Das Verhalten von Nymphensittichen

Obwohl die Tiere klein sind, ist das Verhalten von Nymphensittichen vielschichtig. Du solltest dir dessen bewusst sein, um eine gute Beziehung zu den Vögeln aufzubauen.
Das Verhalten von Nymphensittichen

Letzte Aktualisierung: 04. November 2022

Hast du Interesse daran, das Verhalten von Nymphensittichen zu erforschen? Diese Vögel sind eine unerschöpfliche Quelle der Unterhaltung und geben eine gute Gesellschaft ab. Allerdings ist der Nymphensittich ein sensibler, geselliger und psychologisch komplexer Vogel. Um mit ihm zu leben, musst du wissen, wie du sein Verhalten richtig interpretieren kannst. Andernfalls kann es zu verschiedenen Störungen kommen.

Jeder Nymphensittich hat seine eigene Persönlichkeit und seine besonderen Eigenheiten, wenn es darum geht, sich „mitzuteilen“. In diesem Artikel findest du die grundlegenden Kommunikations-Merkmale für jedes Exemplar dieser Art. Alle Tiere, die in der freien Natur sind, zeigen dieselben Verhaltensmuster. Möchtest du mehr darüber erfahren?

Was ist typisch für den Nymphensittich?

Der Nymphensittich (Nymphicus hollandicus), auch Kakadusittich oder Nymphenschwanzkakadu genannt, ist eine Papageienart aus der Familie der Kakadus. Es ist wichtig zu wissen, dass er die einzige Art seiner Gattung (Nymphicus) ist.

Nymphensittiche sind auf dem australischen Kontinent weit verbreitet, vor allem im Inlandsbereich. Sie leben nomadisch und bevorzugen offene Gebiete mit Wasserflächen oder bewaldete Gebiete, die nicht zu dicht besiedelt sind. Außerdem wandern Nymphensittiche vom Norden in den Süden des australischen Kontinents und suchen das ganze Jahr über nach stabilen Wetterverhältnissen.

Diese Vögel haben eine durchschnittliche Lebenserwartung von etwa 15 Jahren. Ihre ungefähre Größe beträgt 10 bis 12 Zentimeter, wenn man den Schwanz mitzählt, und sie werden bis circa 100 Gramm schwer. Aufgrund dieser Zahlen können wir sagen, dass es sich um die kleinste Kakadu-Art handelt, die es gibt.

Die Lieblingsnahrung der Kakadus sind Samen unterschiedlicher Gräser, die sie vom Boden auflesen und mit ihrem gebogenen Schnabel leicht schälen können. Sie fressen diese Samen auch auf den Ästen zusammen mit anderen Pflanzen. Das kommt daher, dass die Vögel leichte Beute für Räuber sind. Die Baumkronen bieten nicht nur Nahrung, sondern auch Schutz vor Raubtieren aus der Luft.

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Der Charakter der Nymphensittiche

Nymphensittiche sind sehr gesellige Vögel, die Schwärme von mehr als 100 oder sogar 1000 Exemplaren bilden. Da sie Beutetiere sind, verhalten sie sich misstrauisch und sensibel und neigen dazu, eher zu flüchten, als zu kämpfen.

Die Vögel „unterhalten“ sich lautstark miteinander. Auch Warnrufe und Kontaktschreie gehören zu ihrem täglichen Umgang im Schwarm. Daher ist es sinnlos, die Tiere zur Ruhe zu „ermahnen“, wenn sie mit Menschen zusammenleben. Nymphensittiche finden dieses Verhalten wahrscheinlich „amüsant“ und schreien folglich umso mehr.

Schließlich solltest du beachten, dass die Vögel von Natur aus neugierig und sehr intelligent sind. Sie untersuchen gerne alles, was in ihrer Reichweite ist, und sind immer auf der Suche nach neuen Reizen. In Gefangenschaft können sie sogar psychische Probleme entwickeln, wenn sie nicht genügend Abwechslung in ihrer Umgebung vorfinden.

Das Verhalten von Nymphensittichen

Wie kommunizieren Nymphensittiche?

Die Sprache des Nymphensittichs hat zwei Hauptbestandteile: verbal und nonverbal. Die erste besteht aus verschiedenen Lautäußerungen:

  • Kontaktrufe: Die Vögel rufen einander und antworten sich, um sicherzustellen, dass es allen Schwarm-Mitgliedern gut geht.
  • Schreie: Dadurch drücken die Tiere oftmals Wut aus, die von Drohgebärden begleitet wird.
  • Hochfrequente Schreie: Dies kann ein Anzeichen von Stress, Angst oder Schmerz sein. Die Schreie dienen als Warnung für den Rest des Schwarms vor möglichen Gefahren.
  • Gesang und Zwitschern vor der Paarung: In der Balzzeit werden vom Männchen exklusive, individuelle Laute von sich gegeben, die sich sogar verändern können.
  • Schnattern: Darunter fallen leise Laute, die Nymphensittiche von sich geben, wenn sie sich mit einem Partner wohlfühlen. Das Schnattern kann durchaus eine Weile dauern und signalisiert in der Regel entspannte Gelassenheit.
  • Zischen: Dies ähnelt dem Fauchen einer Katze, dem normalerweise ein Hacken mit dem Schnabel vorausgeht. Es ist ein Warnzeichen.

Was macht die Kommunikation der Tiere besonders?

Die Intensität und die Tonlage dieser Laute variieren je nach der emotionalen „Ladung“, die der Nymphensittich mit seiner Botschaft vermitteln möchte. Um diese richtig zu interpretieren, muss sie mit den verschiedenen Bewegungen und Körperhaltungen des Vogels kombiniert werden. Wir geben dir hierzu einige nützliche Informationen an die Hand:

  • Haube: Dies ist ein klarer Indikator für den Grad der emotionalen „Ladung“ des Nymphensittichs. Je höher die Haube aufgerichtet ist, desto aufgeregter wirkt der Vogel. Dabei ist es allerdings wichtig, den Grund dafür zu erkennen – dies kann Angst, Freude, Interesse oder Reizbarkeit sein.
  • Federn: Abhängig von weiteren Verhaltensweisen können gesträubte Federn ein Zeichen für Entspannung, Krankheit oder einen drohenden Angriff sein. Wenn die Federn „am Körper kleben“, haben die Vögel normalerweise Angst.
  • Flügel: Das Spreizen der Flügel in Form eines Herzens gehört zum Balzritual der Männchen. Wenn sie die Flügel ganz öffnen, kann das ein Zeichen für Aggressivität oder territorialem Verhalten sein.
  • Körperhaltung: Hier gibt es eine enorme Bandbreite – beispielsweise den Kopf zum Schlafen unter einen Flügel stecken über den Putzvorgang bis hin zum freudigen Hüpfen. Wenn Nymphensittiche kopfüber am Ast hängen, drücken sie damit territoriales Verhalten aus.
  • Kopf: Wenn sie sich ihrem Partner mit gesenktem Köpfchen nähern, bedeutet das in der Regel, dass das Tier Aufmerksamkeit und Federpflege möchte. Aufrechtes Stehen hingegen kann eine Drohgebärde darstellen – um größer zu erscheinen – oder Überraschung und Angst anzeigen.
  • Pupillen: Geweitete Pupillen deuten auf Irritation und einen möglichen Angriff hin.

Das Verhalten von Nymphensittichen

Die drei „Hauptsäulen“ des Verhaltens von Nymphensittichen sind Geselligkeit, Intelligenz und Kommunikation. Sie verbringen die meiste Zeit des Tages damit, nach Futter zu suchen, aber bei so vielen Tieren in einem Schwarm müssen Nymphensittiche sich gut koordinieren. Aus diesem Grund wird bei Ressourcenknappheit oft auf die Hierarchie innerhalb des Schwarms gesetzt.

Das Verhalten von Nymphensittichen bei der Fortpflanzung

Nymphensittiche sind monogam und gehen auch außerhalb der Brutzeit stabile Beziehungen mit demselben Partner ein. So sparen die Vögel sich den enormen Energieaufwand, den sie ansonsten jedes Jahr für die Suche nach einem Brutpartner aufbringen müssten. Bevor die Paarung beginnt, zeigen beide Geschlechter bestimmte rituelle Verhaltensweisen, wie zum Beispiel die folgenden:

  • Weibchen stoßen tiefe Piepser aus, während sie ihre Schwanzfedern aufrecht halten. Damit zeigen sie, dass sie zur Kopulation bereit sind.
  • Die Männchen zeigen eine größere Vielfalt an Verhaltensweisen: Ihre Lautäußerungen sind viel intensiver, mit komplexeren und liedartigen Pfiffen. Sie begleiten diese Laute mit einem Tanz, bei dem sie mit aufrecht gehaltenen Schwingen laufen und dabei schnell mit dem Schnabel auf eine Oberfläche schlagen. Außerdem inspizieren sie die Höhle, in der sie das Nest anlegen werden.

Die Brutzeit und die Brutpflege der Jungen werden von beiden Geschlechtern zu gleichen Teilen übernommen. Sobald die Küken geschlüpft sind, bringen die Elterntiere abwechselnd Futter und lassen das Nest nie allein. Tatsächlich wirkt sich der Erfolg des Paares bei der Aufzucht der Jungvögel bis zu ihrem Erwachsenenalter direkt auf die Stabilität ihrer Beziehung aus.

Das Verhalten von Nymphensittichen bei Krankheit

Jedes Verhalten eines Nymphensittichs, das ungewöhnlich ist und plötzlich auftritt, wird als abnormal betrachtet. In der Regel ist dies ein Symptom für eine körperliche oder psychische Krankheit, die oft in engem Zusammenhang mit Stress und Ängsten steht, vor allem in Gefangenschaft. Die häufigsten Anzeichen für psychischen Stress sind die folgenden:

  • Stereotypien: Sich wiederholende Bewegungen ohne erkennbare Funktion.
  • Picken: Der Vogel rupft seine eigenen Federn – oder die eines Artgenossen – und hinterlässt kahle Stellen am Körper. Es unterscheidet sich vom normalen Ausfallen der Federn dadurch, dass in diesem Fall die Federn im Kopfbereich nicht gerupft werden, weil das Tier diese nicht erreichen kann.
  • Ständiges Schreien: Das sind keine normalen Rufe nach Aufmerksamkeit, sondern laute Schreie, die nicht aufhören. Dies kann auch ein Zeichen für körperliche Schmerzen oder Krankheit sein.
  • Plötzliche oder stärkere Aggression oder Angst als der Vogel normalerweise zeigt.
Das Verhalten von Nymphensittichen

Die Haltung dieser Vögel in Gefangenschaft ist bei richtiger Pflege möglich, da Nymphensittiche nicht vom Aussterben bedroht sind. Allerdings ist die Häufigkeit von psychischen Problemen, die mit dem Freiheitsentzug einhergehen, hoch – auch wenn du dabei die besten Absichten hegst. Bevor du die Adoption eines Nymphensittichs in Erwägung ziehst, solltest du daher genau prüfen, ob das Tier bei dir ein erfülltes und glückliches Leben führen kann.


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