Wie du den Stress deines Papageis verringerst

Wenn du den Verdacht hast, dass dein Papagei gestresst ist, gibt es viele verschiedene Möglichkeiten, wie du ihm helfen kannst. Das Wichtigste ist, dass du versuchst, die Ursache seiner Angst herauszufinden, damit du in angemessener Weise eingreifen kannst.
Wie du den Stress deines Papageis verringerst
Luz Eduviges Thomas-Romero

Geschrieben und geprüft von der Biochemikerin Luz Eduviges Thomas-Romero.

Letzte Aktualisierung: 21. Dezember 2022

Der Wunsch, den Stress deines Papageis abzubauen, ist der erste Schritt zur Lösung dieses Problems. Es kann jedoch schwierig sein, die genaue Ursache für die Traurigkeit oder den Stress eines Vogels zu bestimmen. Da Tiere nicht in der Lage sind, ihre Gefühle mit Worten auszudrücken, sollten wir als Halter und Halterinnen auf andere, prägnantere Anzeichen achten.

Aus diesem Grund könntest du auch in Erwägung ziehen, mit einem Tierarzt oder einem Vogeltrainer zusammenzuarbeiten; sie haben vielleicht nützliche Informationen auf Lager, um deinem Tier schneller zu helfen. Hier erfährst du alles, was du über Stress bei Papageien wissen musst und wie du das Stress-Level bei dir zu Hause in den Griff bekommst.

Was sind die häufigsten Anzeichen für Stress bei deinem Papagei?

Hauspapageien aus der Familie Psittacidae werden immer häufiger in Privathaushalten gehalten. Doch trotz ihres Rufs als freundliche und soziale Tiere ist nicht allen Haltern bewusst, dass sie viel Aufmerksamkeit, einen großen Käfig, Vergesellschaftung und eine kontinuierlich anregende Umgebung benötigen. Aufgrund mangelnder Fürsorge in manchen Haushalten ist es nicht ungewöhnlich, dass ein Papagei Stress entwickelt.

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Einer japanischen Studie zufolge (hier in englischer Sprache verlinkt), beschädigen bis zu 11,7 % der Haussittiche ihr Gefieder, was ein deutliches Zeichen für Stress und emotionale Angespanntheit ist. Nymphensittiche und Unzertrennliche scheinen davon am meisten betroffen zu sein, aber es kann bei praktisch jedem Vogel in Gefangenschaft auftreten. Einige der offensichtlichsten Anzeichen dafür sind die folgenden:

  • Übermäßige Lautäußerungen: Das kann wiederholtes Schreien, häufige Alarmrufe oder Zwitschern sein.
  • Selbstverstümmelung: Selbstzerstörung von Federn. Ein gestresster Papagei wird sich die Federn am Körper ausrupfen, die Federn am Kopf erreicht er allerdings nicht. Wenn der Federverlust am ganzen Körper vorkommt (auch am Kopf), müssen andere Krankheiten vermutet werden.
  • Stereotypes Verhalten: Zum Beispiel Kopfschütteln oder ständiges Hin- und Herschaukeln. Hier handelt es sich um wiederholte Handlungen, die aus ethologischer Sicht keinen Sinn ergeben.
  • Übermäßige Schläfrigkeit oder zurückgezogenes, ängstliches Verhalten. Womöglich kauert der Vogel auch in einem Winkel.
  • Angst: Der Vogel flieht vor seiner Halterin oder seinem Halter oder versteckt sich, obwohl er ansonsten selbstbewusst und sozial ist.
  • Aggressives Verhalten: Der Vogel zeigt Aggressionen gegenüber Menschen und anderen Vögeln. Er schlägt gegen die Käfigstäbe oder beißt hinein.
  • Andere Anzeichen: Fauchen, Hecheln, gefächerter Schwanz, vom Körper weggespreizte Flügel oder aufgestellte Kopffedern können ebenfalls Anzeichen für Stress sein.
  • Erhöhte Atemfrequenz: Dazu kann Hecheln oder Atmen mit offenem Schnabel gehören.
  • Territoriales Verhalten: Der Vogel kann aggressiv gegenüber anderen Mitbewohnern werden, obwohl er das bisher nicht war.

Ursachen für Stress bei Papageien

Wie du siehst, sind Angstzustände bei Papageien weitaus häufiger, als du zunächst vermutet hast. In den folgenden Absätzen gehen wir auf die wichtigsten Gründe ein, die beim Vogel Stress verursachen können.

Umweltfaktoren

Papageien sind in der Wildnis daran gewöhnt, jeden Tag weite Strecken zurückzulegen, um Nahrung zu beschaffen und sich fortzupflanzen. Ebenso leben sie meist in feuchten, regnerischen Umgebungen mit warmen Temperaturen. Wie du dir vorstellen kannst, hat das Leben in einem Käfig wenig Ähnlichkeit mit den natürlichen Bedingungen, unter denen diese Tiere gedeihen.

Einige der Umweltfaktoren, die bei Hauspapageien Stress verursachen können, sind beispielsweise die folgenden:

  • Der Käfig ist zu klein: Das hängt von der Vogelart ab, aber im Idealfall sollte der Käfig 1,5 bis 2 Mal größer sein als der Durchmesser des Vogels mit ausgestreckten Flügeln. Wenn die Körpergröße 60 Zentimeter beträgt, sollte der Käfig 1,20 Meter breit und sogar noch höher sein als dieses Maß.
  • Eine schmutzige Umgebung: Entferne alle 24 Stunden alles nicht gefressene Futter und wechsle die Einstreu alle 24-28 Stunden. Eine gründliche Reinigung des Käfigs einmal pro Woche wird ebenfalls empfohlen. Sonst könnte das Tier durch die unhygienischen Bedingungen gestresst sein.
  • Zu niedrige Temperaturen: Die ideale Temperatur für die meisten Papageienvögel liegt zwischen 20 und 25 °C. Wenn es dauerhaft zu kalt ist, wird das Tier krank.
  • Ständige Änderungen der täglichen Routine: Papageien sind in ihren Gewohnheiten gefestigt und mögen keine Veränderungen im Tagesablauf.

Körperliche Faktoren

Stress kann sowohl eine Ursache als auch eine Folge von körperlichem Unbehagen bei Papageien sein. Ein Tier, das mit einer schmerzhaften Infektion kämpft, wird sich ständig unwohl fühlen. Allerdings kann auch Angst die Ursache für eine physiologische Erkrankung sein. In jedem Fall solltest du dem Vogel mindestens 2-3 Stunden pro Tag außerhalb seines Käfigs gestatten, damit er seine Muskeln und Flügel trainieren kann.

Ein weiterer wichtiger körperlicher Faktor sind ausgedehnte Ruhezeiten. Ein Papagei, der nicht gut schläft, wird früher oder später Anzeichen von Stress zeigen.

Mentale Faktoren

Papageien sind äußerst intelligente Tiere. Deshalb brauchen sie, wie wir bereits erwähnt haben, eine ständige geistige Stimulation. Andernfalls entwickeln sie selbstverletzendes Verhalten, Stress, Aggression oder andere negative Verhaltensweisen. Die oben erwähnten Stereotypien gehören zu den wichtigsten Anzeichen für emotionale Ängste bei diesen Vögeln.

Wenn der Papagei ein Verhaltensmuster zwanghaft und ohne Grund wiederholt, ist das immer ein ernstzunehmendes Zeichen.

Soziale Faktoren

Einige Papageienvögel, wie z. B. Unzertrennliche und Sittiche, sind soziale Tiere und leben ihr ganzes Leben lang in monogamen Paaren. Deshalb wird empfohlen, immer ein Paar im gleichen Käfig zu halten. Ähnlich verhält es sich mit größeren Arten (z. B. Graupapageien), aber auch hier musst du auf die Größe des “Geheges” achten. Wenn die Tiere nicht viel Platz haben, werden sie sich gegenseitig angreifen.

Wenn dein Papagei alleine in seinem Käfig lebt, musst du dich mindestens 2-3 Stunden am Tag mit ihm beschäftigen. Außerdem sollte er Gegenstände zur Verfügung haben, mit denen er sich die Zeit vertreiben kann, wenn du nicht da bist.

Kannst du Stress bei deinem Papagei vorbeugen?

Auch wenn sich Stress bei deinem Papagei nicht völlig vermeiden lässt, ist es wichtig, auf alle Hinweise zu achten, die dein Tier dir geben könnte. Das Wichtigste ist, plötzliche Veränderungen beim gewohnten Lebensstil so weit wie möglich zu vermeiden. Um dieses Ziel zu erreichen, ist es wichtig, die empfindlichen Punke im Allgemeinen zu kennen, bevor du Veränderungen vornimmst.

Wie du den Stress deines Papageis verringerst

Käfigplatzierung, ein wichtiger Punkt

Der Käfig eines Papageis sollte idealerweise in einem Bereich des Zimmers platziert werden, der dem Vogel einen Blick auf seine Umgebung ermöglicht. Der Standort sollte auch die Möglichkeit bieten, einen Teil des Käfigs als Rückzugsort und zur Wahrung der Privatsphäre zu nutzen, z. B. an einer Wand oder in einer Ecke des Raumes.

Bei extrem scheuen Vögeln sollte eine Seite des Käfigs teilweise mit einem Handtuch oder einer Decke abgedeckt werden, um einen Rückzugsbereich zu schaffen. Auf jeden Fall solltest du vermeiden, den Käfig mitten im Zimmer, auf dem Boden oder in lauten oder belebten Bereichen aufzustellen .

Es ist auch sehr wichtig, den Käfig nicht direkt vor ein Fenster zu stellen, da andere Vögel oder streunende Tiere deinen Papagei erschrecken könnten. Außerdem ist es an solchen Stellen meist kälter als an anderen geschützten Orten.

Ein Hauspapagei braucht seine Routine

Achte darauf, dass du eine konstante Routine beim Putzen, Füttern und bei der Pflege des sozialen Kontakts beibehalten kannst. Auch wenn es selbstverständlich erscheint: der Käfig deines Papageis sollte nachts immer zugedeckt werden. Wie wir bereits erwähnt haben, braucht ein tropischer Papagei viel Schlaf (bis zu 12 Stunden), um Stresszustände zu vermeiden.

Achte auf eine freundliche Behandlung

Bedenke auch, dass Vögel (wenn sie in freier Wildbahn Beutetiere sind) oft durch plötzliche Bewegungen und laute Geräusche aufgeschreckt werden. Deshalb musst du dich den Vögeln auf eine ruhige Art und Weise nähern und in sanftem Ton sprechen. Behalte dabei die folgenden Tipps im Hinterkopf:

  • Bewege dich langsam. Wenn dein Vogel dich angreift, weil er Angst hat oder nervös ist, kann es ihn noch mehr aufregen, wenn du dich schnell entfernst.
  • Benutze einen Stock, um ihn zu trainieren. Wenn dein Papagei nicht gerne angefasst wird, du ihm aber helfen willst, geselliger zu werden, biete ihm einen Stock anstelle deiner Hand an. Wenn du mit ihm keine Fortschritte machst, geh zu einem professionellen Tiertrainer.
  • Erschrecke das Tier nicht. Versuche nicht, es anzustarren oder mit einem Überraschungsmoment in den Käfig zu schauen. Vermeide es auch, deinen Vogel mit Mütze oder Handschuhen anzufassen, da er dich dann vielleicht nicht erkennt und sich bedroht fühlt.
  • Andere unerwünschte Gegenstände. Manche Vögel erschrecken vor Besen, Schläuchen, Kisten oder anderen unbekannten Gegenständen – noch dazu, wenn diese sich bewegen. Halte sie vom Käfig fern und nimm die Gegenstände ganz aus dem Zimmer heraus, wenn die Vögel sich frei darin bewegen.

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Es ist eine gute Idee, für Vergesellschaftung und bereichernde Aktivitäten zu sorgen

Unterhalte dich häufig mit deinem Haustier. Fordere deinen Vogel mit anregendem Spielzeug, einem Fernseher, einem Radio oder etwas anderem Spannendem heraus, um sein Interesse zu wecken. Es wird dabei häufig empfohlen, das Spielzeug und die anregenden Gegenstände jede Woche zu wechseln.

Dein Vogel profitiert auch von deiner Aufmerksamkeit, wenn du ihm mehr Zeit außerhalb seines Käfigs gibst. Während dieser Zeit kann er sich bewegen und die Flügel in ihrer ganzen Spannweite ausstrecken. Natürlich sollte der Bereich, in dem du den Vogel freilässt, sicher sein. Der Vogel sollte auch nicht in die Freiheit entkommen können. Der “Freigang” sollte mindestens 2-3 Stunden pro Tag ausmachen. Du kannst diese Zeitspanne natürlich so lange ausdehnen, wie du möchtest (wobei du die Wünsche und Schlafenszeiten des Tieres respektierst).

Als Schwarmtiere genießen Vögel die Gesellschaft und fühlen sich wohl mit Artgenossen. Monogame Tiere leben dabei bevorzugt in Paaren. Diese Vögel sollten nicht allein gehalten werden, es sei denn, es sprechen medizinische Gründe dagegen. Sollte es Probleme mit aggressivem Verhalten geben, muss man eventuell eine andere Lösung finden. Wenn du bloß einen Papagei zu Hause hast, solltest du ihm auf jeden Fall täglich so viel Aufmerksamkeit schenken, wie du nur kannst.


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