So schützt eine Stadt in Neuseeland ihre Seelöwen

Wenn der Wille da ist, kann sich eine ganze Stadt zusammenschließen, um sich um die Tiere zu kümmern, mit denen es zusammenlebt. Hier ein Beispiel mit Vorbildcharakter aus Neuseeland.
So schützt eine Stadt in Neuseeland ihre Seelöwen
Ana Díaz Maqueda

Geschrieben und geprüft von der Biologin Ana Díaz Maqueda.

Letzte Aktualisierung: 07. Februar 2024

Viele Arten, die heute vom Aussterben bedroht sind, werden über kurz oder lang verschwinden, wenn nicht außergewöhnliche Maßnahmen ergriffen werden. Das dachte sich wohl auch die Stadtverwaltung im neuseeländischen Dunedin. Sie beschlossen, eine ganze Straße zu sperren, um die Seelöwen zu schützen, die sich dort vermehren.

Obwohl es in diesem Teil der neuseeländischen Küste viele Seelöwen gibt, hat noch nie ein Tier weiter vom Strand seine Jungen aufziehen müssen, geschweige denn eine Straße überqueren müssen, um an die Küste zu gelangen. Die Entscheidung der Stadtverwaltung ist zu begrüßen, ebenso wie die der Bewohner:innen von Dunedin.

Alles zum Schutz der neuseeländischen Seelöwen

Ein Seelöwenweibchen hatte 2021 im Gebüsch neben dem 13. Loch eines Golfplatzes in Dunedin, Neuseeland, ihr Junges zur Welt gebracht. Nachdem die Nachricht bekannt geworden war, eilten Beamte der örtlichen Naturschutzbehörde zum Ort des Geschehens.

Jim Fyfe, ein Ranger der Behörde, sagte, solange die Golfer:innen einen Sicherheitsabstand einhielten und keine Bälle auf die Tiere schießen würden, sollte die Koexistenz kein Problem sein.

In der Tat wurden im betreffenden Jahr etwa 20 Geburten erwartet, und aufgrund des Mangels an natürlichem Lebensraum war es nicht ungewöhnlich, dass ein weiteres Weibchen auf dem Golfplatz den Nachwuchs zur Welt bringen würde. Das Problem entsteht in den Fällen, wenn Mutter und Jungtier ihre täglichen Wanderungen zur Küste unternehmen. Dabei müssen sie eine stark befahrene Straße, den John Wilson Ocean Drive überqueren, wo die Gefahr, überfahren zu werden, sehr groß ist.

Deshalb und aus Rücksicht auf die Seelöwen hat der Stadtrat beschlossen, die Straße für einen Monat für den Autoverkehr zu sperren, um Unfälle zu vermeiden. Danach ist das Jungtier groß genug, um den Geburtsort zu verlassen und die Straße nicht mehr überqueren zu müssen.

 

So schützt eine Stadt in Neuseeland ihre Seelöwen

Eine dauerhafte Maßnahme?

Abgesehen von der Situation in unserem Beispiel wünschen sich viele Leute in Dunedin, dass diese Regel zum Gesetz wird. Dann wäre die Straße für den Autoverkehr gesperrt und viele weitere Tiere würden nicht mehr sterben.

Die Menschen hingegen könnten weiterhin zu Fuß gehen und Fahrrad fahren. Hunde müssten allerdings immer an die Leine, darauf wiesen die Ranger ausdrücklich hin.

Außerdem darf sich niemand den Seelöwen auf weniger als 20 Meter nähern. Nach dem Marine Mammal Protection Act von 1978 ist es strengstens verboten, Seelöwen in irgendeiner Weise zu stören, zu belästigen oder zu töten.

Der Schutz der Seelöwen hat Priorität bei der lokalen Gesetzgebung, die jeden, der einen Seelöwen tötet, mit zwei Jahren Gefängnis oder einer Geldstrafe von bis zu 178.000 Dollar bestraft.

Warum wird dem neuseeländischen Seelöwen derartiger Respekt entgegengebracht?

Der neuseeländische Seelöwe, Phocarctos hookeri , befindet sich laut der International Union for Conservation of Nature (IUCN) in einem sehr schlechten Erhaltungszustand. Auch der World Wildlife Fund (WWF) berichtet, dass es nur noch etwa 10.000 Exemplare gibt, was die Art zur am stärksten gefährdeten Seelöwenart auf der Erde macht.

Der Rückgang dieser Art begann im frühen 19. Jahrhundert als Folge der kommerziellen Jagd auf Robben und Seelöwen. Heute ist die Verbreitung dieser Art auf zwei kleine, voneinander getrennte Gebiete beschränkt.

Diese Tatsache und die geringe Anzahl an Individuen führen zu Inzucht und damit zum Verlust der genetischen Vielfalt, was die Art anfälliger für Krankheiten, Umweltveränderungen und menschliche Aktivitäten macht.

Obwohl die Seelöwen heute geschützt sind, kommen jedes Jahr etwa 92 Seelöwen durch die kommerzielle Schleppnetzfischerei zu Tode.

Ebenso führt die Überfischung dazu, dass die Seelöwen keine Nahrung mehr finden und verhungern.

Zu Beginn des 21. Jahrhunderts führten mehrere Ausbrüche von Lungenentzündungen, die das Bakterium Klebsiella pneumoniae verursacht hatte, zum Verenden von mindestens 50 % der damaligen Jungtiere.

Der Erhaltungszustand dieser Art ist zweifellos kritisch. Maßnahmen wie die Sperrung einer ganzen Straße zum Schutz eines Seelöwenweibchens und ihres Nachwuchses sind also ohne Zweifel notwendig.

So schützt eine Stadt in Neuseeland ihre Seelöwen

Solche Aktionen schützen nicht nur Lebewesen, sondern schärfen auch das Bewusstsein für die Zerstörung der Umwelt durch den Menschen. Es sagt viel über den Zustand der Natur aus, wenn ein Tier keinen anderen Ort zur Aufzucht der Jungtiere hat als ein Gebüsch auf dem Golfplatz.


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