Was ist eine Schirmspezies?

Eine Schirmspezies schützt alle Arten, mit denen sie im Rahmen der Erhaltungsarbeit verbunden ist. Hier erfährst du mehr zu diesem Thema.
Was ist eine Schirmspezies?
Sara González Juárez

Geprüft und freigegeben von der Psychologin Sara González Juárez.

Geschrieben von Sara González Juárez

Letzte Aktualisierung: 30. März 2023

Naturschutz ist ein heikles Thema, da er mit einer Vielzahl von Faktoren zu tun hat, die nur schwer zu kontrollieren und nicht nur auf die zerstörerischen Handlungen des Menschen zurückzuführen sind. So sind viele Versuche, ein Ökosystem wiederherzustellen, gescheitert, weil dabei andere Aspekte aus dem Gleichgewicht geraten sind. Hier kommen die Schirmspezies ins Spiel.

Möglicherweise hast du schon anhand des Begriffs Schirmspezies eine Vorstellung von ihrer Funktion: Der Schutz ihres Lebensraumes trägt automatisch zum Schutz aller darin vorkommenden Tiere und Pflanzen bei. In diesem Artikel sprechen wir über diese sehr effiziente Strategie zum optimalen Einsatz von Anstrengungen und wirtschaftlichen Mittel. Lies einfach weiter, um mehr darüber zu erfahren!

Was ist eine Schirmspezies?

Schirmspezies - Lynx pardinus
Lynx pardinus

Als Schirmspezies bezeichnet man die Arten, die im Mittelpunkt der Bemühungen zur Erhaltung eines Ökosystems stehen. Denn der Schutz einer bestimmten Art wirkt sich auch positiv auf andere Arten in demselben Lebensraum aus. 

Der Begriff ist nicht neu: Er wurde 1984 an der Stanford University geprägt und wird definiert als “eine Art, deren Mindestflächenbedarf mindestens so hoch ist wie der Rest der Gemeinschaft, die geschützt werden soll”.

Daher werden Schirmspezies nicht so sehr aufgrund ihrer Funktion im Ökosystem ausgewählt (was ebenfalls zutrifft), sondern wegen ihrer Bedürfnisse. Mit anderen Worten: Es handelt sich um Arten, deren Bedürfnisse breit gefächert und komplex sind, sodass auf vielen Ebenen eingegriffen werden muss, um ihr Überleben zu sichern.

Voraussetzungen für die Einstufung einer Art als Schirmspezies

Vor der Ausarbeitung eines Erhaltungsplans ist die Untersuchung des Ökosystems unerlässlich. Die Ermittlung der Wechselbeziehungen zwischen den Arten offenbart daher auch deren Bedürfnisse und damit die Kriterien, nach denen eine Art als “Schutzschirm” für die anderen betrachtet werden kann. Die Kriterien sind folgende:

  • Das von der Schirmspezies benötigte Gebiet muss groß genug sein, um die Gebiete anderer zu schützender Arten einzuschließen.
  • Die Stellung der Schirmspezies in der Nahrungskette muss für die Kontrolle der Populationen von Bedeutung sein.
  • Die Seltenheit der Art sowie ihr Erhaltungszustand und ihr eigenes Aussterberisiko sind ebenfalls Kriterien, die zu berücksichtigen sind.
  • Die Art spielt eine wichtige Rolle als Konkurrent oder Fressfeind für andere Arten. Diese Verhaltensaspekte sollten im Auswahlverfahren nicht außer Acht gelassen werden

Wann kommt diese Strategie zur Anwendung?

Die Auswahl von Schirmspezies ist nicht nur für die Optimierung von Erhaltungsmaßnahmen sehr hilfreich, sondern hat auch andere nützliche Anwendungen. Dazu gehören die folgenden:

  • Suche nach optimalen Standorten für die Einrichtung von Naturschutzgebieten
  • Eingehende Untersuchung der Zusammensetzung von Ökosystemen und ihrer Struktur
  • Schaffung von ökologischen Korridoren zur Verbindung fragmentierter Lebensräume
  • Durchführung von Bestandsaufnahmen der Flora und Fauna
  • Ermittlung der geografischen Gebiete, in denen dringender Handlungsbedarf besteht

Die Konzentration der Bemühungen auf die Erhaltung einer übergeordneten Art ist ein sehr wirksames Mittel, um mehrere Arten in kurzer Zeit zu schützen.

Beispiele für Schirmspezies

Wenn wir Spanien als Beispiel nehmen, ist die bekannteste Schirmspezies der Iberische Luchs (Lynx pardinus), gefolgt vom Kaiseradler. Beide Arten haben einen Einfluss auf kleine Tierpopulationen wie Insekten und Amphibien, aber auch auf Pflanzen. Die Epidemien der Myxomatose und der viralen hämorrhagischen Krankheit, unter denen das iberische Kaninchen litt, hatten schwerwiegende Auswirkungen auf seine Erhaltung (da es ein wichtiger Bestandteil ihrer Ernährung ist).

Daher war die Auswilderung von Kaninchen zur Wiederbesiedlung der mediterranen Wälder Teil des Erhaltungsplans für den Iberischen Luchs und den Kaiseradler. Um häufige Verkehrsunfälle zu vermeiden, wurde außerdem eine Vielzahl von Unterführungskorridoren angelegt, die auch von anderen Arten genutzt werden.

Aber diese Strategie kommt auch in vielen anderen Ökosystemen zur Anwendung. Hier sind einige Beispiele für weitere Schirmspezies:

  • Säugetiere: Jaguar (Panthera onca), Andenbär (Tremarctos ornatus), Tapir (Tapirus terrestris), Spitzmaulnashorn (Diceros bicornis) und die Seekuh (Gattung Trichechus).
  • Vögel: Steinadler (Aquila chrysaetos), Westliches Auerhuhn (Tetrao urogallus), Fleckenkauz (Strix occidentalis) und der Magellanspecht (Campephilus magellanicus).
  • Reptilien: Orinoco-Krokodil (Crocodylus intermedius), Echte Karettschildkröte (Eretmochelys imbricata) und die Arrau-Schienenschildkröte (Podocnemis arrau).
Schirmspezies - Tapirus terrestris.
Tapirus terrestris

Wie du siehst, beschränkt sich der Artenschutz nicht nur darauf, die Anzahl der Tiere oder Pflanzen einer bestimmten Art zu erhöhen, sondern er berücksichtigt das gesamte Ökosystem. Und das ist auch kein Wunder, denn alles in der Natur ist miteinander verbunden und aufeinander abgestimmt, sogar wir mit unserer Invasivität. Deshalb wollen wir mit einer Aussage abschließen, die in diesem Zusammenhang häufig zitiert wird: Wer sich um sie kümmert, kümmert sich um uns.


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