7 Besonderheiten der Papageienfische

Papageienfische gehören zu den auffälligsten Meerestieren der Welt. Wusstest du, dass sich manche Arten jede Nacht mit einem schützenden Schleimkokon einhüllen?
7 Besonderheiten der Papageienfische
Samuel Sanchez

Geschrieben und geprüft von dem Biologen Samuel Sanchez.

Letzte Aktualisierung: 21. Dezember 2022

Weil die Ozeane so groß sind, bergen sich auch viele Geheimnisse. Bis heute lässt sich keine genaue Zahl angeben, die die Artenvielfalt aquatischer Ökosysteme widerspiegeln könnte, aber Experten zufolge nimmt man an, dass es weltweit mehr als 33.600 Fischarten gibt. Zu den faszinierendsten und neugierigsten Vertretern zählt der Papageienfisch.

Dieser aktinopterygische Meeresfisch (das bedeutet, dass er ein Skelett besitzt, das einen Knochenstachel in den Flossen aufweist) zeichnet sich durch seine Größe, Farbgebung und weitere besondere Merkmale aus. Denn nach Ansicht von Fachleuten ist er aktiv an der Bioerosion aquatischer Ökosysteme beteiligt und nimmt dort unersetzlich wichtige Aufgaben wahr. Wenn du mehr über den Papageienfisch und seine Verwandten erfahren möchtest, lies weiter und entdecke 7 Besonderheiten dieser farbenfrohen Salzwasserfische.

1. Der Begriff „Papageienfisch“ umfasst viele Arten

Wenn wir allgemein von einem „Papageienfisch“ sprechen, sprechen wir eigentlich von 95 Arten mit gemeinsamen Merkmalen, die zur Familie der Scarinae gehören.

Der vielleicht häufigste Vertreter innerhalb dieses Taxons ist der Fahlnasen-Papageienfisch (Scarus psittacus). Er gehört zur Gattung Scarus, die 52 der in den verschiedenen Ozeanen der Welt verbreiteten Papageienfisch-Arten umfasst. Jedenfalls gibt es viele verwandte Tiere, die aufgrund ihrer gemeinsamen Eigenschaften und Gewohnheiten auch als „Papageienfische“ bezeichnet werden können.

Papageienfische werden in 9 Gattungen unterteilt, die alle zur Familie der Scarinae gehören.

2. Der Papageienfisch kommt in den Tropen vor

Eine der bekanntesten Eigenschaften des Papageienfisches ist, dass das Tier in großen Schwärmen ausschließlich in tropischen Gewässern lebt. Unabhängig von der Art, die wir betrachten, kommen alle Papageienfische hauptsächlich in den warmen Gewässern des Atlantischen, Indischen und Pazifischen Ozeans vor. Der Blauband-Papageienfisch (Scarus ghobban) ist hier die Ausnahme, die die Regel bestätigt. Diese Art hat sich aufgemacht, die Gewässer rund um Afrika, das Mittelmeer und das Rote Meer zu besiedeln.

Dieser Artikel ist auch interessant für dich: 14 vom Aussterben bedrohte Fischarten

7 Besonderheiten der Papageienfische
Bei Papageienfischen sind die Kieferzähne zu einer Art Schnabel verwachsen.

3. Papageienfische gehören zu den typischen Korallenriff-Bewohnern

Papageienfische sind eng mit Korallenriffen verbunden. Die Tiere haben in diesem Ökosystem eine extrem wichtige Aufgabe, da sie sich von Makroalgen ernähren, die sonst mit den korallenbildenden Arten um Platz und Ressourcen konkurrieren würden.

Dieser Zusammenhang gilt als modellhaft, da Studien gezeigt haben, dass sich einige Fischarten dieser Gruppe auch von lebenden Korallen ernähren. Papageienfische ermöglichen wahrscheinlich das Riffwachstum durch ihre selektive, pflanzlichen Ernährung; auf der anderen Seite kontrollieren sie aber auch das Korallenwachstum durch direkte Abweidung der Makroalgen.

4. Papageien ernähren sich recht ungewöhnlich

Da wir gerade über die Kontrolle des Algenwachstums durch Papageienfische gesprochen haben, müssen wir auch ihre eigentümliche Art, sich zu ernähren erwähnen. Die meisten Papageienfische sind pflanzenfressende Tiere, die sich von lithophilen, also steinbewohnenden Algen ernähren, die auf den Felsen geografischer Küstenformationen wachsen. Dank ihres knöchernen „Schnabels“ können sie Sedimente abweiden.

Der Grüne Buckelkopf-Papageienfisch (Bolbometopon muricatum) bildet hier die Ausnahme, da sich diese Art von lebenden Korallen ernährt. Polypen dienen dieser Art als Nahrungsquelle (sie besteht nicht ausschließlich aus Korallenfressern), welche bis zu 50 % der täglichen Nahrungsmenge ausmachen. Abgesehen von dieser Ausnahme wird geschätzt, dass weniger als 1 % der Papageienfische absichtlich Korallen fressen.

Wie wäre es auch mit folgendem Artikel: Weichkorallen: was sind das für Lebewesen?

5. Die Lebenserwartung von Papageienfischen ist variabel

Die meisten Papageienfische leben 5 Jahre oder weniger, aber auch hier gibt es Ausnahmen. Der eben erwähnte Grüne Buckelkopf-Papageienfisch (Bolbometopon muricatum) sticht erneut hervor und bricht mit einer maximalen Lebensdauer von 20 Jahren Rekorde. Das kommt nicht von ungefähr, da er mit einer Gesamtlänge von etwa 130 Zentimetern und einem Gewicht von bis zu 46 Kilogramm die größte Art in dieser Gruppe darstellt.

6. Der Papageienfisch hat eine wichtige Aufgabe: Bioerosion

Der Begriff Bioerosion bezeichnet die Abtragung von harten Meeressubstraten durch die Einwirkung bestimmter Lebewesen. Dieses Verfahren kann von Weichtieren, Ringelwürmern, Schwämmen, Krebstieren, Stachelhäutern und natürlich Fischen durchgeführt werden. Der Papageienfisch ist der wichtigste Vertreter der letztgenannten Gruppe, da er dank seiner Nahrungs-Gewohnheiten die Ökosysteme verändert, in denen er lebt.

Papageienfische führen Bioerosion durch, da sie sich von Algen ernähren, die an Felsen wachsen. Dazu verwenden sie ihre gut entwickelten Kiefermuskeln und Schlundkiefer mit Reihen an Schlundzähnen, um aufgenommenes Material zu mahlen. Dabei verarbeiten sie Gesteinsfragmente zu feinen Partikeln von der Größe eines Sandkorns.

Die Aragonit-Erosion von Korallenriffen durch Papageienfische wird auf mehr als 1000 Kilogramm pro Jahr geschätzt.

7. Einige Arten produzieren einen “Schleimschlafsack”

Einige Papageienfischarten, wie zum Beispiel der Königin-Papageienfisch (Scarus vetula), scheiden über das Maul einen ganz besonderen Schleim aus. Dieses gallertartige Material wird nachts freigesetzt und bildet eine Art schützenden „Kokon“ um den Körper des Fisches. Dabei werden zwei Öffnungen „installiert“, um den Wasserdurchfluss zu ermöglichen. Ein Papageienfisch braucht durchschnittlich 30 Minuten, um diese Schicht zu bilden und durch das Maul auszustoßen.

Der abgesonderte Schleim hat einen fauligen Geruch und Geschmack. Neusten Forschungen zufolge könnte der Kokon dazu dienen, blutsaugende Meeresasseln abzuwehren. Er könnte auch als eine Art Echokammer dienen, da er Papageienfischen ermöglichen würde, die Vibrationen des Wassers wahrzunehmen. Das Wasser überträgt Vibrationen, wenn etwas außerhalb der Schleimschicht sich dem Papageienfisch nähert.

Darüber hinaus suchen Papageienfische in den Felshöhlen von Korallenriffen Zuflucht.

7 Besonderheiten der Papageienfische
Der Blauband-Papageienfisch (Scarus ghobban) ist durch den Suez-Kanal ins Mittelmeer eingewandert.

Die Papageienfische haben viele Besonderheiten

Wie du erkennen kannst, ist die Gruppe der Papageienfische eine der eigentümlichsten Fischarten der Welt. Darüber  hinaus gehören sie zu den wenigen Meerestieren, die in der Lage sind, ihre Umwelt zu verändern. Indem sie sich mit ihren knöchernen Schnäbeln von Algen ernähren, betreiben sie eine Material-Umformung in Korallenökosystemen und verwandeln dabei hartes Gestein in Sand.

Viele der genannten Arten wie der Blauband-Papageienfisch (Scarus ghobban) haben gesunde Populationen und sind nicht vom Aussterben bedroht. Andere Vertreter wie der Grüne Buckelkopf-Papageienfisch (Bolbometopon muricatum) haben jedoch weniger Glück. Diese Art ist aufgrund der Überfischung in ihren angestammten Meeren in einer heiklen Situation. Der Fortbestand dieser „Architekten“ des marinen Ökosystems muss daher höchste Priorität bekommen.


Alle zitierten Quellen wurden von unserem Team gründlich geprüft, um deren Qualität, Verlässlichkeit, Aktualität und Gültigkeit zu gewährleisten. Die Bibliographie dieses Artikels wurde als zuverlässig und akademisch oder wissenschaftlich präzise angesehen.


  • Scaridae Information, Animal Diversity web. Recogido a 25 de julio en https://animaldiversity.org/accounts/Scaridae/
  • Rotjan, R. D., & Lewis, S. M. (2006). Parrotfish abundance and selective corallivory on a Belizean coral reef. Journal of Experimental Marine Biology and Ecology, 335(2), 292-301.
  • Hamilton, R. J., & Choat, J. H. (2012). Bumphead parrotfish: Bolbometopon muricatum. Springer.
  • Hamilton, R. J., Almany, G. R., Stevens, D., Bode, M., Pita, J., Peterson, N. A., & Choat, J. H. (2016). Hyperstability masks declines in bumphead parrotfish (Bolbometopon muricatum) populations. Coral Reefs, 35(3), 751-763.
  • Videler, H., Geertjes, G. J., & Videler, J. J. (1999). Biochemical characteristics and antibiotic properties of the mucous envelope of the queen parrotfish. Journal of fish biology, 54(5), 1124-1127.

Dieser Text dient nur zu Informationszwecken und ersetzt nicht die Beratung durch einen Fachmann. Bei Zweifeln konsultieren Sie Ihren Spezialisten.