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Pelikanaale: Merkmale, Lebensraum und Erhaltungszustand

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Eurypharynx pelecanoides hat keine Schuppen und kann kaum sehen. Er verlässt sich auf sein gewaltiges Maul, mit dem er seine Beute fängt. Hier erfährst du Wissenswertes über die kuriosen Pelikanaale!
Pelikanaale: Merkmale, Lebensraum und Erhaltungszustand
Francisco Morata Carramolino

Geschrieben und geprüft von der Biologe Francisco Morata Carramolino

Letzte Aktualisierung: 21. Dezember 2022

Die Tiefen des Ozeans verbergen unzählige Geheimnisse. In dieser praktisch unerforschten Welt, die weitestgehend unbeeinflusst vom Menschen ist, hat die Fauna unglaubliche Formen entwickelt. Sie sind unserer Wahrnehmung teilweise so fremd, dass sie auf den ersten Blick kaum zu erfassen sind. In unserem heutigen Artikel wollen wir dir einen solchen Tiefseebewohner vorstellen: die faszinierenden und seltsamen Pelikanaale.

Unter all diesen monströsen Kreaturen sind Pelikanaale (Eurypharynx pelecanoides) besonders ungewöhnlich. Sie scheinen zahlreich verbreitet zu sein, obwohl sie vom Menschen nur selten in ihrer natürlichen Umgebung beobachtet werden. Daher ist ihre Biologie auch noch weitestgehend unbekannt.

Dennoch hatte diese Art bereits einen gewissen Kontakt mit dem Menschen, da seit den 1970er-Jahren vor allem im Atlantik Hunderte von Exemplaren in die Netze der Fischer geraten sind. Wenn du mehr über diesen fremdartig aussehenden Fisch, seinen Lebensraum, seine Eigenschaften und seinen Erhaltungszustand erfahren möchtest, laden wir dich ein, diesen Artikel weiter zu lesen.

Der Lebensraum der Pelikanaale

Der Pelikanaal (Eurypharynx pelecanoides) hat ein sehr weites Verbreitungsgebiet. Er kommt in gemäßigten und tropischen Ozeanen auf der ganzen Welt vor und lebt in unterschiedlichen Tiefen. Pelikanaale können in Tiefen von 500 bis 7.625 Metern gefunden werden. Allerdings scheinen sie sich häufiger in Wassertiefen zwischen 1.200 und 1.400 Metern aufzuhalten.

Dies entspricht der bathyalen oder bathypelagischen Zone. Das Sonnenlicht erreicht diese Zone nicht, so dass praktisch völlige Dunkelheit herrscht. Diese wiederum verhindert, dass typische Oberflächenorganismen Photosynthese betreiben können, so dass es in diesem Bereich  kaum Primärproduzenten gibt. Darüber hinaus ist der Druck sehr hoch und die Temperaturen sind niedrig.

All dies stellt enorme evolutionäre Anforderungen an die Lebensformen der Tiefsee, die stark konditioniert und transformiert wurden, bis sie ihr heutiges Aussehen erlangten. Pelikanaale sind ein deutliches Beispiel für Anpassungen an eine unwirtliche Umgebung, wie du weiter unten erfahren wirst.

Physische Merkmale

Diese Art gehört zur Ordnung der Anguilliformes. Daher kann man sagen, dass es sich um eine Aalart handelt, worauf auch einige der physischen Merkmale hindeuten. Durch Anpassungen an das bathypelagische Leben unterscheiden sich Pelikanaale allerdings von den eher typischen Aalen.

Diese Fische werden fast nie lebend beobachtet, da die Erforschung ihrer Ökosysteme für den Menschen zu schwierig ist. Obwohl sie manchmal mit Fischernetzen an die Oberfläche gezogen werden, sind ihre Körper meist beschädigt oder zerstört. Ihre Körper sind sehr empfindlich und aufgrund der Druckveränderung während des Aufstiegs an die Wasseroberfläche werden sie häufig deformiert.

Pelikanaale haben vermutlich eine Länge von 50 bis 100 Zentimetern. Ihr Körper ist einfach, seitlich abgeflacht und vollkommen schwarz. Darüber hinaus haben sie einen langen, dünnen, peitschenartigen Schwanz, der sich nach hinten verjüngt. Sie haben keine Flossen oder diese sind nur schwach ausgeprägt.

Der auffälligste Aspekt ist der riesige Kopf der Pelikanaale, der den größten Teil ihres Körpers bildet. In dieser Kopfregion befindet sich ein überproportional großes Maul mit riesigen, nach hinten abstehenden Kiefern. Zudem haben diese Strukturen eine sehr dehnbare Membran.

Die Kiefer können an den Seiten des Körpers zurückgeklappt sein, was zu einem eher konventionellen aalähnlichen Aussehen führt, sie können aber auch senkrecht auf beiden Seiten des Körpers verlaufen.

Zu bestimmten Zeiten schwellen Pelikanaale ihre Membran sehr stark an, sodass diese fast den gesamten Körper einnimmt. Dadurch sehen sie aus wie ein Ballon oder eine stark aufgeblasene Kaulquappe, aus der hinten ein dünner, abgeflachter Schwanz herausragt.

Schließlich ist noch anzumerken, dass die Augen dieses Aals winzig sind und sich an der Spitze des Kopfes, vor dem Kiefer, befinden. Insgesamt wirkt die Erscheinung des Tieres fremdartig und könnte als grotesk bezeichnet werden.

Verhalten und Fortpflanzung

Auch über die Lebensweise dieses Tieres ist sehr wenig bekannt. Rückschlüsse auf seine Ernährung wurden durch Untersuchungen seines Mageninhalts gezogen. Pelikanaale scheinen nicht sehr wählerisch in Bezug auf ihre Nahrung zu sein. Sie fressen Krebstiere, Kopffüßer, Algen, Fische und verschiedene andere wirbellose Meerestiere. Ihr riesiges Maul und ihr flexibler Körper ermöglichen es ihnen zudem, auch große Beutetiere zu verschlingen.

Bis vor wenigen Jahren hatte noch niemand gesehen, wie sich dieses Tier ernährt. Dennoch gelang es Forschern im Jahr 2018, Eurypharynx pelecanoides bei der Jagd zu beobachten – ein Meilenstein für die auf seltsame Kreaturen spezialisierten Meeresbiologen der Welt.

Diese Videos zeigen, dass der Pelikanaal seine Beute aktiv jagt und verfolgt. Das große aufblasbare Maul erhöht seine Chancen, seine Opfer zu fangen. Obwohl die Verhaltensbeobachtung aus erster Hand faszinierend ist, widerspricht dies früheren Hypothesen, die eher passive Strategien vermuteten.

Was die Fortpflanzung betrifft, so sind diese Fische ovipar. Darüber hinaus wird angenommen, dass sie semelparös sind. Das bedeutet, dass sie sich nur einmal in ihrem Leben fortpflanzen. Danach sterben sie und machen Platz für die nächste Generation. Die Jungtiere sind sehr klein und halbtransparent, besitzen sehr kleine Organe und haben keine roten Blutkörperchen. Dieses präjuvenile Stadium wird als Leptocephalus bezeichnet.

Während sie wachsen, durchlaufen die Männchen sehr bemerkenswerte morphologische Veränderungen. Im Gegensatz dazu verändern sich die Weibchen während ihrer Entwicklung nicht so extrem.

Erhaltungszustand der Pelikanaale

Früher ging man davon aus, dass es nicht allzu viele Pelikanaale gibt. Aber die aktuellen Erkenntnisse scheinen das Gegenteil zu belegen. Es wird geschätzt, dass diese Art zahlreich ist und einen dominanten Teil der Tiefseefischgemeinschaften bildet.

Darüber hinaus wurden für Pelikanaale derzeit keine signifikanten Bedrohungen festgestellt. Dies könnte an den abgelegenen Ökosystemen liegen, die sie bewohnen,  da diese besser vor menschlichen Eingriffen geschützt sind als viele andere. Dennoch werden diese Tiere in Teilen ihres Verbreitungsgebietes häufig Opfer der Hochseefischerei.

Glücklicherweise sorgt die ausgedehnte Verbreitung und die große Anzahl von Individuen dafür, dass die Populationen vorerst sicher sind. Daher wird die Art von der International Union for Conservation of Nature (IUCN) als „nicht gefährdet (LC)“ eingestuft.

Dieser eigentümliche Fisch ist nur ein Beispiel für die Seltsamkeiten, die die Tiefen unserer Ozeane in sich bergen. Obwohl diese Kreaturen schockierend und sogar abstoßend sein können, verdienen sie es, von uns studiert, bewundert und vor allem geschützt und erhalten zu werden.


Alle zitierten Quellen wurden von unserem Team gründlich geprüft, um deren Qualität, Verlässlichkeit, Aktualität und Gültigkeit zu gewährleisten. Die Bibliographie dieses Artikels wurde als zuverlässig und akademisch oder wissenschaftlich präzise angesehen.


  • Iwamoto, T. 2015. Eurypharynx pelecanoidesThe IUCN Red List of Threatened Species 2015: e.T18227119A42691734.
  • https://www.fishbase.se/summary/Eurypharynx-pelecanoides.html
  • https://www.sciencemag.org/news/2018/10/first-direct-observation-hunting-pelican-eel-reveals-bizarre-fish-inflatable-head
  • Nielsen, J. G., Bertelsen, E., & Jespersen, Å. 1989. The biology of Eurypharynx pelecanoides (Pisces, Eurypharyngidae). Acta Zoologica, 70: 187-197.
  • https://oceanconservancy.org/blog/2019/12/09/gulper-eels/

Dieser Text dient nur zu Informationszwecken und ersetzt nicht die Beratung durch einen Fachmann. Bei Zweifeln konsultieren Sie Ihren Spezialisten.