Das Verhalten von Kanarienvögeln

Das Verhalten von Kanarienvögeln zu verstehen, ist nicht nur interessant. Es hilft auch bei der Haltung und Pflege dieser heimischen Variante einer Sperlingsart.
Das Verhalten von Kanarienvögeln

Letzte Aktualisierung: 30. Dezember 2021

Diese beliebten Vögel und ihr melodiöser Gesang sind weltweit bekannt. Das Verhalten von Kanarienvögeln ist jedoch ein Fachgebiet, das über ihren Status als Ziervögel hinaus noch kaum erforscht wurde. Zum Beispiel ist ihre soziale Dynamik außerhalb eines Käfigs für die meisten Menschen immer noch ein Rätsel.

In diesem Artikel findest du einen Überblick über die Verhaltensweise des wilden Kanarienvogels. Wenn du dich schon immer gefragt hast, wie diese Vögel in freier Wildbahn leben, bist du hier genau richtig. Lies weiter!

Die Merkmale von Kanarienvögeln

Der wilde Kanarienvogel (Serinus canaria) ist ein Sperlingsvogel der Familie Fringillidae von geringer Größe (etwa 20 bis 23 Zentimeter Flügelspannweite). Im Gegensatz zu den Hauskanarienvögeln ist seine gelbliche Farbe mit braunen und schwarzen Streifen durchzogen, die es ihm ermöglichen, geschickt mit seiner Umgebung zu verschmelzen.

Der wilde Kanarienvogel ist ein Tier ohne bekannte Unterarten in freier Wildbahn. Verbreitung findet er auf Madeira, den Azoren und den Kanarischen Inseln. Er wurde auch auf den Bermudas, Hawaii und Puerto Rico eingeführt. Der sangesfreudige Vogel besiedelt eine Vielzahl von Lebensräumen und ist von Meeresniveau bis zu einer Höhe von ca. 2000 Metern anzutreffen, vor allem im halboffenen Gelände und in Wäldern.

Die Ernährung des Kanarienvogels besteht hauptsächlich aus Samen, die er am Boden sucht. In großen Höhen ernährt er sich von Früchten, Knospen und Baumknospen. Gelegentlich verzehrt er tierisches Eiweiß in Form von kleinen Insekten wie Käferlarven oder kleinen Heuschrecken.

Der Kanarienvogel brütet in der Regel 2 bis 3 Mal im Jahr, wobei die Fortpflanzungszeit im März beginnt und im Juli endet. Populationen, die in wärmeren Gebieten leben, können jedoch schon im Januar mit dem Nisten beginnen. Das Weibchen legt 3 bis 5 Eier, die es 2 Wochen lang ausbrütet. Die Küken werden 2–3 Wochen nach dem Schlüpfen selbstständig.

Die in Gefangenschaft gezüchtete Variante ist als Serinus canaria domestica bekannt und unterscheidet sich deutlich vom wilden morphologischen Typ.

Das Verhalten von Kanarienvögeln

Das Sozialverhalten von Kanarienvögeln

Kanarienvögel schließen sich in Schwärmen von bis zu 30 Tieren zusammen. Innerhalb dieser Gruppen finden sich normalerweise Paare, die einen kleinen Bereich verteidigen, in dem sie fressen und ruhen. Trotzdem sind sie keine Vögel mit einem übermäßig ausgeprägten Territorialverhalten.

Wenn die Nacht hereinbricht, machen sich die Kanarienvögel gemeinsam auf die Suche nach einem belaubten Baum, der ihnen als Schlafplatz dient. Dort trillern und flattern sie lautstark herum, bis sie sich niederlassen und dort um einen guten Schlafplatz wetteifern.

Tatsächlich schließen sich diese Vögel an Orten, an denen es reichlich Nahrung gibt, mit anderen Arten zusammen, wie z. B. mit dem Rotstirngirlitz (Serinus pusillus) oder dem Bluthänfling (Linaria cannabina). Mithilfe dieser Strategie können sie ihre Fressfeinde leichter ausfindig machen und neue Nahrungsquellen schneller finden und erschließen.

Fressverhalten

Das Fressverhalten der Kanarienvögel ist von unermüdlicher Emsigkeit geprägt: Sie verbringen die meiste Zeit des Tages auf der Suche nach Nahrung, entweder am Boden oder in den Bäumen. Obwohl sie sich in Schwärmen bewegen, haben Experten beobachtet, dass jedes Paar ein bestimmtes Gebiet auswählt und dass es durchaus zu Kämpfen kommen kann, wenn erwachsene Vögel in das Gebiet anderer Artgenossen eindringen.

Innerhalb dieser Futtersuchperioden gibt es Momente der Ruhe, in denen der Schwarm in die Bäume aufsteigt. Dort setzen die Vögel die Futtersuche fort, wenn sie können – dies aber auf eine entspanntere Art und Weise: Sie ziehen es vor, zu dösen, Kontakte zu knüpfen und sich zu putzen.

Ein weiterer Artikel zum Thema: Tipps, um einen Kanarienvogel zu füttern

Brutverhalten von Kanarienvögeln

Das Brutverhalten von Kanarienvögeln ist wahrscheinlich das am besten erforschte Gebiet. Das allgemeine Interesse liegt auf ihrem schönen und komplexen Gesang. Ihr Balzverhalten steht in direktem Zusammenhang mit den Tönen, die das Männchen von sich gibt, wie du weiter unten genauer lesen kannst.

Wenn die Brutsaison beginnt, konkurrieren die Männchen um die Weibchen und bilden dabei Paare, die während dieser Zeit stabil bleiben. Um auf sich aufmerksam zu machen, nutzen sie ihren Gesang und eine bestimmte Pose, bei der sie sich nach oben strecken und sich vor dem Weibchen an den Ästen entlang bewegen.

Während das Weibchen für das Ausbrüten der Eier zuständig ist, versorgt das Männchen sie mit Nahrung. Da Kanarienvögel in ihrer natürlichen Umgebung keine ausgeprägten territorialen Tiere sind, ist es üblich, dass sich mehrere Paare einen Brutplatz teilen. Sie bauen ihr schalenförmiges Nest normalerweise in den Ästen von Bäumen oder Büschen.

Der Kanarienvogel geht dem Nestbau nach, indem er ein dichtes Netz aus feinen Ästen, Wurzeln, Flechten und Moos webt. Außerdem kleidet er das Innere mit Federn und Tierhaaren aus, um es für die Jungen komfortabler und wärmer zu gestalten.

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Der Gesang des Kanarienvogels

Der Gesang des Kanarienvogels besteht aus einer hochkomplexen Aneinanderreihung von Trillern und Zirp-Lauten. Obwohl die Tonlage bei allen männlichen Exemplaren genetisch bedingt ähnlich zu sein scheint, gibt es viele Faktoren, die zusätzlich einen individuellen Gesangsstil beeinflussen:

  • Lernen vom männlichen Elternvogel: Der Gesang dieses Vogels ist in der vergleichenden Psychologie untersucht worden, weil es Parallelen zum menschlichen Spracherwerb gibt. Es scheint, dass die Küken den Gesang lernen, indem sie sich den Gesang des männlichen Elternvogels und anderer männlicher Vögel in der Nähe abschauen.
  • Lernen während der Balzzeit: Auch die Weibchen haben erfahrungsbedingte Vorlieben, wenn es darum geht, den Gesang eines Männchens einem anderen vorzuziehen. Die Männchen wiederum perfektionieren ihren Gesang, um so viele Weibchen wie möglich anzulocken.
  • Umweltgeräusche: In einem Experiment, das in Gefangenschaft durchgeführt wurde, konnten die Vorlieben der Weibchen beeinflusst werden, indem sie schon früh Aufnahmen von verschiedenen Rufen und Gesängen vorgespielt bekamen.

Der komplexe Gesang der Kanarienvögel hat einen eindeutig hormonellen Auslöser, was erklärt, warum nur Männchen in der Lage sind, ihn anzustimmen. Auch die Weibchen geben bestimmte Laute von sich, die aber viel einfacher gestaltet sind.

Ein weiterführender Artikel zum Thema: Wissenswertes über die Zucht von Kanarienvögeln

Das Verhalten von Kanarienvögeln

Wie du siehst, legen diese Sperlingsvögel ein interessantes Verhalten an den Tag. Lass dich von den kleinen Vögeln nicht täuschen: Sie bemühen sich, unbemerkt zu bleiben, aber wenn du die Gelegenheit hast, sie eine Weile zu beobachten, wirst du eine ganze Welt voller wundersamer Kuriositäten entdecken.


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