Die gefährlichsten Tiere Lateinamerikas

Lateinamerika ist die Region mit der größten Artenvielfalt der Welt und zeichnet sich durch seine Vielfalt an Tier- und Pflanzenarten aus. Allerdings gibt es dort auch die tödlichsten und gefährlichsten Wildtiere für den Menschen.
Die gefährlichsten Tiere Lateinamerikas
Sebastian Ramirez Ocampo

Geschrieben und geprüft von dem Tierarzt und Zootechniker Sebastian Ramirez Ocampo.

Letzte Aktualisierung: 29. Juni 2023

Lateinamerika beherbergt etwa 60 % der Land- und Wassertiere der Welt. Auf Länder wie Brasilien und Kolumbien entfallen 15 % bzw. 10 % der weltweiten Artenvielfalt. Obwohl es in einigen Gebieten noch unbekannte Arten gibt, wie zum Beispiel im Amazonasgebiet, sind bestimmte Tiere dafür bekannt, dass sie eine echte Bedrohung für das Leben eines Menschen darstellen. Im folgenden Artikel stellen wir dir die gefährlichsten Tiere Lateinamerikas vor, klassifiziert nach der Anzahl der menschlichen Todesfälle, die sie pro Jahr verursachen.

1. Die gefährlichsten Tiere in Lateinamerika: Die Bananenspinne

Diese Gattung von Spinnentieren, die auch als Phoneutria bekannt ist, umfasst 8 verschiedene Arten und gilt als eine der giftigsten Spinnen der Welt und damit als eines der gefährlichsten Tiere Lateinamerikas.

Nach mehreren Untersuchungen wurde festgestellt, dass einige Arten ein kleines Säugetier mit nur 0,006 mg ihres Nervengifts töten können. Das einzig Gute daran ist, dass sie ihr Gift anscheinend nicht besonders gut injizieren können!

Außerdem sind Bananenspinnen ziemlich groß und werden bis zu 17 cm lang. Sie zeichnen sich durch ihr aggressives Verhalten aus, denn sie neigen dazu, jede Bedrohung abzuwehren.

Bananenspinnen ernähren sich von Reptilien, Amphibien und Insekten, obwohl sie auch beispielsweise Säugetiere wie Mäuse jagen können. Man findet sie in den Dschungelgebieten Südamerikas, in Ländern wie Brasilien, Kolumbien, Peru und Venezuela.

2. Anakonda

Als größte Schlange der Welt kann dieses prächtige Tier über 10 Meter lang und mehr als 2 Tonnen schwer werden. Obwohl sie kein Gift hat, jagt diese Schlange ihre Beute mit der Würgemethode. Dabei verengt das muskulöse Tier seine Körperschlingen so lange beim Ausatmen des Beutetieres, bis die Beute schließlich an einem Herz-Kreislauf-Versagen stirbt. Die Anakonda ist ein Fleischfresser, der sich von großen und kleinen Säugetieren, Vögeln und anderen Reptilien ernährt.

Die Würgeschlange schwimmt sehr gut und jagt ihre Beute am liebsten im Wasser, da sie sich an Land eher langsam bewegt. Obwohl sie Menschen nicht instinktiv angreifen, sind Anakondas gefährliche Tiere, da es Fälle gegeben hat, in denen sie einen Menschen komplett verschlungen haben. Sie leben normalerweise in tropischen Dschungeln, Sümpfen und Savannen in Ländern wie Venezuela, Brasilien und Kolumbien.

3. Die gefährlichsten Tiere in Lateinamerika – Der Bullenhai

Der Bullenhai (Carcharhinus leucas) ist in allen tropischen Gewässern der Erde zu finden. In Lateinamerika findet man ihn im Amazonas, im Cocibolca-See in Costa Rica und im Atlantik, von den Antillen über Kolumbien und Venezuela bis nach Brasilien.

Dieser Hai kann hell- oder dunkelgrau sein und ist am Bauch weiß gefärbt. Es gibt Berichte über Begegnungen mit Bullenhaien, die bis zu vier Meter lang und über 300 Kilogramm schwer sind.

Im Verhalten ist der Bullenhai aggressiv; er ist ein aktiver Jäger. Das Tier ernährt sich von Fischen oder anderen Tieren wie Delfinen, Schildkröten und Vögeln. Der Bullenhai hat eine Besonderheit, die ihn innerhalb seiner Art einzigartig macht. Er hat nämlich die Fähigkeit, sich in Süßwassergebieten aufzuhalten und dort lange Zeit zu bleiben. Dies gelingt ihm dank der Speicherung von Salz und Osmoregulation durch spezielle Drüsen, die Nieren und die Leber.

Bullenhaie gelten neben dem Tigerhai und dem Weißen Hai als sehr gefährliche Tiere für den Menschen.

4. Afrikanisierte Honigbiene

Das Auftreten der Afrikanisierten Honigbiene, die landläufig auch Killerbiene genannt wird, geht auf die 1950er Jahre zurück, als einige Imker Bienenköniginnen vom afrikanischen Kontinent nach Brasilien brachten. Dies geschah mit der Absicht, den Honigertrag zu steigern.

Die damalige Kreuzung zwischen Bienenköniginnen und einheimischen Bienen führte zu einer Vermischung der genetischen Informationen von europäischen Honigbienen und afrikanischen Bienen. Diese Kreuzung führte zu stärkeren, widerstandsfähigeren und aggressiveren Insekten. Leider entkamen diese Hybriden und verbreiteten sich schnell in ganz Amerika.

Afrikanisierte Honigbienen greifen schnell an, wenn sie gestört werden, und verfolgen ihr Opfer bis zu vierhundert Meter von ihrem Bienenstock entfernt. Sie können gefährliche Tiere sein, denn ihr Stich kann sich für überempfindliche Menschen tödlich auswirken. Und selbst Menschen, die nicht überempfindlich sind, können, wenn sie von vielen Bienen gestochen werden, einen anaphylaktischen Schock bekommen und sterben.

5. Die gefährlichsten Tiere in Lateinamerika – Jararaca-Lanzenotter

Die Jararaca, oder bei den Einheimischen Yarará genannt, ist eine mittelgroße Schlange, eine hochgiftige Grubenotter, mit einem robusten Körper, der bis zu 1,5 Meter lang werden kann. Sie ist dunkelbraun gefärbt und hat geometrisch anmutende Zeichnungen auf ihrem Körper. Die Jararaca-Lanzenotter ist eine nachtaktive Schlange, die normalerweise kleine Nagetiere wie Mäuse jagt. Das Reptil bewohnt in der Regel felsige und feuchte Gebiete, ist aber auch auf Weiden und Plantagen anzutreffen.

Diese Grubenotter ist hochgiftig und dafür bekannt, dass sie in lateinamerikanischen Ländern wie Brasilien zahlreiche Schlangenbisse verursacht. Man findet sie vor allem im Süden Brasiliens sowie im Norden von Paraguay und Argentinien.

6. Spitzkrokodil

Das Spitzkrokodil (Crocodylus acutus) ist eines der größten Reptilien im Tierreich und kann bis zu 7 Meter lang und 500 Kilogramm schwer werden. Sein Kopf ist schmal und lang und sein Körper wird von harten, hellen Schuppen geschützt. Der amerikanische Vertreter aus der Familie der Echten Krokodile ernährt sich hauptsächlich von Säugetieren, Vögeln und Fischen.

Man findet das Spitzkrokodil in Lateinamerika, vorwiegend in Venezuela und Peru. In anderen Ländern der Region sind seine Bestände aufgrund der wahllosen Bejagung zurückgegangen. Diese Situation hat dazu geführt, dass man das Spitzkrokodil zu einer gefährdeten Art erklärte.

Obwohl nur wenige Fälle von Angriffen auf Menschen gemeldet wurden, können Begegnungen mit diesem Tier gefährlich sein und tödlich verlaufen.

7. Die gefährlichsten Tiere in Lateinamerika – Vampirfledermaus

Als einziges fliegendes Säugetier, das sich ausschließlich von Blut ernährt, ist die Vampirfledermaus ein kleines Tier mit kurzem Fell. Die Fledermaus besitzt besondere morphologische Anpassungen für die Nahrungsaufnahme, wie z. B. ihre abgeflachte Schnauze und ihre sichelförmigen Zähne.

Die Vampirfledermaus ist ein nachtaktives Tier, das sich tagsüber meist in leeren Baumstämmen oder Höhlen versteckt und Kolonien bildet, die zwischen 100 und einer Million Individuen umfassen können. Nachts kommt das Tier heraus, um sich von dem Blut von Wirbeltieren zu ernähren. Es hat eine Vorliebe für Rinderblut, obwohl es sich in manchen Regionen – wie berichtet wurde – auch von Hühnerblut ernährt.

Die Vampirfledermaus braucht regelmäßig eine Blutmahlzeit, damit sie nicht verhungert. Dieses Tier ist für Menschen sehr gefährlich, da sein Biss tödliche Krankheiten wie Tollwut übertragen oder Infektionen verursachen kann. Man findet sie in einigen Gebieten Mexikos, Chiles, Argentiniens und Uruguays.

8. Raubwanzen

Raubwanzen sind Insekten, die zur Familie der Reduviidae gehören, die 7000 Arten von Wanzen oder Heteroptera umfasst. Sie haben einen verlängerten, frei beweglichen Kopf mit Stechrüssel und lange Beine. Raubwanzen sind in der Regel 4–40 mm lang.

Diese Tiere ernähren sich in der Regel von anderen Insekten, indem sie ihnen durch den Rüssel tödlichen Speichel injizieren, der ihre Beute im Inneren verflüssigt; die entstehende Flüssigkeit nehmen sie dann auf. Diese Tiere sind in den meisten lateinamerikanischen Ländern auf Weiden und Feldern verbreitet.

Die kleinen Insekten können für Menschen sehr gefährlich sein, da der Stich einer Raubwanze schmerzhaft ist und schwere allergische Reaktionen hervorrufen kann. Das eigentliche Risiko liegt jedoch in der Übertragung des einzelligen Parasiten Trypanosoma cruzi, der beim Menschen die tödliche Chagas-Krankheit verursacht.

9. Die gefährlichsten Tiere in Lateinamerika – Pfeilgiftfrosch

Pfeilgiftfrösche sind eine Familie von Amphibien mit über 100 Arten. Sie sind klein und werden im Erwachsenenalter durchschnittlich 50 mm groß. Die meisten von ihnen neigen zu leuchtenden, kräftigen Farben, um Raubtiere abzuschrecken, eine Technik, die als aposematische Färbung bekannt ist.

Diese Amphibien ernähren sich hauptsächlich von Insekten wie Grillen, Ameisen oder Käfern. Sie sind in Mittel- und Südamerika beheimatet; mit einer größeren Präsenz in Ländern wie Kolumbien und Brasilien.

Einer der wichtigsten Pfeilgiftfrösche dieser Familie, der Schreckliche Pfeilgiftfrosch (Phyllobates terribilis), kommt in Kolumbien vor. Er ist in diesem Land endemisch, bewohnt nur ein kleines Regenwaldgebiet in der Region und gilt als das giftigste Tier der Welt. Das rührt daher, dass der Frosch ausreichend Gift produzieren kann, um zehn erwachsene Männer zu töten.

Die gefährlichsten Tiere Lateinamerikas

10. Terciopelo-Lanzenotter

Schlangen mit dem wissenschaftlichen Namen Bothrops asper haben einen auffallend dreieckigen Kopf. Sie sind dunkelgrau, grün oder braun gefärbt. Überdies haben sie ein für die Art sehr charakteristisches Fleckenmuster: Dreiecke, die auf beiden Seiten ihres Körpers verteilt sind.

Die Weibchen sind in der Regel größer als die Männchen und übertreffen sie im Erwachsenenalter in der Länge um bis zu 60 Zentimeter. Terciopelo-Lanzenottern sind vor allem in den Ländern Mittel- und Südamerikas verbreitet und bewohnen tropische Regenwälder sowie dornige und tropische Laubwälder.

Diese Schlange gilt als eine der giftigsten ihrer Art, da ihr aggressives und nervöses Verhalten zu vielen Bissen führt. Daher zählt die Terciopelo-Lanzenotter zu den gefährlichsten Tieren Lateinamerikas. Das ist in Ländern wie Mexiko oder Costa Rica der Fall, wo das Reptil mehr als 50 % der gemeldeten Schlangenbisse verursacht.

11. Die gefährlichsten Tiere in Lateinamerika – Stechmücken

Die gefährlichsten Tiere Lateinamerikas

Mit mehr als 3500 anerkannten Arten gehören die Stechmücken (Culicidae) zu den bevölkerungsreichsten Insektenfamilien der Erde. Dazu sind sie auf vier Kontinenten verbreitet. Diese kleinen fliegenden Insekten haben einen schlanken Körper und lange Beine, die im ausgewachsenen Zustand nicht länger als 15 mm sind.

Aufgrund ihrer Ernährungsgewohnheiten gelten diese blutsaugenden Insekten als die größte Gefahr für das menschliche Leben, denn sie sind für den Tod von mehr als 725.000 Menschen pro Jahr verantwortlich, verglichen mit den 50.000 Todesfällen durch Schlangenbisse. Ihre Tödlichkeit liegt in der Übertragung von Krankheiten. Eine Mücke kann verschiedene Krankheiten wie Malaria, Gelbfieber, Dengue-Fieber, Zika, Chikungunya und andere tödliche Krankheiten übertragen.


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