Gesichtslähmung bei Hunden: Symptome, Ursachen und Behandlung

Gesichtslähmung bei Hunden ist eine relativ häufige Erkrankung, die aber sehr schwer zu behandeln ist. Im folgenden Beitrag erfährst du, wie man sie erkennt.
Gesichtslähmung bei Hunden: Symptome, Ursachen und Behandlung
Samuel Sanchez

Geschrieben und geprüft von dem Biologen Samuel Sanchez.

Letzte Aktualisierung: 08. November 2022

Eine Gesichtslähmung tritt häufiger auf, als es scheint, vor allem bei alten Tieren und Hunden mittleren Alters. Dieses klinische Zeichen äußert sich in der Unfähigkeit des Vierbeiners, die Gesichtsmuskeln zu bewegen und sie angespannt zu halten. Dies passiert nicht wegen eines Muskelversagens, sondern aufgrund von Störungen, die die Nerven betreffen, die die Muskeln steuern.

Auch wenn diese Erkrankung gut erforscht ist, sollte man beachten, dass bis zu 74 % der Fälle in der Tierklinik idiopathischer Natur sind. Darunter versteht man, dass es keine spezifische Ursache gibt – oder diese noch nicht entdeckt wurde. Wenn du alles wissen willst, was wir bisher über Gesichtslähmung bei Hunden wissen, lies gerne weiter.

Was versteht man unter einer Gesichtslähmung bei Hunden?

Die Gesichtsnerven sind “gemischte” Hirnnerven, die sensorische, motorische und parasympathische Fasern enthalten. Diese Nervenpaare treten direkt aus dem Gehirn auf Höhe des Hirnstamms aus und verteilen sich durch die Löcher im Schädel über den Kopf, den Brustkorb und den Bauch des Tieres.

Gesichtsnerven sind zuständig für

  • Augenbewegungen
  • photomotorische Reflexe
  • Akkommodation
  • die Weiterleitung von Geruchsimpulsen
  • die Wahrnehmung sensorischer Informationen
  • Geschmacksimpulse
  • und die Platzierung in dreidimensionalen Umgebungen.

Wenn diese geschädigt sind, kommt es bei Hunden oder anderen Wirbeltieren zu Gesichtslähmungen.

Eine Gesichtslähmung ist fast nie das Ergebnis einer direkten Schädigung des Gehirns, sondern eher des Gesichtsnervs, der das Gesicht durch Berührung, Geschmack, Sehen und andere Wahrnehmungen mit der Außenwelt verbindet.

Gesichtslähmung bei Hunden: Symptome, Ursachen und Behandlung

Symptome der Gesichtslähmung bei Hunden

Laut tierneurologischen Aussagen hängt die Symptomatik der Gesichtslähmung bei Hunden von der Schwere der Verletzung und den betroffenen Nervenstrukturen ab. In der Regel erleidet der Hund etwas Ähnliches wie der Mensch nach einem Schlaganfall. Nach diesem Ereignis kann eventuell eine Gesichtshälfte herabhängen.

Dieses Nervenversagen kann sich in den kleineren Gesten des Hundes bemerkbar machen. Zu den offensichtlichsten Anzeichen gehören die folgenden:

  • Ein Ohr hängt weiter herunter als das andere
  • Eine Lefze hängt weiter herunter als die andere
  • Das Tier ist nicht in der Lage, mit einem der Augen zu blinzeln
  • Einseitiges Speicheln
  • Der Hund hat Schwierigkeiten beim Fressen
  • Symptome des Peripheren Vestibularsyndroms. Bei bis zu 65 % der betroffenen Hunde treten beide Symptome gleichzeitig auf.
  • Lähmung der Extremitäten und Stupor, wenn die Verletzung zentral und nicht nur am Nerv liegt.

In den meisten Fällen von Gesichtsnervenschäden betrifft die Lähmung nur eine der beiden Gesichtshälften (einseitig), was die Diagnose erheblich erleichtert. Ist die Lähmung jedoch vollständig (beidseitig), ist es sehr kompliziert, die Anzeichen mit bloßem Auge zu erkennen.

Ursachen der Gesichtslähmung bei Hunden

U.S.-amerikanischen Studien zufolge sind bis zu 74,7 % der Fälle von Gesichtslähmung bei Hunden idiopathisch. Darunter versteht man, dass keine Ursache gefunden werden kann, die die Lähmung erklärt. Die Häufigkeit dieses Krankheitsbildes ist schwer zu berechnen, da nur selten eine gemeinsame Ursache gefunden wird.

Neben unerforschten Ursachen ist die häufigste Ursache für die Gesichtslähmung eine schwere Infektion des Innenohrs (Otitis interna), insbesondere bei Hunden mit chronischen Hautproblemen. In diesen Fällen gehen die oben genannten klinischen Anzeichen in der Regel mit Gleichgewichtsstörungen und einem dauerhaft geneigten Kopf einher.

Dies sind die beiden häufigsten Varianten dieser Erkrankung, aber es gibt auch andere mögliche Ursachen für eine teilweise oder vollständige Gesichtslähmung. Einige davon sind die folgenden:

  • Ein sehr schwerer Schlag, wie z. B. ein Autounfall oder ein schwerer Sturz.
  • Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) und niedrige Schilddrüsenhormonproduktion.
  • Gutartige Tumore oder Krebserkrankungen im Gesichtsbereich.
  • Verschlucken von Neurotoxinen, wie Botulinumtoxin (Botulismus).
  • Entzündliche oder immunvermittelte Krankheiten, wie Meningoenzephalitis.
  • Schädigungen nach stark invasiven Schädeloperationen.

Diagnose

Auch wenn die idiopathische Variante häufiger vorkommt, ist es dennoch notwendig, bestimmte Tests an dem betroffenen Tier durchzuführen. Dadurch kann man andere Grunderkrankungen ausschließen. Zunächst wird der Hund in der Regel sediert. Darauf folgt eine eingehende Untersuchung des Ohrs der betroffenen Gesichtsebene, um die bereits erwähnte Ohrinfektion auszuschließen.

Wenn in diesem Bereich alles in Ordnung ist, werden Röntgenaufnahmen, Computertomografie (CT) und Magnetresonanztomografie (MRT) zur detaillierten Betrachtung des Gehirns und der inneren Strukturen des Ohrs eingesetzt. In seltenen Fällen kann es auch notwendig sein, eine Probe der Hirnflüssigkeit des Hundes zu entnehmen, um nach Anzeichen einer Entzündung zu suchen.

Die elektrische Stimulation des Gesichtsnervs kann helfen, den Schaden zu quantifizieren und eine Prognose zu erstellen.

Behandlung der Gesichtslähmung bei Hunden

Die Behandlung ist von Fall zu Fall unterschiedlich, aber es sollte allgemein bedacht werden, dass Nervenschäden irreversibel sind. Das bedeutet nicht, dass du dich von deinem Tier verabschieden musst. Aber dann gilt es sich damit abzufinden, dass der Hund von nun an gewisse Probleme beim Fressen und bei der Interaktion mit seiner Umwelt haben wird.

Wenn die Ursache für die Schädigung des Gesichtsnervs ein Tumor ist, sind eine chirurgische Resektion des Tumors und eine gezielte Therapie zur Abtötung des Krebses in der Regel die richtige Wahl. Liegt die Ursache hingegen in einer Schilddrüsenunterfunktion, muss der Hund lebenslang Schilddrüsenhormone einnehmen.

Liegt die Ursache in einer Infektion des Mittel- oder Innenohrs, ist der erste Schritt, das Ohr gründlich zu reinigen. Dazu tragen Fachleute Cerumenolytika (flüssige Zubereitungen zur lokalen Anwendung, die Pfropfen erweichen oder auflösen) auf und entfernen geschädigte Gewebe. Das kann auch unter Narkose und in einem lokalen chirurgischen Eingriff erfolgen. Sobald die infizierte Umgebung gereinigt ist, verschreiben Ärzte und Ärztinnen je nach Erreger Antibiotika oder Antimykotika.

A dog with puffy ears.

Prognose und Schlussbemerkungen

Meistens sind die auftretenden Anzeichen dauerhaft, da der Gesichtsnerv irreversibel geschädigt wird. Es ist unmöglich, seinen vorherigen Zustand wiederherzustellen. Dies hindert den Hund jedoch in der Regel nicht daran, ein normales Leben zu führen. Womöglich sollte die Bezugsperson gewisse Änderungen im Tagesablauf vornehmen.

Aus diesem Grund hat diese Erkrankung in ihrer idiopathischen Variante eine sehr gute Prognose. Wenn jedoch das Gehirn geschädigt wurde oder die Ursache Krebs ist, kann die Erkrankung in kurzer Zeit sehr komplex werden. Es hängt also alles von der zugrunde liegenden Ursache ab.


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