Rhinopneumonitis bei Pferden: Ursachen und Symptome
Geschrieben und geprüft von dem Tierarzt Daniel Aguilar
Obwohl jede Erkrankung eines Tieres vom Tierhalter ernst genommen werden muss, gibt es einige Pathologien, die aufgrund ihrer Eigenschaften tendenziell aggressiver sind als andere. Die Rhinopneumonitis bei Pferden ist eine der schwerwiegendsten Erkrankungen in der Welt der Pferde.
Pferde können sehr anfällig für akute Erkrankungen werden, die wiederum zu Folgekomplikationen führen und lebensbedrohlich sein können. Daher ist es sehr wichtig, dass du weißt, wie du diese Erkrankungen rechtzeitig erkennen kannst und wie du dich verhalten solltest, um Infektionen und weitere Komplikationen zu vermeiden. In unserem heutigen Artikel wollen wir dir erklären, was Rhinopneumonitis bei Pferden ist, welche Symptome auftreten und wie du dich verhalten solltest.
Wird Rhinopneumonitis bei Pferden durch ein Virus verursacht?
Rhinopneumonitis bei Pferden ist eine Viruserkrankung. Obwohl diese Infektion sehr häufig bei Pferden auftritt, kann sie außerdem auch Esel und Maultiere befallen.
Der Erreger der Rhinopneumonitis bei Pferden ist ein equines Herpesvirus der Familie Herpesviridae und der Gattung Varicelovirus. Die Inkubationszeit ist sehr kurz und das Tier hat innerhalb der ersten 24 bis 48 Stunden nach der Infektion Fieber. In den nächsten 5 bis 7 Tagen treten die anderen klinischen Symptome auf.
Da es sich um ein sehr resistentes Virus handelt, kann es – unter idealen Bedingungen – in der Umwelt bis zu einem Monat überleben. Daher ist die richtige Haltung von Pferden und eine angemessene Hygiene in den Stallungen ein wichtiger Schlüssel, um dieses Herpesvirus zu kontrollieren.
Unterschiede zwischen EVH-1 und EVH-4
Es gibt 2 Subtypen des equinen Herpesvirus, die beide die Rhinopneumonitis bei Pferden verursachen. Jedes dieser Viren löst eine Reihe unterschiedlicher Reaktionen und Symptome aus. Nachfolgend zeigen wir dir kurz die wichtigsten Merkmale und Unterschiede der beiden Virustypen auf:
HVE-1
Dieses Virus verursacht eine schwere Atemwegserkrankung, die vor allem junge Pferde betrifft. Darüber hinaus verursacht es auch Fehlgeburten ab dem siebten Schwangerschaftsmonat und führt zu einer hohen Sterblichkeit bei neugeborenen Fohlen. Des Weiteren treten bei diesem Virustyp auch häufig Erkrankungen wie Myeloenzephalopathie auf, begleitet von nervösen Symptomen als Reaktion auf eine Schädigung des zentralen oder peripheren Nervensystems.
Einige der Symptome, die sich bei Tieren manifestieren können, die mit dieser Art des Herpesvirus infiziert sind, sind Schwäche, Atonie der Harnblase, Ataxie und abnormale Bewegungen. Wenn du derartige Symptome bei einem Pferd bemerkst, musst du es sofort von den anderen Tieren trennen. Des Weiteren musst du umgehend einen Tierarzt konsultieren, um eine mögliche Infektion der übrigen Pferde zu verhindern.
HVE-4
Diese Virusvariante scheint etwas weniger aggressiv als HVE-1 zu sein. Die Form der Rhinopneumonitis, die diese Variante bei Pferden verursacht, führt in der Regel zu einer leichten Atemwegserkrankung und in einigen Fällen auch zu Fehlgeburten. Des Weiteren gelangt dieses Virus über die Atemwege in den Körper des Pferdes. Dort vermehrt es sich in der Nasenhöhle, im Rachen, in der Luftröhre, in der Schleimhaut und im lokalen Lymphgewebe.
Symptome einer Rhinopneumonitis bei Pferden
Wie wir bereits erwähnt haben, treten bei der Rhinopneumonitis bei Pferden keine eindeutig auf diese Krankheit zurückzuführenden Symptome auf, weshalb die Diagnose nicht in jedem Fall einfach ist. Dennoch lässt sich feststellen, dass folgendes klinische Bild bei den meisten Patienten mit dieser Pathologie beobachtet werden kann:
- Husten
- Lethargie
- Schleimige Verstopfung der Atemwege
- Fieber
- Entzündung der Lymphknoten, Luftröhre und Bronchien
- Wässriger Nasenausfluss
- Anorexie
Lungenentzündung bei Fohlen
Bei erwachsenen Pferden treten außer serösem Schleim in der Regel keine weiteren Komplikationen auf. Fohlen sind jedoch am stärksten von der equinen Rhinopneumonitis betroffen.
Die akuten Symptome beginnen mit Fieber, reichlich Ausfluss aus den Nasenlöchern – zuerst serös und später schleimig –, Konjunktivitis und Tränenfluss. Darüber hinaus sind geschwollene Lymphknoten und übermäßiger Husten ebenfalls häufige klinische Symptome.
Außerdem sind die Kapillaren der Atemwege sehr oft von einer Virusinfektion betroffen. Manchmal sind die Verletzungen der Atemwege so schwerwiegend, dass sie zu schwerem Atemversagen führen können. In diesen Fällen versterben die erkrankten Pferde in der Regel.
Des Weiteren sind neugeborene Fohlen – wenn die Mutter während der Trächtigkeit eine equine Rhinopneumonitis hatte – in der Regel schwach, krank, können nicht säugen und leiden unter ausgeprägter Atemnot. Die Sterblichkeit erreicht in diesen Fällen 100%, so dass die Lebensfähigkeit dieser Fohlen praktisch bei Null ist.
Wenn keine sekundäre bakterielle Infektion vorliegt, ist die Prognose in der Regel günstig. In diesem Fall erholt sich das Fohlen innerhalb von 2 bis 3 Wochen.
Fehlgeburten
Das Virus kann über die Atemwege in die Blutzellen eindringen. Es wandert durch den Kreislauf, bis es die Gebärmutter der Mutter erreicht. Dort entstehen aufgrund der zunehmenden Viruslast zahlreiche Thromben. Darüber hinaus ist auch der Fötus einer infizierten schwangeren Stute betroffen, da bei dem Tier ebenfalls nekrotische Bereiche entstehen.
Je höher die Zahl der auftretenden Thromben ist, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass die erforderliche Blutzirkulation nicht aufrechterhalten werden kann. Infolgedessen löst sich die Plazenta ab, was wiederum eine Fehlgeburt auslöst. Insbesondere Stuten zwischen dem siebten und elften Trächtigkeitsmonat verlieren auf diese Weise häufiger ihre ungeborenen Fohlen.
Neurologische Symptome
Bei der Rhinopneumonitis bei Pferden kann das Virus in verschiedene Teile des Körpers wandern und manchmal das Nervensystem erreichen. In der Folge können bei Pferden verschiedene neurologische Symptome auftreten, unter anderem Harninkontinenz, Störungen bei der Bewegungskoordination, Unfähigkeit zu stehen, Zungenlähmungen und Stuhlretention.
Wie wird Rhinopneumonitis bei Pferden diagnostiziert?
Da es sich um eine Krankheit handelt, deren Symptome anderen Pathologien sehr ähnlich sein können, muss der Tierarzt verschiedene Instrumente verwenden, um eine endgültige Diagnose zu stellen. Zuerst einmal muss er die DNA oder das Antigen des Virus identifizieren. Darüber hinaus untersucht er Proben wie Nasen-Rachen-Abstriche, tracheobronchiale Spülungen und die Ausscheidungen des erkrankten Pferdes.
Der nützlichste Test zum Nachweis der verschiedenen Herpesviren, die Rhinopneumonitis bei Pferden verursachen, ist die Polymerase-Kettenreaktion (PCR). Daher führen Tierärzte häufig eine Isolierung des Virus durch, indem sie eine Kultur des infizierten tierischen Gewebes anlegen und diese mittels der ELISA-Technik zum Nachweis von Antikörpern untersuchen.
Bei einem PCR-Test wird die genetische Information des Virus, die in der Probe des erkrankten Pferdes vorhanden ist, amplifiziert.
Rhinopneumonitis bei Pferden in Europa
Ende Februar 2021 waren Turnierpferde von einem großen Ausbruch von Rhinopneumonitis betroffen, der in einem Reitsportzentrum in Valencia (Spanien) seinen Ursprung hatte. Daher beschloss der Königliche Spanische Reitsportverband, alle Aktivitäten auszusetzen und forderte Tierärzte auf, eine epidemiologische Untersuchung des Ausbruchs durchzuführen.
Aufgrund der Todesfälle, die dieser Ausbruch mit sich gebracht hat, hat der Internationale Reitsportverband diesen Ausbruch von Rhinopneumonitis bei Pferden als den schwersten seit Jahrzehnten in Europa eingestuft.
Die besten Maßnahmen, um das Auftreten und die Ausbreitung des Virus zu verhindern und zu kontrollieren, bestehen darin, die erkrankten Pferde zu isolieren, das Stressniveau zu verringern und die Pferde vorbeugend zu impfen. Du darfst nicht vergessen, dass die Rhinopneumonitis bei Pferden hochgradig ansteckend ist. Es liegt also in deiner Hand, deine Tiere vor dieser Erkrankung zu schützen. Daher solltest du verantwortungsbewusst handeln und die Behörden informieren, wenn deine Pferde daran erkranken.
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