ihrem Bau noch besser schützt. Credit: Spider Lublin/Facebook.

Chinesische Sanduhrspinne

Chinesische Sanduhrspinnen sind Fleischfresser und ernähren sich von verschiedenen Arten von Insekten oder kleinen Arthropoden. Bei ihrer Jagdstrategie können sie zwei Methoden anwenden:

  • Aktive Jagd: Die Spinne sucht nach ihrer Beute und greift sie an.
  • Passive Jagd: Die Spinne wartet in ihrem Bau, bis sich die Beute nähert.

Obwohl es einige Hinweise auf diese Strategien gibt, die diese Spinne bei der Jagd auf ihre Beute anwendet, ist dieses Verhalten noch nicht vollständig dokumentiert worden. Daher gibt es wahrscheinlich noch viele andere Geheimnisse über ihr Leben als “Räuber”, die noch entdeckt werden müssen.

Geheimnisse, die noch gelüftet werden müssen

Wie du vielleicht schon gemerkt hast, ist die Chinesische Sanduhrspinne kein gefährliches Spinnentier. Obwohl wir immer noch nicht allzu viel über sie wissen, haben ihr komplexes Verhalten und ihr Aussehen sie in vielen Teilen der Welt berühmt gemacht. Allerdings müssen wir noch viel mehr über sie herausfinden, also können wir nur darauf warten, dass Spezialist:innen ihre Geheimnisse “entschlüsseln”.


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