Der rosa Mantarochen des Great Barrier Reef

Der weltweit einzig bekannte rosa Mantarochen wurde im Jahr 2015 zum ersten Mal beobachtet. Diese Schönheit, die unter dem Spitznamen „Inspektor Clouseau“ bekannt ist, wurde seitdem weniger als zehn Mal gesehen.
Der rosa Mantarochen des Great Barrier Reef
Luz Eduviges Thomas-Romero

Geschrieben und geprüft von der Biochemikerin Luz Eduviges Thomas-Romero.

Letzte Aktualisierung: 21. Dezember 2022

Erst Anfang dieses Jahres wurde der einzige bekannte rosa Mantarochen wieder gesehen. Der Fotograf Kristian Laine fotografierte das Tier beim Tauchen in den Gewässern in der Nähe von Lady Elliot Island, dem südlichsten Riff des Great Barrier Reef in Australien.

Innerhalb kürzester Zeit machten Laines Fotos in sozialen Medien die Runde und weckten die Neugier der Menschen an diesem einzigartigen Rochen. Kein Wunder, wenn man bedenkt, dass Wissenschaftler bis zu seiner ersten Sichtung im Jahr 2015 noch nicht einmal wussten, dass dieses Tier überhaupt existiert!

Der berühmte rosa Mantarochen ist ein Riffmanta (Mobula alfredi), einer Rochenart aus der Familie der Teufelsrochen (Mobula). Diese Rochenart gilt als zweitgrößte Mantarochenart der Welt.

Der rosa Mantarochen erhielt den Spitznamen „Inspector Clouseau“, eine Anspielung auf die berühmte Figur aus der Serie “Der rosarote Panther”.

Wie erklärt sich die Farbe des rosa Mantarochen?

Carotinoidpigmente sind für viele rosa, orange und gelbe Färbungen verantwortlich, die wir in der Natur vorfinden. Und die meisten Tiere nehmen diese Moleküle über ihre Nahrung auf. Zum Beispiel erhalten rosa Flamingos ihre Farbe durch den Verzehr kleiner Krebstiere. Vor diesem Hintergrund glaubten die Wissenschaftler ursprünglich, dass auch der rosa Mantarochen seine Farbe durch seine Ernährung erhält.

Rosa Flamingos erhalten ihre Farbe durch den Verzehr kleiner Krebstiere.

Carotinoidpigmente in Garnelen und Muscheln sind für die rosa Farbe der Federn des Flamingos verantwortlich.

Das neue Muster des rosa Mantarochen ist schwarz und rosa

Wir wollen an dieser Stelle erwähnen, dass die Mantarochen des Korallenriffs generell drei Farbmuster aufweisen. Dazu gehören ein komplett schwarzes Muster, ein komplett weißes oder eine schwarz-weiße Färbung. Bei dieser letzten Variante, die am häufigsten vorkommt, hat der Fisch einen schwarzen Rücken und einen weißen Bauch.

Von oben gesehen verschmelzen ihre dunklen Rücken mit dem dunkleren Wasser unter ihnen. Ebenso verschmelzen ihre klaren Bäuche mit der hellen, sonnenbeschienenen Meeresoberfläche. Rochen mit einem Schwarz-Weiß-Muster haben daher den größten Vorteil, wenn es darum geht, sich vor Raubtieren wie Haien zu schützen.

Insepektor Clouseau, der pinke Rochen
Quelle: National Geographic – Kristian Laine.

Warum ist die Farbe der Tiere wichtig?

Generell spielt die Färbung in verschiedenen Aspekten des Lebens eines Tieres eine wichtige Rolle. Wie bereits zuvor erwähnt, kann sie visuellen Schutz gegen Raubtiere bieten.

Gleichzeitig kann die Farbe eines Tieres wertvolle Informationen liefern. Zum Beispiel liefert sie Informationen über das Geschlecht, den körperlichen Zustand, die Reife oder die Verfügbarkeit des Tieres für die Reproduktion. Aus diesem Grund führt die natürliche Selektion in der Regel dazu, dass auftretende Aberrationen verschwinden.

Dennoch gibt es mehrere Beispiele, bei denen einzelne Tiere – oder sogar ganze Tierpopulationen – eine abweichende Farbe aufweisen, wie die des rosa Mantarochen. Dank seines Farbmusters kann das Tier überleben und sich vermehren.

Ist die Färbung des rosa Mantarochen somit aberrant?

Die Antwort auf diese Frage lautet „Ja“. Die Färbung des rosa Mantarochen ist ein Beispiel für eine der verschiedenen Farbaberrationen, die Wissenschaftler im Tierreich entdeckt haben. Obwohl ihre Nomenklatur nicht einheitlich ist, existieren mehr als ein Dutzend Farbaberrationen. Dazu gehören der Albinismus, der Melanismus und der Leuzismus sowie der Erythrismus, wobei letztere die seltenste Form ist.

Erythrismus bezieht sich auf einen Farbzustand bei Tieren mit einer übermäßigen Produktion und Ablagerung von Rot- und Orange-Pigmenten (Erythrophoren), die in ihrem Farbton und Intensitätsgrad variieren.

Bieten diese Aberrationen den Tieren einen Vorteil?

Tiere mit den am häufigsten auftretenden Aberrationen – melanistische Individuen, die vollständig schwarz sind – genießen einen thermischen Vorteil. Dies liegt an den überlegenen Wärmeregulierungskapazitäten, die die dunkle Farbe ihres Körpers bietet. Gleichzeitig leiden sie auch weniger unter der Bedrohung durch Raubtiere.

Fälle wie der Albinismus und der Leuzismus – mangelnde Färbung – sind ebenfalls häufig vorkommende Farbaberrationen. Es überrascht nicht, dass Individuen mit diesen Aberrationen in der Natur eine geringere Überlebensrate haben.

Darüber hinaus liegen keine Daten zum Nutzen selektiver Mechanismen oder zur Thermoregulation von Erythrismus vor. Experimente, die mit Salamandern (Plethodon cinereus) durchgeführt wurden, zeigten, dass Vögel es selektiv vermeiden, erythrische Individuen anzugreifen.

Der einzig bekannte rosa Mantarochen der Welt wurde im Jahr 2015 zum ersten Mal gesehen
Quelle: National Geographic – Kristian Laine.

Was erklärt diese Färbung?

Bisher beeinflussen drei Klassen von Chromatophoren die Färbung von Meerestieren:

  • Melanophore (Zellen mit braunem oder schwarzem Pigment)
  • Xantophore (Zellen mit gelbem und rotem Pigment)
  • Iridiophoren (erzeugen eine schillernde und reflektierende Helligkeit)

Aberrante Färbungen sind im Allgemeinen das Ergebnis genetischer Mutationen. Diese Mutationen wirken sich beispielsweise auf die Entwicklung, die Verteilung von Chromatophoren oder die Produktion von Pigmenten aus.

Die Identifizierung von Genen, die für den Transport, die Ablagerung und die Verarbeitung von Carotinoiden wichtig sind (rote Färbung), ist sehr schwierig. Im Gegensatz dazu sind jene Gene, die an der Melanogenese (schwarze Färbung) beteiligt sind, bereits gut erforscht.

Auf jeden Fall haben die Wissenschaftler eine adaptive Entwicklung der Farbaberrationen von Meerestieren bisher unterschätzt. Die Untersuchung des Phänomens der rötlichen Farbtöne erfordert daher weitere Untersuchungen.

*Titelbild mit freundlicher Genehmigung von Kristian Laine.


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