Hat dein Hund Angst vor Treppen? Die Ursachen und was du unternehmen kannst

Dein Hund kann aufgrund negativer Erfahrungen, mangelnder Exposition und anderer Verhaltensmechanismen Angst vor Treppen haben. Aber keine Sorge, gegen diese Phobie kannst du etwas unternehmen. Alles Wissenswerte zu den Ursachen und Lösungsoptionen.
Hat dein Hund Angst vor Treppen? Die Ursachen und was du unternehmen kannst
Samuel Sanchez

Geschrieben und geprüft von dem Biologen Samuel Sanchez.

Letzte Aktualisierung: 22. Dezember 2022

Nach Schätzungen des Fachportals Statista gab es im Jahr 2018 weltweit 471 Millionen Haushunde. Diese Tiere haben sich an das Leben in Wohnungen, auf Bauernhöfen, eingezäunten Grundstücken und leider auch in den Straßen der Städte gewöhnt. Trotz ihrer Anpassungsfähigkeit an verschiedene Umgebungen fürchten sich einige Tiere vor den harmlosesten Elementen. Ein Hund kann zum Beispiel Angst vor Treppen haben.

Dieses letzte Szenario kann die Erziehung eines Hundes erheblich erschweren, da viele Hunde jeden Tag Treppen hinauf- und hinabsteigen, um sich frei im Haus bewegen zu können. Wenn du wissen möchtest, welche Ursachen sich hinter dieser Angst vor Treppen verbergen können und welche Lösungsoptionen zur Verfügung stehen, solltest du unbedingt weiterlesen!

Mögliche Ursachen für die Angst eines Hundes vor Treppen

Zunächst einmal muss man berücksichtigen, dass Treppen für uns nichts Besonderes sind. Wir gehören zu einer Spezies mit einer durchschnittlichen Körpergröße von 1,70 Metern und Beinen von etwa 70 Zentimetern Länge. Daher ist das Treppensteigen für einen gesunden Menschen lediglich eine kleine motorische Anstrengung. Aber für einen Hund mit einer Körpergröße von weniger als 40 Zentimetern sieht die Sache ganz anders aus.

Die Angst vor Treppen kann sich bei Hunden jeden Alters und jeder Rasse entwickeln, obwohl sie bei kleinen Caniden und Welpen häufiger vorkommt. Nachfolgend werden wir uns daher einige der möglichen Ursachen für diese häufig auftretende und gleichermaßen hinderliche Abneigung ansehen.

1. Fehlende Exposition

Bei Welpen kann die Angst vor Treppen darin begründet sein, dass sie in ihrem bisherigen Leben schlichtweg noch keine gesehen haben. Da es sich um Tiere mit einer gewissen instinktiven Komponente handelt, ist es vollkommen normal, dass sie zunächst einmal alles ablehnen, mit dem sie bisher noch nicht interagiert haben. Denn alles Unbekannte stellt eine potenzielle Schadens- und Verletzungsquelle dar.

Die Zeit der Sozialisation ist besonders wichtig, denn in dieser Phase geht es für den kleinen Hund auch darum, neue Umgebungen und Herausforderungen “anzunehmen”. Welpen erlernen in den ersten 12 Lebenswochen und während des Heranwachsens Distanz, Selbstbeherrschung, Kommunikation und Hierarchie sowie die Assoziation normaler Elemente mit positiven oder negativen Reizen. Wenn der Hund in dieser Phase also keine Erfahrung mit einer Treppe macht, hat er infolgedessen Angst davor.

Ältere Hunde, die ihr ganzes Leben in einem Tierheim oder einem ebenerdigen Haus verbracht haben, haben möglicherweise ebenfalls Angst vor Treppen, da sie bisher noch nie mit ihnen konfrontiert waren.

Hund hat Angst vor Treppen

2. Angst vor Treppen aufgrund einer traumatischen Erfahrung

Viele Hunde leiden unter Ängsten und Phobien. Angst vor dem Tierarzt, vor Gewitter, einem Feuerwerk oder die Angst vor Autofahrten sind bei Caniden am häufigsten. Darüber hinaus kann ein Hund aber auch Angst vor Treppen beziehungsweise dem Treppensteigen haben.

Vielleicht ist dein Hund in der Vergangenheit einmal eine Treppe heruntergefallen oder wurde möglicherweise sogar die Treppe hinuntergeworfen – dies kann insbesondere bei Tieren der Fall sein, die aus schlechter Haltung gerettet wurden. Oder er hatte auf einer Treppe einen schmerzhaften Kampf mit einem anderen Tier. Derart intensive Erfahrungen kann der Hund nicht einfach vergessen. Stattdessen entsteht eine negative Assoziation zwischen dem Element (Treppe) und den erlebten Schmerzen und Beschwerden.

3. Erlerntes Verhalten

Obwohl es ironisch klingt, sind es manchmal die Tierhalter selbst, die dem Hund die Angst vor der Treppe beibringen. Ein Beispiel: Wenn du deinen Hund nachts aus dem zweiten Stock des Hauses verjagst und ihn zuvor noch dafür bestrafst oder schimpfst, weil er die Treppe hinaufgestiegen ist, ist das nicht sonderlich förderlich. Wenn du deinen Hund wiederholt dafür schimpfst oder sogar bestrafst, weil er die Treppe hinauf- oder hinabgestiegen ist, wird er dies früher oder später auch nicht mehr tun.

4. Angst vor Treppen – dahinter können sich auch medizinische Ursachen verbergen

Neben den bisher erwähnten Angst- und Phobiemechanismen kann die Angst vor Treppen auch körperliche Ursachen haben. Der Hund ist möglicherweise physisch nicht dazu in der Lage, Treppen zu steigen. Arthritis, Hüftgelenksdysplasie, eine Verletzung einer der Gliedmaßen und viele andere Erkrankungen können bei den Tieren starke Schmerzen verursachen, insbesondere bei anspruchsvollen Anstrengungen wie dem Treppensteigen.

In manchen Situationen haben Hunde keine Angst vor Treppen. Sie vermeiden das Treppensteigen aufgrund der Schmerzen, die ihnen dieser Bewegungsablauf verursacht.

Wenn dein Hund Angst vor Treppen hat, gibt es verschiedene Lösungsoptionen

Die Vorstellung, deinen Hund jedes Mal die Treppen hinauf- oder hinunterzutragen, mag verlockend klingen – insbesondere, wenn das Tier klein ist. Allerdings kann dieses Vorgehen niemals eine langfristige und dauerhafte Lösung sein. Stattdessen solltest du dich an einen Hundetrainer wenden, der dir verschiedene Techniken beibringen wird, um die Angst deines Tieres zu lösen:

  1. Gegenkonditionierung: Gegenkonditionierung bedeutet, dass du dem Tier beibringst, ein Verhalten zu zeigen, das sich von seiner aktuellen Reaktion auf einen Reiz unterscheidet. Versuche zunächst, den Hund mit Spielzeug und Leckerlis näher an die Treppe zu bewegen. Dann belohnst du ihn jedes Mal, wenn er sich auf die Treppe wagt. So wird aus “Angst” “Wohlbefinden” und eine positive Erfahrung.
  2. Desensibilisierung: Dieser Begriff ist direkt mit dem vorherigen verbunden. Gewöhne deinen Hund nach und nach daran. Belohne ihn zuerst für die Annäherung an die Treppe, dann für das Hinaufgehen einer Stufe und so weiter.
  3. Geduld: Diese Techniken funktionieren möglicherweise nicht gleich bei den ersten Versuchen. Ganz wichtig ist, dass du deinen Hund nicht dafür schimpfst, wenn er sich nicht sofort überwinden kann. Denn wenn er aufgrund seiner Angst vor Treppen auch noch Angst hat, weil du ihn schimpfst, erreichst du genau das Gegenteil. Das negative Gefühl, das dein Tier bereits mit dem Treppensteigen verbindet, wird nur noch weiter verstärkt.

Eine gute Technik besteht darin, die abendliche Fütterung mit Gegenkonditionierung und Desensibilisierung zu kombinieren. Wenn du zu Hause eine Treppe hast, stellst du den Futternapf am besten immer näher an diese heran. Wenn dein Hund ohne Angst frisst, versuchst du, den mit Futter gefüllten Napf jeden Tag eine Stufe weiter nach unten (oder nach oben) zu stellen. So wird das Tier mit einem Futteranreiz seine Angst überwinden.

Ein Hund beim Treppensteigen.

Abschließende Gedanken

Hunde haben relativ häufig Angst vor Treppen beziehungsweise dem Treppensteigen. Aber diese Angst kann bearbeitet und behoben werden. Wenn du die richtigen Verhaltenstechniken anwendest, wird das Tier diese Konstruktionen nicht mehr als Gefahr wahrnehmen und kann sie problemlos benutzen.

Wenn du allerdings bemerkst, dass dein Hund beim Treppensteigen extreme Schmerzen verspürt und das Tier insgesamt ungern aktiv ist, leidet er möglicherweise an einer Erkrankung, die behandelt werden muss. In diesen Fällen solltest du den Hund nicht zum Treppensteigen ermutigen, sondern stattdessen umgehend einen Tierarzt aufsuchen.


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