Elterliche Fürsorge: Lohnt sich die Mühe?

Wir alle wissen, welche elterliche Fürsorge viele Vögel ihren Jungtieren zukommen lassen. Dieses liebevolle Verhalten vieler Tiere hat vielfältige Facetten und beinhaltet numerische Zusammenhänge, die du dir überhaupt nicht vorstellen kannst. Erfahre mehr darüber in unserem heutigen Artikel!
Elterliche Fürsorge: Lohnt sich die Mühe?
Samuel Sanchez

Geschrieben und geprüft von dem Biologen Samuel Sanchez.

Letzte Aktualisierung: 21. März 2023

Vögel bauen Nester in Bäumen und begeben sich auf Futtersuche, um ihre Jungtiere zu versorgen. Diese Szenerie lässt sich jeden Frühling sehr häufig beobachten. Obwohl dies auf uns wie ein liebevolles und entzückendes Verhalten wirkt, verbirgt sich dahinter ein komplexer und facettenreicher evolutionärer Mechanismus. Elterliche Fürsorge bedeutet für die Eltern einen massiven Energieaufwand. Darüber hinaus kann dieses Verhalten auch eine erhebliche Bedrohung für ihr Überleben darstellen.

In der Natur basiert jede Anstrengung auf einem Kompromiss oder einem Austausch. Ein unsichtbares Gleichgewicht bestimmt das Verhalten der Tiere, denn alles basiert auf der Notwendigkeit, die nächste Fortpflanzungsstufe zu erreichen, um mehr Nachkommen zu produzieren.

Was ist also vorteilhafter für die Eltern? Ihre eigene Gesundheit zu opfern, um sich um ihre Jungen zu kümmern? Oder diese sich selbst zu überlassen und dadurch ihre eigenen Chancen zu maximieren, ein weiteres Jahr zu überleben?

Elterliche Fürsorge bei Tieren ist zweifelsohne ein sehr spannendes und faszinierendes Thema. Daher möchten wir dich dazu einladen, in unserem heutigen Artikel mehr darüber zu erfahren!

Eltern als Retter in der Not

Elterliche Fürsorge - Störche

Elterliche Fürsorge bezieht sich auf jedes Verhalten der Elterntiere, das die Überlebenschancen ihrer Jungtiere erhöht. Hier sind einige Beispiele dafür:

  • Der Bau von Nestern oder Höhlen.
  • Die Betreuung der Jungtiere, sowohl innerhalb als auch außerhalb des elterlichen Körpers.
  • Die Versorgung und Ernährung der Jungen nach der Geburt.
  • Elterliche Fürsorge beinhaltet außerdem die Ernährung der Nachkommen, bis diese selber dazu in der Lage sind, sich eigenständig mit Nahrung zu versorgen.

Das hört sich doch eigentlich ganz einfach an, oder? Aber es gibt dennoch eine grundlegende Unterscheidung in Bezug auf den Begriff der elterlichen Fürsorge:

  • Elterliche Fürsorge ist die Aufwendung von Ressourcen durch die Eltern (einschließlich Zeit und Energie) für die Betreuung eines oder mehrerer Nachkommen. Dieser Aufwand ist quantifizierbar, da er auf einem Anteil an verfügbaren Ressourcen basiert.
  • Elterliche Investition ist jede Handlung der Eltern, um das Überleben ihrer Jungen auf Kosten einer Komponente ihres eigenen Überlebens zu erhöhen. Wenn ein Elternteil sich zum Beispiel einem Raubtier aussetzt, um Nahrung für seine Jungen zu finden, sinken seine eigenen Überlebenschancen. Gleichzeitig steigen aber die Überlebenschancen der Jungtiere. Ohne die Hilfe der Eltern können sich die Jungtiere möglicherweise nicht oder nur unter großen Schwierigkeiten ernähren.
Elterliche Fürsorge - Eisbären

Elterliche Fürsorge: Wie groß sind die Kosten?

Studien über das Verhalten von Tieren haben gezeigt, dass elterliche Fürsorge mitunter verheerende Folgen für die Eltern haben kann. Bei der Mehlschwalbe (Delichon urbicum), einem Vogel aus der Familie der Schwalben, beobachteten die Forscher, dass die Überlebenswahrscheinlichkeit des Muttervogels sank, wenn sie zweimal im Jahr Nachwuchs bekam.

Nicht nur das Legen der Eier ist eine Belastung für die Tiere. Darüber hinaus müssen sie die Eier auch ausbrüten und ihre Jungen füttern, bis diese unabhängig werden. All diese Aktivitäten schwächen die Mutter. Infolgedessen könnten ihre Reflexe schlechter sein, wenn sich ihr ein opportunistischer Fressfeind nähert.

Eine andere Studie demonstrierte, dass sich bei der Weidenmeise (Poecile montanus) die Zahl der Jungtiere negativ auf die Überlebenschancen der Eltern auswirkt. Je mehr Junge die Vögel haben, desto mehr hungrige Mäuler müssen sie füttern. Infolgedessen haben sie auch weniger Zeit dafür, sich selber zu ernähren.

Eine mathematische Rechnung

Die Fortpflanzung in der Tierwelt scheint ja wirklich gefährlich zu sein! Glücklicherweise wird aber das ursprünglichste Verhalten von der Mathematik bestimmt.

Eine optimale elterliche Investition in den Nachwuchs ist die, die die Überlebenschancen jedes einzelnen Jungtiers maximiert und gleichzeitig mit minimalen Kosten für die Eltern verbunden ist. Die zwei Herausforderungen, die sich den Eltern dabei stellen, sind folgende:

  1. Wie viel sollte in jedes Junge investiert werden? Mehr Jungtiere und infolgedessen weniger Investition in jedes einzelne oder weniger Jungtiere und dafür mehr Investition in jeden Nachkommen?
  2. Wie viel muss in die aktuelle Fortpflanzung im Vergleich zur zukünftigen Fortpflanzung investiert werden?

Dies mag sich alles etwas kompliziert anhören, aber es gibt tatsächlich mathematische Funktionen, die diesen Austausch zwischen Eltern und ihren Jungen erklären. Letztendlich ist dieser Aufwand quantifizierbar. Zum Beispiel der bei den Eltern gemessene Energieaufwand und der Prozentsatz der überlebenden Nachkommen.

Infolgedessen ist die perfekte Anzahl der Nachkommen diejenige, die für die Eltern in Bezug auf ihr Überleben bis zur nächsten Brutphase das geringste Risiko bedeutet. 

Elterliche Fürsorge - Vögel im Nest

Elterliche Fürsorge: Tierischer Altruismus oder reiner Eigennutz?

Die Aussage, dass Eltern ihr Leben für ihre Nachkommen bedingungslos opfern würden, ist eine Verzerrung der Realität. Auch wenn es etwas traurig sein mag, dies auf eine so nüchterne Art und Weise zu betrachten, sind die Eltern letztendlich auf ihren eigenen Vorteil bedacht.

In der freien Natur ist der Motor des Lebens die Verbreitung der eigenen genetischen Information. Mit anderen Worten, die Produktion von Nachkommen. Elterliche Fürsorge ist nicht so selbstlos, wie sie scheint. Und das erklärt auch, warum es so wenige Arten gibt, bei denen sich erwachsene Tiere um den Nachwuchs anderer kümmern.

Wir wollen noch einen Schritt weiter gehen. Es gibt viele Arten, bei denen der Vater nicht sicher sein kann, ob es sich um seine eigenen Nachkommen handelt. Infolgedessen übernehmen die Männchen keine Verantwortung für ihre Nachkommen. Zum Beispiel, wenn die Eier extern befruchtet werden.

Wie du siehst, ist die elterliche Fürsorge ein sehr komplexes Thema und basiert auf einem Zahlenspiel. Letztendlich geht es darum, die größte Menge an genetischem Material weiterzugeben und sicherzustellen, dass die Nachkommen das künftige Fortbestehen der Art gewährleisten können.


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